Die Analyse der therapeutischen Effizienz und der präventiven Anwendung einer funktionell-dynamisch begründeten Optimierung der Einlagenversorgung im Leistungssport

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Mayer, Frank (Medizinische Klinik Abteilung für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin, Tel.: 0761 2707483, mayer at msm1.ukl.uni-freiburg.de)
Forschungseinrichtung:Medizinische Klinik Abteilung für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 070118/01-02)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/2001 - 12/2002
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020021000362

Zusammenfassung

Beschwerden und Verletzungen des Stütz- und Bewegungsapparates stellen eine der Hauptursachen für Trainings- und Wettkampfausfälle im Leistungssport dar. Aus therapeutischer Sicht wird dabei u.a. der biomechanisch-orientierten Therapie im Sinne der Einlagenversorgung große Bedeutung beigemessen. Außerdem wird vermutet, dass eine individuelle Anpassung des Schuhwerkes präventiven Einfluss im Sinne der Reduktion der Beschwerdehäufigkeit besitzt. Da die individuelle Schuhzurichtung hohe Kosten birgt, bleibt die Nutzung jedoch auf einen geringen Personenkreis beschränkt. Allerdings kann durch eine individuelle Einlagenanpassung an die funktionell-dynamischen Anforderungen eine Optimierung für einen breiteren Bereich des Leistungsports erreicht werden. In Voruntersuchungen konnten Hinweise dafür erhalten werden, dass durch eine funktionell-dynamisch begründete Einlagenversorgung unter Berücksichtigung des propriozeptiven Inputs der Barfussbewegung eine Reduktion der Beschwerden und eine hohe Akzeptanz von Seiten der Sportler erreicht werden kann. Ziel des wissenschaftlichen Projektes ist, in verschiedenen Testphasen (T) die therapeutische Effizienz, die präventive Wirksamkeit und spezielle Indikationen einer funktionell-dynamisch begründeten Einlagenversorgung im Leistungssport zu überprüfen. Hierfür soll analysiert werden, welche häufigen Indikationen der Anwendung als sinnvoll angesehen werden können (retrospektive Datenbankanalyse an 3566 Sportlern), welche Funktionselemente tatsächlich einen Einfluss auf Gang- und Laufbewegungen ausüben (randomisierte, prospektive Test-Retestmessungen, n=15) und welche methodisch-diagnostischen Beurteilungskriterien reliabel und valide in der Einlagenproduktion einsetzbar sind. Auf Grundlage der Ergebnisse werden, basierend auf dem Barfusskonzept, Einlagen entwickelt und validiert (Prospektive Analyse der Übereinstimmung mit den Barfussbedingungen, n=15). Hauptziel des Forschungsprojekts ist die anschließende prospektive Überprüfung der therapeutischen Effizienz (randomisierte, kontrollgruppenkontrollierte, prospektive Überprüfung der Wirksamkeit einer 8-wöchigen funktionell-dynamischen Einlagenbehandlung bei häufigen sportartspezifischen Beschwerden, n=60) und der präventiven Wirkung (randomisierte, kontrollgruppenkontrollierte Analyse der Verletzungshäufigkeit bei präventiver funktionell-dynamischer Einlagenversorgung, n=50) im Längsschnitt.
Aus methodischer Sicht sind auf der Basis von Voruntersuchungen die plantare Druckverteilungsmessung barfuß und und im Schuh (PEDAR mobile) und die Bestimmung der elektromyographischen Aktivität (NORAXON Myosystem) als reliable und valide Messverfahren bei Gang- und Laufbedingungen anzusehen. Bestimmt wird dabei einerseits der örtliche und zeitliche Verlauf, die Geschwindigkeit (medio-lateral, posterior-anterior) und -richtung der Ganglinie, die medio-laterale Belastungsverteilung (gewichts- bzw. zeitnormiert), der Zeitpunkt des Übergangs von lateraler nach medialer Belastung, die Druckverteilung in unterschiedlichen Fußarealen und der maximale Druck als globale Größe und in verschiedenen Masken. Andererseits erfolgt durch beidseitige EMG-Ableitung der Mm. tibialis anterior, peroneus longus, gastrognemius medialis und lateralis und soleus die Bestimmung der ON/OFF-Muster, des Zeitpunkts der maximalen Aktivierung und der Amplituden in verschiedenen Phasen des Gangzyklus (Voraktivierung, WEight Acceptance, Push-Off, Winter 1991)

(Zwischen)Ergebnisse

Als Fazit der Voruntersuchungen kann festgehalten werden, dass ein valides und reliables Messsetup entwickelt wurde. Die Laufbandsituation bei 12 km/h bildet für die prospektiven Teile des Projektes einen biomechanischen Messplatz, mit dem Veränderungen oder Adaptationsprozesse der neuromuskulären Kontrolle mittels EMG und mechanischer Veränderungen am Interface Fuß-Schuh mittels plantarer Druckverteilungsmessung analysiert werden können. Dafür wurde eine Auswerteroutine mit selbstentwickelten Masken für die Druckverteilungsanalyse und eine kombinierte Betrachtung von EMG und plantaren Druckverteilungsmustern mit Korrelationsberechnungen entwickelt. Bezüglich der Voruntersuchung zur Analyse des Effektes funktionaler Elemente der Einlagenversorgung kann festgehalten werden, dass vor allem eine Längsgewölbestütze einen Effekt an der plantaren Druckverteilung hervorruft. Dies geschieht grundsätzlich, egal ob die Stütze einzeln, oder in Kombination mit anderen Elementen in der Einlage verbaut wird. Durch Korrelationsberechnungen mit EMG-Daten konnte zudem gezeigt werden, dass ein Zusammenhang zwischen der Aktivität des M. peroneus und dem maximalen Druck im Längsgewölbebereich besteht. Je höher der Druck unter dem medialen Längsgewölbe, desto höher ist die Aktivierung des M. peroneus in der Phase der Belastungsaufnahme (Weight Acceptance). Die Aktivität ist also genau dann höher, wenn der Fuß direkt über dem Funktionselement belastet wird. Andere Elemente wie die Cuboidstütze zeigen nur isoliert eine Veränderung der Druckverteilung. In Kombination mit einer Längsgewölbestütze reduziert sich der Effekt an der Druckverteilung, da die Effekte der Längsgewölbestütze überwiegen. Ein Detorsionskeil kann im Gruppenvergleich keine statistisch signifikanten Veränderungen am EMG oder an der plantaren Druckverteilung hervorrufen. Im Einzelfall ist dies jedoch differenzierter zu betrachten. Die Aufgabe einer Schalenform im Rückfuß ist darin zu sehen, dass der Fuß und speziell die Ferse zusammen mit der Schnürung des Schuhs im Rückfuß gehalten werden kann. Dies garantiert, dass der Fuß direkt über der Einlage gehalten wird. Auf dieser Basis werden derzeit prospektiven Studien zur präventiven und therapeutischen Wirksamkeit und Effektivität einer Einlagenversorgung bei Männern durchgeführt. Dazu wurden differenzierte Case-Report-Forms für die beiden Studienteile entwickelt. Zusätzlich entstanden Trainings- und Therapietagebücher zur Dokumentation der Trainingshistorie während des Therapie- oder Trainingszeitraumes um eine lückenlose Dokumentation der Symptomatik im Studienverlauf zu gewährleisten.