Altern und körperliche Aktivität: Barrieren und Erleichterungen

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Schlicht, Wolfgang (Universität Stuttgart / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Sport- und Gesundheitswissenschaften I, Tel.: 0711 685 – 63152, wolfgang.schlicht at sport.uni-stuttgart.de)
Mitarbeiter:Kanning, Martina
Forschungseinrichtung:Universität Stuttgart / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Sport- und Gesundheitswissenschaften I
Finanzierung:Landesstiftung Baden-Württemberg
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:09/2005 - 01/2009
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020080800230
Quelle:Jahreserhebung

Zusammenfassung

Das aus Mitteln der Landesstiftung Baden-Württemberg gGmbH geförderte Projekt analysiert Bedingungen und Faktoren, die es älteren Personen ermöglichen, erfolgreich zu altern. Ein heuristisches Modell bildet die theoretische Grundlage der einzelnen Untersuchungen. Dieses definiert erfolgreiches oder gelingendes Altern als einen dynamischen Prozess und das subjektive Wohlbefinden als das Kriterium des Gelingens. Die einzelnen Prozesse und Strukturen, die zu einem gelingenden Alterungsprozess führen, sind in diesem Modell enthalten. Eine der Kernannahmen des Modells lautet, dass die Bedürfnisbefriedigung persönlich-relevanter Ziele ein erhöhtes subjektives Wohlbefinden bewirkt. Das Forschungsprojekt integriert drei Studien, die unterschiedliche Fragestellungen verfolgen und über zwei differente, methodische Zugänge beantwortet werden. Im retrospektiven Zugang wurden 1.200 zufällig ausgewählte und nach Geschlecht und Wohnort stratifizierte Personen (50 bis 60 Jahre) zu ihrer sportlichen Biographie, ihrem aktuellen Bewegungsverhalten, sowie zu den Determinanten der körperlich-sportlichen Aktivität befragt. Die so gewonnenen Daten wurden pfadanalytisch behandelt. Im prospektiven Zugang wurden Aktivitätswirkungen und Regulationsprozesse ambulatorisch erfasst. Dazu wurden 16 Probanden aus dem Stichprobenpool der retrospektiven Befragung über mehrere Monate im Alltag begleitet. In zwei getrennten Studien wurde (1) geklärt, inwieweit körperliche Aktivitäten einen gelingenden Alterungsprozess unterstützen und (2) auf welche Weise ältere Personen im Alltag Barrieren überwinden, die sie an einer körperlichen Aktivität hindern. Die Strukturgleichungsanalysen der retrospektiven Befragung zeigen, dass die aktuelle Aktivität durch psychologische als auch durch sozio-strukturelle Variablen, sowie der Sportbiographie determiniert wird. Potentielle Moderatorvariablen (Geschlecht, Alter, Bildung, Lebensstil, städtisches oder ländliches Umfeld) gruppieren sich in einer Clusteranalyse zu einem Cluster cult-city und einem Cluster triv-village. Neben dem bevorzugten Lebensstil (Hochkultur = cult vs. Trivialkultur = triv) differenziert der Wohnort (städtische Umgebung = city vs. ländliche Umgebung = village) zwischen den beiden Clustern. Über die allgemeine Modellschätzung hinaus gibt es einige Auffälligkeiten:
(1) Wird die Sportbiographie in verschiedenen Altersabschnitten betrachtet, dann beeinflussen körperliche Aktivitäten der zurückliegenden 15 bis 20 Jahre die aktuelle Aktivität wesentlich stärker, als jene Aktivitäten, die in der Kindheit, der Jugendzeit und während des jungen Erwachsenenalters ausgeführt wurden.
(2) Die direkten Einflusspfade des Modells differieren zwischen den Clustern. Von Personen des Clusters triv-village werden sozio-strukturelle Faktoren wesentlich stärker als Barrieren für eine körperlich aktive Lebensweise wahrgenommen als von Personen des Clusters cult-city. Multilevel-Analysen der ersten prospektiven Befragung ergeben, dass körperliche Aktivitäten im Vergleich zu inaktiven Tätigkeiten einen positiven Effekt auf das momentane Befinden ausüben. Personen fühlen sich während aktiver Episoden wohler und sind zufriedener als während inaktiver Episoden. Der Effekt wird durch das Ausmaß an selbst bestimmter Entscheidung bzw. durch intrinsische Anreize der Tätigkeit beeinflusst. Die qualitativen Inhaltsanalysen der zweiten prospektiven Studie verdeutlichen, dass die Strategie der Aufmerksamkeitskontrolle einen Schwerpunkt im Barrierenmanagement der Probanden definiert. Mit einer hohen Aufmerksamkeitskontrolle hält eine Person ihr vorgenommenes Aktivitätsziel kognitiv präsent und wertet demgegenüber Anreize konkurrierender Handlungen ab.