Psychologische Grundlagen von Schiedsrichterentscheidungen im Fußball

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Memmert, Daniel (Universität Heidelberg / Institut für Sport und Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Bewegung und Training, Tel.: 06221 544340 , daniel.memmert at issw.uni-heidelberg.de)
Forschungseinrichtung:Universität Heidelberg / Institut für Sport und Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Bewegung und Training
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:03/2006 - 12/2008
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020090800116
Quelle:http://idb.zuv.uni-heidelberg.de

Zusammenfassung

In einer Datenbankanalyse wird gezeigt, dass in der ersten Viertelstunde eines Fußballspiels signifikant weniger persönliche Verwarnungen („gelbe Karten“) ausgesprochen werden als im Rest des Spiels. Neben pragmatischen Gründen (z. B. keine Wiederholungsfouls zu Beginn) erklären wir diesen Effekt als Resultat einer notwendigen Kalibrierung der Schiedsrichter. Nach dem Konsistenzmodell (Haubensak, 1992a) für solche Urteile entwickeln Menschen (Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter) zu Beginn einer Stimulusserie (des Spiels) eine Urteilsskala und verwenden diese konsistent (über die gesamte Spielzeit). Diese Urteilsskala muss zunächst kalibriert werden: würden leichte Vergehen zu Beginn als „gelbe Karte“ klassifiziert, müssten alle nachfolgenden Vergehen gleicher oder größerer Schwere ebenfalls zu gelben Karten führen. Da aber eine Norm herrscht, persönliche Verwarnungen sparsam einzusetzen, können zu Beginn des Spiels nur wenige gelbe Karten vergeben werden; d. h. objektiv sollte für ein Vergehen zu Beginn mit höherer Wahrscheinlichkeit eine gelbe Karte gegeben werden als dies realiter der Fall ist. Diese Vorhersage wurde in einem Experiment getestet und die Implikationen für die Urteilssituation von Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern werden diskutiert.