Spielanalyse Wasserball beim Weltcupturnier 2018 in Berlin

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Hohmann, Andreas (Universität Bayreuth / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Trainings- und Bewegungswissenschaft, Tel.: 0921 55-3460, andreas.hohmann at uni-bayreuth.de)
Kooperationspartner des Projekts:Hohenstein, Dirk (Deutscher Schwimm-Verband)
Forschungseinrichtung:Universität Bayreuth / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Trainings- und Bewegungswissenschaft
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 072029/18-19)
Kooperationspartner:Deutscher Schwimm-Verband
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:09/2018 - 12/2019
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020181100103
Quelle:profi - Projektinformationssystem

Ziel

In Zusammenarbeit zwischen der Universität Bayreuth und dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) geht es um die technische Durchführung und empirisch-statistische Auswertung einer Systematischen Spielbeobachtung beim Endrundenturnier des „Weltcup Wasserball" vom 11.16. September 2018 in Berlin.
Gegenstand der Spielbeobachtung ist das Wurfverhalten der Weltklasse unter Wettspielbedingungen. Ziel ist die wissenschaftliche Aufklärung der Defizite bei der individuellen Wurfleistung (im Sinne der Torausbeute) der deutschen Nationalspieler, die zum Teil im ungenügenden wissenschaftlichen Kenntnisstand zum wettkampfspezifischen Wurfverhalten (Wurfsituation, Wurfposition, Wurfziel, Wurfgeschwindigkeit, Wurfpräzision, etc.) begründet liegen. Konkret analysiert werden (a) die im Weltcup beobachtbaren Technikvarianten des Schlagwurfs und (b) die Situationsabhängigkeit von konkreten Umweltbedingungen („constraints") erfolgreicher Wurfaktionen.
Auf der individuellen Ebene wird das Torwurfergebnis im Wasserball auf Weltklasseniveau vor allem in Bezug auf die Wurfgeschwindigkeit und die Wurfpräzision untersucht.
Auf der kollektiven Ebene interessieren nicht die Wurfgeschwindigkeit und Wurfpräzision, sondern auch die situativen Umweltbedingungen (constraints). Besonders bedeutsam sind hierbei die Geschwindigkeit, Winkel und Präzision des Zuspiels durch den assistierenden Mitspieler und die Größe des Wurfziels, die durch die eigene Position sowie die Position des direkten Gegenspielers, des Torwarts und Tors beeinflusst wird. Explizit untersucht werden zudem die Wurfseite und Wurfposition, der Abstand zum nächsten Gegenspieler, sowie die kontinuierliche Positionsveränderung des Werfers relativ zum eigenen Gegenspieler und zum Torwart während der Aufziehbewegung. Schließlich ist für das Wurfergebnis auch die gesamträumliche Spielerverteilung (Teamzentroid) sowohl der eigenen als auch der gegnerischen Mannschaft relevant.

Planung

Um die Trajektorien der Spieler- und Ballbewegungen beim Torwurf zu erfassen, werden an der Hallendecke der Schwimmhalle senkrecht über jeder der beiden torgefährlichen Spielzonen vor den Toren eine Videokamera angebracht.
Die videografische Datenerfassung bei allen Spielen des Weltcup-Turniers erfolgt mit einer Kameratechnik, die Ballgeschwindigkeiten im Bereich von 100 km/h sowohl örtlich als auch zeitlich aufzulösen gestattet. Eingesetzt werden 2 Kameras (Panasonic) zur videografischen Aufnahme und morphologischen Wurfbeschreibung, 1 Kalibrierwürfel zur Kalibrierung der torgefährlichen Spielzonen vor den beiden Toren, 2 Videokameras des Typs GoPro HERO 5 (Aufnahmefrequenz:90-120 Hz), 2 Datenlogger zur Speicherung der ca. 60-minütigen Spielsequenzen pro Wettspiel, sowie 1 Hochgeschwindigkeitskamera (Panasonic; Aufnahmefrequenz:500 Hz) zur Erfassung der Ballgeschwindigkeit bei Maximalwürfen in der Aufwärmhalle. Die Spieler- und Balltrajektorien werden frame-by-frame digitalisiert.
Die Datenauswertung erfolgt mit Hilfe eines MATLAB-basierten Spielanalysealgorithmus. Dabei werden die getrackten Spieler- und Balltrajektorien mittels Kalibrierung in reale Weltkoordinaten transformiert und abgespeichert. Anschließend werden relevante Parameter (z.B. Schussgeschwindigkeit und –ort, Abstand zum Mit- und Gegenspieler) berechnet und hinsichtlich der einzelnen Spieler als auch kollektiver Mittelwerte ausgewertet.
Der Projektablauf gliedert sich in einen Check-Besuch im Juli 2018 vor Ort in Berlin zur Probemontage der Videokameras und der Servereinheit in der Schwimmhalle. Während des Weltcupturniers vom 11.-16. September 2018 werden sämtliche Spiele videografisch erfasst und die Daten auf einer Servereinheit abgespeichert. Die umfangreiche Digitalisierung sämtlicher Weltcupspiele erfolgt im Zeitraum Oktober-Dezember 2018. Die Auswertung der Untersuchungsdaten zum Wurfverhalten der Weltklasse erfolgt bereits parallel zur Digitalisierung und wird bis März 2019 abgeschlossen.

Ergebnisse

Die Berichtlegung und der Transfer der Untersuchungsergebnisse an die Trainerschaft des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV) erfolgt im Zeitraum April/Mai 2019.
Die Ergebnisse werden sowohl in Form von Vorträgen der Projektleiter (Andreas Hohmann und Stefan Hochstein) auf Traineraus- und –fortbildungen des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) referiert, als auch in Form eines verbandsinternen Abschlussberichts sowie späteren Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften vorgestellt.
Zusammen mit dem Abschlussbericht werden die Untersuchungsdaten dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) zur weiteren, unabhängigen Weiterverarbeitung und Auswertung überlassen. In Abstimmung mit dem DSV können die Untersuchungsdaten auch weiteren Interessenten, wie z.B. dem Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT Leipzig), den Olympiastützpunkten oder ausgewählten Universitätsinstituten zur Verfügung gestellt werden.