Der schnelle Arm im Tennis - trainings- und bewegungswissenschaftliche Analysen zur Optimierung der Aufschlagqualität im Nachwuchsleistungstennis

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Ferrauti, Alexander (Universität Bochum / Fakultät für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Trainingswissenschaft, Tel.: 0234 22451, alexander.ferrauti at rub.de)
Forschungseinrichtung:Universität Bochum / Fakultät für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Trainingswissenschaft
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 072017/16)
Kooperationspartner:Deutscher Tennis Bund
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:06/2016 - 12/2016
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020160700095
Quelle:profi - Projektinformationssystem

Ziel

Zahlreiche Belege dokumentieren im Spitzentennis eine erhebliche Zunahme der leistungslimitierenden Bedeutung des Aufschlags (Geschwindigkeit und Präzision). Bislang mangelt es jedoch im Nachwuchsleistungstennis an alters- und geschlechtsspezifischen Kenntnissen über die hierfür erforderlichen konditionellen Voraussetzungen, über Charakteristika einer erfolgreichen Bewegungsausführung sowie über deren taktisch effizienten Einsatz. Das geplante Service-Forschungsprojekt für den Deutschen Tennis Bund (DTB) greift diese Problematik wie folgt auf:
1. Identifikation und Quantifizierung des Einflusses von anthropometrischen und konditionellen Voraussetzungen für eine hohe Aufschlagqualität in Abhängigkeit von Alter und Geschlecht.
2. Analyse der Effizienz spieltaktischer Einsatzstrategien verschiedener Aufschlagvarianten und Diagnostik von Aufschlaggeschwindigkeit und -präzision unter realen Matchbedingungen.
3. Differenzierung bewegungsanalytischer Merkmale und Modellierung erfolgreicher und wenig erfolgreicher Aufschlagtechniken.

Planung

Das dreistufige Projekt beinhaltet zwei Felduntersuchungen (FU1, FU2) und eine Laboruntersuchung (LU).
FU1: Alle 350 deutschen D- und C-Kaderspieler beiderlei Geschlecht der Altersklassen U12, U14, U16 und U18 werden hinsichtlich der Parameter Aufschlaggeschwindigkeit und Aufschlagpräzision sowie begleitender konditioneller Parameter untersucht. Zusätzlich erfolgt eine systematische Befragung hinsichtlich der aufschlagrelevanten Trainingsumfänge und -inhalte.
FU2: Die besten und schlechtesten Aufschläger aus FU1 (n=80, w, m, alle AK) absolvieren ein Einzelmatch auf einem mit komplexer Messtechnik (u.a. Hawk Eye Technik) ausgestatteten Tennisplatz zur quantitativen Erfassung der technisch-taktischen Anwendung des Aufschlags.
LU: Für die gleiche selektierte Stichprobe erfolgen detaillierte Bewegungsanalysen im Labor zur Erfassung diskriminierender Bewegungselemente guter und schlechter Aufschläger für alle gängigen Aufschlagvarianten.

Ergebnisse

Die Projektinhalte ermöglichen die im Folgenden aufgezeigten vielfältigen Chancen zur kurz- und langfristigen Implementierung in die Leistungssportpraxis:
1. Generierung von unmittelbaren Feedback Informationen für alle teilnehmenden Kaderspielerinnen und -spieler sowie deren Trainer, Betreuer und Eltern aus allen drei Untersuchungsabschnitten (FU1, FU2 und LU). Dies beinhaltet die leistungsdiagnostischen Befunde als auch die spiel- und bewegungsanalytischen Untersuchungsergebnisse. In Einzelgesprächen werden die quantitativen (visuelle Datenaufbereitung) und qualitativen Ergebnisse (Videoanalysen und Modellierungen) vermittelt und hinsichtlich der trainings-praktischen Relevanz diskutiert.
2. Die Befunde ermöglichen aus mittel- und langfristiger Perspektive die Definition von grundsätzlichen technisch-taktischen Leitlinien der Trainingssteuerung zur Optimierung des Aufschlagtrainings im Nachwuchsleistungstennis und hierdurch eine wesentliche Bereicherung der Trainingslehre im Tennissport. Diese Leitlinien können erstmals sowohl alters- als auch geschlechtsspezifisch formuliert werden.
3. Die nachhaltigen infrastrukturellen Installationen (universitäre und sportpraktische DTB Untersuchungszentren, u a. Playsight-Court) und der Kompetenzerwerb im Umgang mit diesen, können langfristig weit über die Grenze des Projektzeitraums genutzt werden und sichern einen bedeutsamen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen sportwissenschaftlich konkurrierenden Tennisnationen (z. B. Großbritannien, USA und Australien).
4. Alle Erkenntnisse fließen in den aktuell zu erstellenden elektronischen Online-Lehrplan des DTB ein und kommen dadurch der deutschen Trainerschaft aller Lizenzstufen zu gute. Der Antragsteller ist als assoziiertes Mitglied des DTB Ausschusses für Ausbildung und Training eng in die Lehrplankonzeption involviert. Speziell die Analysen aus FU2 und LU lassen wertvolle visuelle Informationen für diesen Lehrplan erwarten.