Paderborner Adipositas-Prävention und Intervention (PAPI) - Modul Schwangerschaft / Neue Eltern (erste und zweite Projektphase)

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Brandl-Bredenbeck, Hans Peter (Universität Paderborn / Fakultät für Naturwissenschaften / Department Sport und Gesundheit / Arbeitsbereich Sportpädagogik und Sportdidaktik, Tel.: 05251 60-5305 , brandl.bredenbeck at uni-paderborn.de ); Heseker, Helmut (Universität Paderborn / Fakultät für Naturwissenschaften / Department Sport und Gesundheit / Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit, Tel.: 05251 60-3835 , helmut.heseker at upb.de)
Mitarbeiter:Satzinger, Nicole; Gellhaus, Ines
Forschungseinrichtung:Universität Paderborn / Fakultät für Naturwissenschaften / Department Sport und Gesundheit / Arbeitsbereich Sportpädagogik und Sportdidaktik; Universität Paderborn / Fakultät für Naturwissenschaften / Department Sport und Gesundheit / Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit
Finanzierung:Deutschland / Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:11/2006 - 10/2011
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020101000205
Quelle:Jahreserhebung

Zusammenfassung

Das PAPI Projekt gehörte in seiner ersten Projektphase 2006 - 2009 zu den 24 Gewinnerprojekten des bundesweiten Wettbewerbs des Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz "Besser essen. Mehr bewegen". Ziel aller Projekte war die Entwicklung von Strategien zur Adipositasprävention im Kindes- und Jugendalter. Das Modul Schwangerschaft/Neue Eltern des PAPI Projektes wird zum Zweck der Verstetigung für weitere zwei Jahre gefördert. Es handelt sich um ein Entwicklungsprojekt, die Gesamt-Evaluation aller Projekte und Maßnahmen erfolgt extern durch das Max Rubner Institut, Karlsruhe. Die eigenen Untersuchungen beschränken sich daher auf die Auswertung von selbst erstellten Fragebögen und Gewichtsmessungen, um die neu entwickelten Methoden auf Ihre Umsetzbarkeit, Akzeptanz und in ersten Vortests auf ihre Wirksamkeit hin zu untersuchen.
I Vorhabensziel:
Durch richtige Ernährung und angemessene Bewegung können bereits in der Schwangerschaft und den ersten Lebensjahren eine schleichende Adipositas der Mutter sowie die perinatale Fehlprogrammierung des kindlichen Stoffwechsels vermieden werden. Dazu werden Methoden für ein Netzwerk von Multiplikatoren geschaffen, bewertet und verbreitet, welche werdende Eltern für einen gesunden Lebensstil in der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren sensibilisieren und anleiten.
II Arbeitsplanung:
Die Schwangerschaft und die ersten Lebensjahre eines Kindes sind sensible Phasen, in denen es durch den Lebensstil der Eltern entscheidend in seiner körperlichen Entwicklung und in seinem Gesundheit geprägt wird. Der kindliche Stoffwechsel wird bereits im Mutterleib programmiert. Vorbestehendes Übergewicht und /oder Übernährung in der Schwangerschaft führen zur Erhöhung von kindlichen Stoffwechselparametern wie Insulin, Glukose, Protein und Leptin während kritischer Entwicklungsphasen. Es kommt zu einer Fehlprogrammierung dieser Regelgrößen für Appetit und Stoffwechsel. Für das Kind steigt somit das Risiko für Übergewicht, Diabetes und kardiovaskulären Folgeerkrankungen. Ein Präventionskonzept zur Vermeidung von Übergwicht im Kindesalter muss daher bereits in der Schwangerschaft beginnen. Mit der Zielsetzung der Primärprävention, wurden in der ersten Projektphase zur allgemeinen Ansprache aller Schwangeren und jungen Eltern Informationsmaterialien für die Rückseiten der Mutterpässe und der Kinderuntersuchungshefte entwickelt, die von den Fachkräften aus Medizin und Geburtshilfe ausgegeben werden und als Beratungsleitfaden dienen. Denn die Schwangerschaft und die ersten Lebensjahre des Kindes sind sensible und unter Umständen entscheidende Phasen für Veränderungen des Lebensstils einer Familie. Die Beratungsleitfäden bestehen aus kurzen und einfachen Botschaften zum gesunden Lebensstil. Diese Botschaften werden zusätzlich durch Piktogramme verbildlicht. Ein Ziel der Beratung mit Hilfe des Leitfadens, ist die Erweiterung des Bewusstseins der neuen Eltern bezüglich der Relevanz ihres Lebensstils für das gesunde und unbeschwerte Aufwachsen ihrer Kinder. Vorangestellt ist dabei die Sensibilisierung der Multiplikatoren für die Verantwortlichkeiten ihres persönlichen Handelns und Arbeitens. Im Rahmen der zweiten Projektlaufzeit sollen diese Beratungsleitfäden über den Kreis Paderborn hinaus in die Region Ostwestfalen-Lippe verbreitet werden. Projektpartner ist hierbei der aid infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V., der die Überarbeitung und Produktion der Beratungsleitfäden übernimmt. Zur Exploration der Umsetzbarkeit, Akzeptanz und Wahrnehmung der Beratungsleitfäden wurden im Jahr 2008, ein Jahr nach der Einführung, die eingesetzten Multiplikatoren (Kinderärzte, Gynäkologen, Hebammen, Arzthelferinnen und Schwangerenberaterinnen) schriftlich zu deren Anwendung befragt. Ergebnisse der Befragung siehe unter "Zwischenergebnisse". Für eine konsequente Umsetzung der Empfehlungen des Beratungsleitfadens wurde in der ersten PAPI Projektlaufzeit ein innovatives und neuartiges Präventionssportangebot, „Aktiv und Gesund durch die Schwangerschaft“ konzipiert, in einer Pilotphase durchgeführt und evaluiert. Das Präventionsprogramm ermöglicht Schwangeren im zweiten Trimenon durch eine Kombination eines aktiven Bewegungsangebotes mit gezieler Ernährungsschulung die Verankerung eines gesunden Lebensstils für sich und ihr zukünftiges Kind. Die Innovation hierbei liegt unter anderem in der Kooperation von Hebammen, Ernährungsfachkräften und Sportvereinen. Der Kurs ist aufgrund seiner Inhalte eine sinnvolle Ergänzung zum bereits etablierten Geburtsvorbereitungskurs. Ziel des Angebotes ist, die Schwangere für einen gesunden Lebensstil zu sensibilisieren, prä- und perinatale Komplikationen zu minimieren und Risikofaktoren wie Gestationsdiabetes, Adipositas der Mutter usw. entgegen zu wirken. Im Rahmen der zweiten Projektlaufzeit soll das Kursangebot landesweit verbreitet werden. Das Programm umfasst zwölf Einheiten von je 90 Minuten Dauer über einen Zeitraum von zwölf Wochen. Es richtet sich an Schwangere, die sich im zweiten Drittel der Schwangerschaft befinden (ab 12. Schwangerschaftswoche) und deren Schwangerschaft bisher ohne Komplikationen verlaufen ist. In zehn der zwölf Einheiten findet ein gezieltes Bewegungsprogramm statt. Zwei Einheiten beinhalten eine gezielte Schulung zu den Themen Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie Säuglingsernährung und Beikosteinführung. Der Präventionskurs wurde von April 2008 bis März 2009 in einer ersten Pilotphase durchgeführt und auf seine Angemessenheit und Effektivität hin überprüft. Über 70 Schwangere im Alter von 25 bis 40 Jahren nahmen bis heute an dem Kurs teil, 29 davon waren zunächst in die Evaluation eingeschlossen. Dabei wurden die Teilnehmerinnen zu Beginn jeder Kursstude gewogen und ihr Blutdruck gemessen. Außerdem wurden zu Beginn und am Ende des Kurses Fragebögen zum Ess- und Bewegungsverhalten sowie ein abschließender Fragebogen zur Beurteilung des Kurses ausgewertet (s. Zwischenergebnisse). Für die weitere Durchführung des Präventionskurses ist eine zusätzliche Qualifizierung der Hebammen und Übungsleiter Voraussetzung, da diese bis heute bundesweit noch nicht auf das spezielle Themengebiet „Sport in der Schwangerschaft“ innerhalb ihrer Ausbildung vorbereitet werden. Ein Konzept zur Qualifikation dieser Berufsgruppen wurde in der ersten Projektphase erstellt. Im Laufe der zweiten Projektphase soll diese Qualifizierung für Hebammen und Übungsleiter in Zusammenarbeit mit dem Landessportbund Nordrhein Westfalen etabliert und landesweit angeboten werden.
III Geplante Ergebnisverwertung:
Die Ergebnisse werden für die Überarbeitung und Verstetigung der Maßnahmen in der zweiten Projektphase 2009 - 2011 verwendet. Nach der Machbarkeitsstudie des Präventionskurses ist eine Interventionsstudie zur wissenschaftlichen Evaluation ab 2011 geplant.

(Zwischen)Ergebnisse

Die Befragung der Multiplikatoren bezüglich der Beratungsleitfäden für die Beratung neuer Eltern (Kinderärzte, Hebammen, Arzthelferinnen) ergab eine durchweg positive Beurteilung der Materialien. Bei einem Rücklauf von 50% der insgesamt 62 ausgegebenen Fragebögen gaben 69% der Befragten an, die Checklisten tatsächlich zur Beratung der Eltern zu nutzen. Insgesamt sprechen sich 96,8% für eine Weiterführung der Maßnahme aus. Pädiater, pädiatrische Arzthelferinnen und Hebammen konnten für das Thema Adipositasprävention sensibilisiert werden und haben es in ihre Beratung aufgenommen. Die Befragung der Multiplikatoren für die Beratung in der Schwangerschaft (Gynäkologen, Hebammen, Arzthelferinnen, Schwangerenberaterinnen) ergab eine durchweg positive Beurteilung der Materialien. Bei einem Rücklauf von über 40% der insgesamt 124 ausgegebenen Fragebögen gaben 60% der Befragten an, die Checklisten tatsächlich zur Beratung der Schwangeren zu nutzen. Hierbei liegt die Rate der nutzenden Hebammen mit 80% deutlich höher als bei den Gynäkologen (36%). Diese geben als Grund dafür an, dass die Inhalte der Checklisten sowieso den üblichen Beratungsinhalten entsprechen. Dennoch sprechen sich auch die Gynäkologen zu 86% für eine Weiterführung der Maßnahme aus. Die Befragung von 253 Eltern zur Wahrnehmung der Beratungsleitfäden ergab, dass 26% explizit mit deren Hilfe beraten worden sind. Diese Personen empfanden die Kombination aus Beratung und dem anschaulichen Material als sehr hilfreich. Weitere 40% der Befragten haben die Aussagen zumindest zur Kenntnis genommen. Betrachtet man die Ergebnisse des Präventionsangebotes "Aktiv und gesund durch die Schwangerschaft", so zeigen sich erste Tendenzen dahin, dass die übergewichtigen und adipösen Schwangeren während der zwölfwöchigen Kurslaufzeit weniger an Gewicht zu genommen haben, als in den ersten Schwangerschaftswochen bis zum Beginn des Kurses. Bei der Befragung der Teilnehmerinnen zu den Inhalten des Angebotes gaben diese an, dass der Kurs einen Einfluss auf ihre Schwangerschaft und ihr Gesundheitsverhalten bewirkte. Inwiefern eine tatsächliche Veränderung des Lebensstils erreicht werden kann, wird erst bei längerfristiger Nachbetrachtung deutlich. Dies trifft auch auf die Anbindung der Familie an den Sportverein zu. Bezüglich des Bewegungsverhaltens zeigt sich, dass das angeleitete und gezielte Bewegungstraining dazu führte, dass keine der Teilnehmerinnen ihr Bewegungsverhalten in der Schwangerschaft reduzierte. Einige Frauen erhöhten sogar ihre tägliche und wöchentliche Bewegungszeit.