Tätigkeits- und zweckzentrierte Anreize der Aufrechterhaltung sportlicher Aktivität: Eine differenzierte Analyse von Anreizkonstellationen

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Brunner, Sybille (Universität Zürich / Psychologisches Institut / Allgemeine Psychologie (Motivation), s.brunner at psychologie.unizh.ch); Schüler, Julia (Universität Zürich / Psychologisches Institut / Allgemeine Psychologie (Motivation))
Mitarbeiter:Brunner, Sybille (Universität Zürich / Psychologisches Institut / Allgemeine Psychologie (Motivation))
Forschungseinrichtung:Universität Zürich / Psychologisches Institut / Allgemeine Psychologie (Motivation)
Finanzierung:Schweiz / Eidgenössische Sportkommission
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/2005 - 09/2006
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020060500094
Quelle:Jahreserhebung

Zusammenfassung

Die gesundheitsförderlichen Auswirkungen langfristiger sportlicher Aktivität auf das physische und psychische Befinden sind vielfach belegt (s. Abele, Brehm & Pahmeier, 1997). So wundert es nicht, dass die Frage, wie sportliche Aktivität langfristig aufrechterhalten werden kann, das gesundheitspolitische und das aktuelle Forschungsinteresse weckt (s. Fuchs, 2003). Diese Frage ist auch Gegenstand des hier vorliegenden Forschungsvorhabens, das darauf abzielt, Unterschiede in der Aufrechterhaltung sportlicher Aktivität zu erklären. Hierzu wird ein motivationspsychologisches Erklärungsmodell herangezogen. Ein zweites Ziel besteht in dem Nachweis, dass eine aus diesem Modell abgeleitete Interventionsmassnahme die langfristige Aufrechterhaltung sportlicher Aktivität fördert. Die theoretischen Grundlagen des Erklärungsmodells sollen durch ein Beispiel zweier Sportlerinnen eingeleitet werden: Im ersten Falle handelt es sich um eine begeisterte Sportlerin, die ihr Training mit viel Spass und Genuss absolviert und zusätzlich die Konditionssteigerung und den Muskelaufbau anstrebt, die sich als Folge des Trainings einstellen. Im zweiten Falle handelt es sich um eine Sportlerin, für die das Training eine aversive Tätigkeit darstellt, bei der sie sich quälen muss und sich unwohl fühlt. Sie trainiert allein aus dem Grunde, weil sie die Folgen des Trainings, wie z.B. Konditionssteigerung und Muskelaufbau, hoch wertgeschätzt. Wer von den beiden Sportlerinnen wird die sportliche Aktivität wohl über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten? Um diese Frage theoretisch fundiert beantworten zu können, wird das motivationspsychologische Konstrukt der tätigkeits- und zweckzentrierten Anreize (z.B. Rheinberg, 1989) herangezogen. Dies besagt, dass die Anreize für eine Tätigkeit in der Tätigkeit selbst (tätigkeitszentrierte Anreize) oder aber in den Ergebnisfolgen der Tätigkeit liegen (zweckzentrierte Anreize). In der motivations- und sportpsychologischen Forschung gilt als gut belegt, dass tätigkeitszentrierte Anreize die Persistenz im Verhalten stärker fördern als zweckzentrierte Anreize (z.B. Vallerand & Rousseau, 2001). Das erste Ziel dieser Forschungsarbeit ist nun, zweckzentrierte und tätigkeitszentrierte Anreize weiter zu differenzieren, um Unterschiede in der sportlichen Persistenz noch besser erklären zu können. Die Differenzierung geschieht anhand zweier Merkmale. Ein Merkmal ist die Valenz des Anreizes, der positiv oder negativ sein kann, das andere Merkmal ist die Art der Kombination von zweck- und tätigkeitszentrierten Anreizen. In dem Beispiel der Sportlerinnen finden sich beide Merkmale wieder: Bei der ersten Sportlerin ist ein positiver Tätigkeitsanreiz (Spass) mit einem positiven Zweckanreize (Muskelaufbau) kombiniert, bei der zweiten Sportlerin ist der Tätigkeitsanreiz negativ (Qual) und der Zweckanreiz (Muskelaufbau) positiv. Es sind weitere Fälle denkbar, bei denen sowohl in der Tätigkeit als auch im Ergebnis positive oder negative Anreize möglich sind oder die Anreize fehlen. Aus einer systematischen Kombination von Anreizquelle (tätigkeitszentriert, zweckzentriert) und Valenz des Anreizes (positiv, negativ, fehlend) ergeben sich insgesamt neun Anreizkonstellationen. Es wird vermutet und in einer ersten Feldstudie im Längsschnittdesign überprüft, dass in Kenntnis dieser differenzierten Anreizkonstellationen das Ausmass der Persistenz sportlicher Aktivität besser vorhergesagt werden kann. Das zweite Ziel dieses Forschungsvorhabens besteht in der Überprüfung einer Intervention, die auf dem folgenden Grundgedanken beruht: Wenn die Persistenz durch positive tätigkeitszentrierte Anreize begünstigt wird, sollte durch eine Interventionsmassnahme, die diesen Anreiztyp experimentell induzieren kann, die Persistenz zu erhöhen sein. Es wird eine Interventionsmassnahme, die sich für die Veränderung von Anreizfoki bereits bewährt hat (Brandstätter, 2003), an die hier vorliegende Fragestellung adaptiert und deren Wirksamkeit in einer experimentellen Feldstudie im Längsschnittdesign überprüft.