MoWiS - Migration und organisationaler Wandel in Sportvereinen: Analyse, Entwicklung, Implementation und Evaluation von Programmen der interkulturellen Öffnung

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Borggrefe, Carmen (Universität Stuttgart / Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft / Abteilung Sportsoziologie und -management, Tel.: 0711 685-68015, carmen.borggrefe at inspo.uni-stuttgart.de); Cachay, Klaus (Universität Bielefeld / Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft / Abteilung für Sportwissenschaft, Tel.: 0521 106 - 2007, klaus.cachay at uni-bielefeld.de); Kleindienst-Cachay, Christa (Universität Bielefeld / Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft / Abteilung für Sportwissenschaft, Tel.: 0521 106 - 2019, Christa.Cachay at uni-bielefeld.de); Altenhöner, Thomas (Fachhochschule Bielefeld / Fachbereich Sozialwesen, Tel.: 0521 106-7802, thomas.altenhoener at fh-bielefeld.de)
Mitarbeiter:Seiberth, Klaus (Universität Stuttgart / Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft); Schleifer, Tobias (Universität Stuttgart / Institut für Sportwissenschaft, Tel.: 0711 685-68212, tobias.schleifer at inspo.uni-stuttgart.de); Hoenemann, Sarah (Fachhochschule Bielefeld / Fachbereich Sozialwesen, Tel.: 0521 106 70365, sarah.hoenemann at fh-bielefeld.de); Wegener, Marcus (Universität Bielefeld / Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft / Abteilung für Sportwissenschaft, Tel.: 0521 106-2012, marcus.wegener at uni-bielefeld.de); Armbruster, Linus (Universität Bielefeld / Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft / Abteilung für Sportwissenschaft)
Forschungseinrichtung:Universität Stuttgart / Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft / Abteilung Sportsoziologie und -management; Universität Bielefeld / Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft / Abteilung für Sportwissenschaft; Fachhochschule Bielefeld / Fachbereich Sozialwesen
Finanzierung:Deutschland / Bundesministerium für Bildung und Forschung
Kooperationspartner:Württembergischer Landessportbund ; Landessportbund Nordrhein-Westfalen
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:11/2017 - 10/2020
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PR020180500045
Quelle:Projektmeldung

Ziel

Das Forschungsprojekt nimmt die Unterrepräsentanz und die unterschiedliche Verteilung von Migrantinnen und Migranten auf die Sportvereine in Deutschland zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen und fragt auf analytischer Ebene – erstens – nach den organisationsspezifischen Gründen dieser Unterschiede: Weshalb zeigt sich ein großer Teil der Vereine gegenüber der Bevölkerungsgruppe der Migrantinnen und Migranten verschlossen und weshalb gelingt es manchen Vereinen, Personen mit Migrationshintergrund als Mitglieder zu gewinnen und zu einem nachhaltigen Sportengagement zu führen? Welche strukturellen Besonderheiten kennzeichnen Sportvereine mit hohem Migrantenanteil? Wie wurde der Prozess der interkulturellen Öffnung eingeleitet und wie entwickelte sich dieser durch die Aufnahme und Teilhabe von Migrantinnen und Migranten weiter? Im Hinblick auf die Erforschung organisationaler Wandlungsprozesse von Sportvereinen ist zudem zu fragen, welchen Einfluss (sport-)politische Programme, wie etwa das Programm „Integration durch Sport“ des Deutschen Olympischen Sportbundes, haben.
Zweitens sollen mögliche Integrationseffekte, die durch strukturelle Veränderungen im Verein bewirkt werden, untersucht werden. Dabei ist z.B. zu fragen, ob und inwieweit eine Integration in den Sport, d.h. in soziale Netzwerke des Sportvereins, erfolgt und ob und inwieweit eine Integration durch Sport in die Gesellschaft stattfindet. Dies heißt zu untersuchen, ob mit der Mitgliedschaft im Verein positive Auswirkungen auf den Erwerb der deutschen Sprache, auf Bildungsprozesse, gesundheitliches Verhalten, auf die Integration in den Arbeitsmarkt und in verbands- und kommunalpolitische Prozesse einhergehen und ob eine stärkere Identifikation mit dem Leben hier und jetzt erkennbar ist.
Auf einer konzeptionellen Ebene sollen die zu erwartenden Forschungsergebnisse zur Entwicklung von Interventions- und Beratungsmaßnahmen genutzt werden, um in Vereinen Prozesse des organisationalen Wandels im Hinblick auf eine interkulturelle Öffnung systematisch zu fördern. Diese Maßnahmen sollen in enger Kooperation mit ausgewählten Vereinen und Verbänden implementiert und evaluiert werden.

Planung

Ausgehend von den formulierten Zielsetzungen des Forschungsvorhabens gliedert sich das Projekt in drei Arbeitspakete, wobei die Arbeitspakete 1 und 2 auf der analytischen Ebene angesiedelt sind, während das Arbeitspaket 3 die konzeptionelle Ebene umfasst. Zeitlich erstrecken sich die Arbeitspakete 1 und 2 auf die ersten 21 Monate der Projektlaufzeit, während das Arbeitspaket drei auf den analytischen Erkenntnissen der ersten beiden Arbeitspakete aufbaut und in den letzten 15 Projektmonaten bearbeitet wird.
Das Arbeitspaket 1 „Organisationaler Wandel und interkulturelle Öffnung“ zielt auf die theoretische Erklärung und empirische Analyse segregativer Effekte in der Teilhabe von Migrantinnen und Migranten am organisierten Sport, um darauf aufbauend organisationale Wandlungsprozesse im Hinblick auf die interkulturelle Öffnung von Sportvereinen analysieren und erklären zu können. Es geht also erstens darum herauszufinden, welche Mechanismen Inklusion bzw. Exklusion von Migrantinnen und Migranten in den bzw. aus dem organisierten Sport bedingen, um daran anschließend zweitens Anknüpfungspunkte für organisationale Wandlungsprozesse zu identifizieren und Möglichkeiten und Grenzen der interkulturellen Öffnung von Sportvereinen zu analysieren.
Das Arbeitspaket 2 „Integrative Prozesse und Effekte im Sportverein“ zielt auf die theoretische Erklärung und empirische Analyse integrativer Effekte organisationalen Wandels in Sportvereinen sowohl im Hinblick auf die Integration in den Sport (z.B. in soziale Netzwerke des Vereins) als auch hinsichtlich der Integration durch Sport in andere Bereiche der Gesellschaft. Es geht also darum herauszufinden, inwiefern sich Prozesse organisationalen Wandels und interkultureller Öffnung auf die Integration von Migrantinnen und Migranten in und durch den Sport auswirken.
Das Arbeitspaket 3 zielt auf die theoretische Reflexion, Konzeptionierung, Durchführung und Evaluierung von „Interventions- und Beratungsmaßnahmen“. Diese Maßnahmen umfassen erstens die Präsentation und Reflexion der analytischen Erkenntnisse in Vereinen und Verbänden im Rahmen von Vorträgen und Strategiegesprächen, zweitens die adressatenspezifische Aufbereitung und Dokumentation der analytischen Erkenntnisse in einer Broschüre für Vereine, drittens die Konzeptionierung und Durchführung neuer Personalentwick-lungsmaßnahmen der Verbände zum Thema „Interkulturelle Öffnung“ und viertens die Erstellung einer Projektwebseite, auf der öffentlich und kostenfrei Ergebnisse und Materialien zur Verfügung gestellt werden. Die Personalentwicklungsmaßnahmen, die in Kooperation mit dem Württembergischen Landessportbund und dem Landessport Nordrhein-Westfalen konzipiert und durchgeführt werden, sollen zudem auf der Basis eines Mixed-Methods-Designs evaluiert werden.

Ergebnisse

Es ist beabsichtigt, die Ergebnisse des vorliegenden Forschungsprojekts in drei Bereiche zu transferieren: in das Wissenschaftssystem, in das Sportsystem und in das Politiksystem.
Das Wissenschaftssystem soll erreicht werden über Veröffentlichungen in nationalen und internationalen Journals sowie Vorträgen auf Tagungen und Kongressen. Ziel dieser Bemühungen ist sowohl die Diskussion und Verbreitung der Ergebnisse als auch die Produktion von Anschlussofferten für weitere Forschungen. Die Ergebnisse des MoWiS-Projekts werden zudem in Lehrveranstaltungen der Stuttgarter Studiengänge B.A. und M.A. „Sportwissenschaft: Soziologie und Management“ eingebunden, in denen die Studierenden u.a. für Tätigkeitsfelder im Bereich des organisierten Sports qualifiziert werden.
Der Transfer der Ergebnisse in das Sportsystem erfolgt erstens über Vorträge und Strategiegespräche in Vereinen und Verbänden. Zweitens wird eine Broschüre für Vereine entwickelt, in der die analytischen Erkenntnisse des Projekts adressatenspezifisch aufbereitet und dokumentiert werden. Drittens werden gemeinsam mit den Landessportbünden NRW und Württemberg neue Personalentwicklungsmaßnahmen zum Thema „Interkulturelle Öffnung“ für Vereinsfunktionäre und -manager sowie für Trainer und Übungsleiter entwickelt und durchgeführt. Gemeinsam mit den Sportbünden ist dabei zu reflektieren, wie sich solche Maßnahmen dann auch auf die Ebene der Sportfachverbände ausweiten und übertragen lassen.
Nicht zuletzt soll mit den Ergebnissen des Projekts das politische System (Ministerien auf Bundes- und Landesebene, politische Parteien, Mandatsträger) erreicht werden, um das Zusammenspiel zwischen Sportverbänden und Politik zu verbessern. Insbesondere sollen die Ergebnisse dazu beitragen, dass die durch die Politik aufgelegten Programme, die unter dem Label „Integration durch Sport“ fungieren, zielführend gestaltet werden.