Quantifizierung neuromuskulärer/sensomotorischer Fähigkeiten der unteren Extremitäten

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Froböse, Ingo (Deutsche Sporthochschule Köln / Institut für Rehabilitation und Behindertensport, Tel.: 0221 -4892761, wilke at hrz.dshs-koeln.de)
Mitarbeiter:Wilke, Christiane
Forschungseinrichtung:Deutsche Sporthochschule Köln / Institut für Rehabilitation und Behindertensport
Finanzierung:Eigenfinanzierung
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/1998 - 06/2000
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR019990106265

Zusammenfassung

1. Fragestellung und Zielsetzung:
Verletzungen und Erkrankungen der unteren Extremitäten haben, trotz umfassender therapeutischer Maßnahmen, häufig ein unsicheres Bewegungsverhalten zur Folge. Dies führt zu einer erschwerten Wiedereingliederung in Alltags- und Berufsleben, oft gekoppelt mit sozialen und schließlich psychischen Folgen. Ursache der Instabilitäten sind neuromuskuläre Prozesse, die infolge degenerativer Erkrankungen oder traumatischer Ereignisse nicht optimal ablaufen. Ziel des Projektes ist es, Meßverfahren zu finden, die die Quantifizierung dieser neuromuskulären Defizite ermöglichen, um auf der Grundlage der Ergebnisse ein spezifisches Therapiekonzept zu entwickeln, das dem Patienten / der Patientin eine optimale Wiedereingliederung in Alltag, Freizeit und Beruf ermöglicht.
Durch die neu entwickelten Apparaturen sollen der Therapie für die Zukunft adäquate Mittel zur Evaluation und Dokumentation zur Verfügung stehen und mit dem Therapiekonzept als individuell anpassbare Maßnahme den Therapeuten im Rahmen einer Komplextherapie ein Instrument an die Hand gegeben werden, das die berufliche und soziale Wiedereingliederung des Patienten ermöglicht. Dabei wird der Aspekt der Interdiziplinarität in Einbeziehung aller beteiligter Gruppen (Sportlehrer, Physiotherapeuten, ggf. Psycho- und Ergotherapeuten) als Kennzeichen der Komplextherapie berücksichtigt.
2. Untersuchungsdesign:
Neuromuskuläre Steuerungs- und Regelungsprozesse sind nur in ihrem Ergebnis, der Haltung und Bewegung, erfassbar. Daher werden Geräte entwickelt, die verschiedene Aspekte neuromuskulärer Stabilisations- und Gleichgewichtsfähigkeit erfassen sollen. Obwohl die Problematik der unzureichenden Stabilisierungsfähigkeit seit längerem bekannt ist, stehen bisher keine Verfahren zur Verfügung, die eine Quantifizierung der Sachverhalte ermöglichen, wie sie z.B. für das Muskelkrafttraining mit der Isokinetik gegeben sind. Die Komplexität von Haltungs- und Bewegungsausführung verlangt eine Erfassung sowohl von Wahrnehmungs- als auch von Gleichgewichtsvorgängen. Es wird mit eigens entwickelten elektronischen Goniometern die kinästhetische Wahrnehmungsfähigkeit von Patienten gemessen. Die statische und dynamische Balance wird mit Hilfe von Bodenreaktionskraftmeßplatten und mit neu konstruierten Geräten, die in vertikaler und horizontaler Ebene beweglich sind, erfaßt.
Die Anzahl der Probanden beläuft sich auf ca. 500 gesunde Personen zur Reliabilitäts- und Validitätsüberprüfung der Meßverfahren sowie als Datenpool und Kontrollgruppe und auf ca. 300 Personen mit Verletzungen/Erkrankungen der unteren Extremitäten. Einschlußkriterien sind alle diagnostizierten Indikationen der unteren Extremitäten.
3. Umsetzung der Ergebnisse:
Die Ergebnisse der Untersuchungen sind Grundlage eines Therapiekonzepts, das übergreifend pädagogische, soziale und medizinische Erkenntnisse vereinigt, um den/die PatientIn physiologisch und sozial zu rehabilitieren und es ihm/ihr somit ermöglichen eine Handlungskompetenz im Alltag zu entwickeln. Therapie bedeutet in der Regel einen Ausschluß aus der Leistungsgesellschaft, das Ziel des Konzeptes ist eine schnelle, langfristige Rückkehr in die Gesellschaft und eine Förderung der Lebensqualität. Es werden ca. 30 PatientInnen diesem Therapieprogramm unterzogen, bei dem die oben genannten Meßverfahren der Evaluation und Dokumentation der Maßnahme dienen. Darüber hinaus können die Ergebnisse dieser mehrdimensional angelegten Untersuchung als Normdatenpool für die Arbeit mit PatientInnen und als Grundlage für weitere Forschungen dienen, die wünschenswert sind, da bisher wenig fundierte Erkenntnisse in diesem Themenbereich vorliegen.