Neue Aspekte zum Nachweis von Erythropoietin-Doping

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Böning, Dieter (Charité - Universitätsmedizin Berlin / Campus Benjamin Franklin / Institut für Sportmedizin, Tel.: 030 7150376, boening at zedat.fu-berlin.de)
Mitarbeiter:Hütler, Matthias; Robinson, Yohan
Forschungseinrichtung:Charité - Universitätsmedizin Berlin / Campus Benjamin Franklin / Institut für Sportmedizin
Finanzierung:Charité - Universitätsmedizin Berlin / Campus Benjamin Franklin / Institut für Sportmedizin; Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 070301/01-02) ; Deutscher Akademischer Austauschdienst
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/2000 - 12/2003
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020020200117
Quelle:Jahreserhebung

Zusammenfassung

Seit den Ereignissen der vorjährigen Tour de France steht die Problematik des Dopings mit Erythropoietin (EPO) im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Um dem systematischen EPO-Doping entgegenzuwirken, wird der direkte und sichere Nachweis künstlich zugeführten EPOs angestrebt. Dieser direkte Nachweis ist jedoch - und daran hat sich seit dem letzten Jahr nichts geändert - bislang nicht möglich. Dies wurde nochmals in einer Expertentagung des BISp im Juli 1999 deutlich. Unverändert sollte daher der alternative Ansatz, EPO-Mißbrauch indirekt durch physiologische Auswirkungen von EPO zu erfassen, in Betracht gezogen werden.
EPO stimuliert die Erythropoese. Für die Kontrolle der Erythropoese beschränkt man sich in der Praxis bislang auf Messungen wie den Hämatokritwert. Dieser ist jedoch ebenso wie die Retikulozytenzahl und das Auftreten hypochromer Macrozyten kein zuverlässiger Indikator für EPO-Mißbrauch. Sicherer wäre die Bestimmung der Gesamthämoglobinmenge, jedoch fehlt bislang eine solide Datengrundlage, um physiologische Obergrenzen bei Leistungssportlern festlegen zu können. In Zukunft könnten Indikatore für das Alter der roten Blutkörperchen in Betracht gezogen werden, da bei massiver Neubildung der Anteil junger Erythrozyten zunimmt. Besonders deutlich zeigt die einfach meßbare Aspartataminotransferase (ASAT) in den roten Blutkörperchen Altersunterschiede. Verschiedene Befunde lassen vermuten, daß nach Einsatz von EPO starke und vielleicht wochenlang dauernde Zunahmen der ASAT-Aktivität vorhanden sind. EPO-Gaben sind mit einer weiteren interessanten Veränderung verbunden. Serumlösliche Transferrinrezeptoren (sTfR) gelten als Indikator für die erythropoetische Aktivität des Knochenmarks. Der Quotient aus sTfR und dem Eisenspeicherprotein Ferritin (bzw. alternativ der Serumeiweißkonzentration; wird durch EPO-Gabe erheblich (bis 13 bzw. 3fach) verändert, körperliche Belastung scheint dagegen keinen Einfluß zu haben. Umfangreiche systematische Untersuchungen fehlen allerdings, da eine valide Nachweismethode erst seit kurzer Zeit zur Verfügung steht. Die Veränderungen treten mit einer zeitlichen Verzögerung zur EPO-Gabe vom mehreren Tagen auf und konnten bis zu 2 Wochen nach Abschluß der EPO-Gabe nachgewiesen werden. Dies ist vor allem für mögliche Blutanalysen für den Zeitraum um den Wettkampf interessant. Die durch EPO-Gaben verursachten (a) deutlichen und (b) zeitlich länger des EPO-Mißbrauchs erscheinen.
Die Einzelfaktorenanalyse ermöglicht es nicht, EPO-Mißbrauch mit ausreichender Sensibilität zu erfassen. Möglicherweise läßt sich dies durch eine Testbatterie von bisher nicht beachteten Größen erreichen. Dabei könnte die einfache und billige Messung der ASAT als Suchgröße benutzt werden, um gezielt in Verdachtsfällen die, spezifischeren Größen wie Transferrinrezeptoren und Gesamtkörperhämoglobin zu messen.
Methodisches Vorgehen:
1. In einem ersten Schritt sollen an einer ausreichend hohen Zahl Leistungssportler Zielgrößen der EPO-Wirkung untersucht und Referenzbereiche erarbeitet werden.
2. Gleichzeitig sollen durch Untersuchungen an Patienten, die einer therapeutischen EPO-Behandlung unterliegen, die Größenordnungen der EPO-Effekte auf die Zielgrößen abgeschätzt werden. Hierdurch sollte es möglich sein, ein möglichst breites Spektrum von Befundkonstellationen im Zusammenhang mit EPO-Behandlung zu erhalten. Ziel der Untersuchungen 1. und 2. ist es, auf einer soliden Datengrundlage Entscheidungskriterien für den Nachweis eines EPO-Mißbrauchs zu erarbeiten.
3. Die Brauchbarkeit dieser Kriterien sollte in einem weiteren Schritt in einer Interventionsstudie mit EPO-Gabe validiert werden.