Effekte eines mittelfristigen Trainingskonzepts unter partiell entleerten Glykogenspeichern auf Parameter der Gesundheit und Leistungsfähigkeit bei Ausdauerathleten (Train Low)

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Carlsohn, Anja (Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd, Tel.: 07171 983284, anja.carlsohn at ph-gmuend.de)
Mitarbeiter:Souza Silveira, Raul de (Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd, Tel.: 07171 983431, raul.desouzasilveira at ph-gmuend.de)
Forschungseinrichtung:Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 070502/16-18)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:05/2016 - 04/2017
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020160400034
Quelle:profi - Projektinformationssystem

Ziel

Zielsetzung und Beschreibung des Projektes: Einleitung und Problemstellung Eine sportgerechte Ernährung, insbesondere die Bedarfsdeckung von Nährstoffen ist für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Athleten essenziell (Rodriguez, 2009; Maughan 2012). Neuere Forschungsansätze legen zudem die Bedeutung einer auf das jeweilige Training abgestimmten Nährstoffverfügbarkeit auf die Trainingsadaptation dar (Hargreaves, 2002; Hawley, 2010; Hawley, 2011). Die Kohlenhydratverfügbarkeit insbesondere aus endogenen Speichern (Glykogenspeicher) beeinflusst beispielsweise zelluläre Adaptationen auf Trainingsreize in Ausdauersportarten. Mehrere Studien zeigen, dass bei Ausdauertraining unter partiell entleerten Glykogenspeichern die Trainingsadaptation bezogen auf den Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel sowie die mitochondriale Biogenese deutlich stärker ist als nach identischen Trainingsinhalten bei adäquat gefüllten Glykogenspeichern (Hansen, 2005; Yeo, 2008; Hulston, 2010; Hawley, 2011). Zudem konnte eine relevant verbesserte Leistungsentwicklung bei Ausdauerathleten, die jede zweite Trainingseinheit unter entleerten Glykogenspeichern trainiert hatten, verglichen mit Ausdauerathleten, die dieselben Trainingsinhalte mit gefüllten Glykogenspeichern absolvierten, gezeigt werden (Hansen, 2005; Yeo, 2008). Derartige Effekte wurden bereits nach sehr kurzer Intervention (3 Wochen bzw. 9 Trainingseinheiten mit partiell entleerten Glykogenspeichern) und bei bereits gut trainierten Athleten nachgewiesen (Yeo, 2008). Die Modulation der Nährstoffverfügbarkeit während der Trainingseinheit hat demnach in Hinblick auf die Trainingsadaptation und Leistungsentwicklung von Ausdauerathleten ein Potenzial, das über die reine Bedarfsdeckung von Energie, Vitaminen oder Mineralstoffen hinausgeht. Dennoch ist bisher unklar, ob die o.g. positiven Effekte auf die Leistungsfähigkeit und Stoffwechseladaptationen bei längerer Interventionsdauer bzw. mehr Trainingseinheiten unter entleerten Glykogenspeichern bestehen bleiben, sich potenzieren oder möglicherweise negative Effekte (z.B. nachteilige Auswirkungen auf die Leistungsentwicklung, unerwünschte Effekte auf den Ernährungszustand oder die Infektanfälligkeit) auftreten. Um Empfehlungen zum Training mit entleerten Glykogenspeichern sowohl für Leistungs- als auch Gesundheitssportler geben zu können, ist es Ziel dieses Forschungsvorhabens, die noch unklaren Effekte von über einen längeren Zeitraum in den Trainingszyklus integrierten Train Low-Einheiten zu untersuchen. Fragestellungen Es stellt sich demnach die Frage, ob sich das wissenschaftlich begründete, kombinierte Ernährungs- und Trainingskonzept („Train Low“) mit durchaus überzeugendem Potenzial zur positiven Beeinflussung der Leistungsentwicklung von Ausdauerathleten für die Integration in mittelfristige Trainingsplanungen eignet oder ob möglicherweise unerwünschte Effekte auftreten. Aufgrund des bisherigen internationalen Forschungsstandes werden folgende Arbeitshypothesen aufgestellt: 1) Eine 3-monatige Train Low-Intervention bei gut trainierten Ausdauerathleten (Läufer, Triathleten) führt verglichen mit Ausdauertraining ohne Train Low-Intervention zu einer (deutlicheren) Steigerung von Parametern der Ausdauerleistungsfähigkeit (maximale Sauerstoffaufnahmekapazität VO2max; 10.000 m Timetrial [Laufen]; individuelle anaerobe Schwelle [IAS]). 2) Infolge einer 3-monatigen Train Low-Intervention bei gut trainierten Ausdauerathleten (Läufer, Triathleten) ist die selbstgewählte, submaximale Laufgeschwindigkeit am Ende eines Timetrials („Endspurtgeschwindigkeit“) verglichen mit Ausdauertraining ohne Train Low-Intervention niedriger. 3) Eine 3-monatige Train Low-Intervention bei gut trainierten Ausdauerathleten (Läufer, Triathleten) führt– bedingt durch eingeschränkte Lebensmittelauswahl zwischen zwei Trainingseinheiten – zu Veränderungen der Körperzusammensetzung und der Nährstoffzufuhr (d.h. Aufnahme von Makro- und Mikronährstoffen im Wochendurchschnitt) aus. 4) Eine 3-monatige Train Low-Intervention bei gut trainierten Ausdauerathleten (Läufer, Triathleten) führt verglichen mit Athleten mit identischen Trainingsinhalten aber adäquate gefüllten Glykogenspeichern möglicherweise zu einer gesteigerten Infektanfälligkeit. Ziel des Projekts ist es daher, 1) die Effekte einer 3-monatigen Train Low-Intervention bei ausdauertrainierten Athleten aus Laufsportarten (inkl. Triathlon) auf ausgewählte Parameter der sportlichen Leistungsfähigkeit (Geschwindigkeit an der individuellen anaeroben Schwelle (IAS), Ausdauerleistung im 10.000 m Timetrial, maximale Sauerstoffaufnahmekapazität VO2max, Belastungsintensität am Ende einer maximalen Belastung „Endspurtgeschwindigkeit“ am Ende des Timetrials]) zu untersuchen, 2) Trainingsausfälle (Krankheitstage) infolge von Erkrankungen (z. B. Infekte, gastrointestinale Beschwerden), Auswirkungen auf die Körperzusammensetzung sowie auf die mittelfristige Nährstoffversorgung (und somit dem Risiko potenzieller Nährstoffdefizite) während der Train Low-Intervention zu erfassen und mit denen einer Kontrollgruppe (äquivalentes Training ohne entleerte Glykogenspeicher) zu vergleichen.

Planung

Studiendesign Probanden und Rekrutierung: In die Untersuchung werden entsprechend einer Fallzahlschätzung 24 Ausdauerathleten aus Laufsportarten (z. B. leichtathletische Laufdisziplinen, Triathlon) eingeschlossen. Die Probandenakquise gelingt über Zusammenarbeit mit regionalen Sportvereinen, Rekrutierung bei lokalen Sportwettkämpfen, Ausdauersport betreibende Hochschulangehörige oder in Zusammenarbeit mit dem Olympiastützpunkt Stuttgart. Eingeschlossen werden Athleten (18- 40 Jahre), die aktuell beschwerdefrei sind und keine diagnostizierte Stoffwechselstörung (z. B. Diabetes mellitus I oder II, Insulinresistenz) aufweisen. Weitere Einschlusskriterien sind leistungsorientiertes Training (mind. drei Trainingseinheiten pro Woche) und eine regelmäßige Wettkampfteilnahme. Voraussetzung für die Teilnahme an der Studie ist zudem das Vorliegen einer aktuellen, uneingeschränkten Sporttauglichkeit entsprechend den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP).

Ergebnisse

Die Dokumentation der Datenerhebung erfolgt über einen Prüfbogen (Case Report Form, CRF) nach Richtlinien der Good Clinical Practice (GCP). Alle Messdaten werden anonymisiert gespeichert und gesichert. Nach Erfassung der Werte werden die Daten einer Plausibilitätskontrolle unterzogen. Bei fehlender Plausibilität erfolgt ein Abgleich mit den Rohdaten und ggf. Korrektur bzw. Elimination nicht plausibler Daten. Nach Abschluss der Plausibilitätskontrolle wird die Datenbank geschlossen und die Daten auf Normalverteilung geprüft. Da innerhalb der 3 Monate von Ausfällen der Train Low - Trainingseinheiten bei einzelnen Athleten auszugehen ist, wird sowohl mittels ‚per-protocol‘ als auch mittels‚ intention-to-treat‘ Analyse ausgewertet. Die Auswertung der Daten erfolgt deskriptiv (Mittelwert, Standardabweichung) und mittels t-Test für ungepaarte Stichproben sowie zweifaktorieller ANOVA Analysen (= 0.05).