Techniktraining im Spitzensport: Empirische Überprüfung des Prinzips der optimalen Aufmerksamkeitszuwendung

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Roth, Klaus (Universität Heidelberg / Institut für Sport und Sportwissenschaft, Tel.: 06221 544642, daniela.schipke at urz.uni-heidelberg.de)
Mitarbeiter:Schipke, Daniela
Forschungseinrichtung:Universität Heidelberg / Institut für Sport und Sportwissenschaft
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 070613/98)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/1997 - 12/1998
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR019980105943

Zusammenfassung

Die Studie dient der empirischen Überprüfung des Prinzips der optimalen Aufmerksamkeitszuwendung - einem von zehn Prinzipien, die als Ergebnis aus einer Expertenbefragung zum Thema Techniktraining hervorgingen (vgl. Roth, 1996). Neben dieser alltagstheoretischen Fundierung der Forschungsfrage besitzt das Projekt jedoch auch mit Blick auf die empirische Befundlage zur Bedeutung handlungsbegleitender Kognitionen Relevanz. Eine umfassende Recherche zeigt, daß die Erkenntnisse in diesem Bereich - vor allem in bezug auf die Analyse handlungsleitender Kognitionen in unterschiedlichen Wettkampfsituationen - als äußerst lückenhaft anzusehen sind.
Mit der Suche nach sportart-, situations- und personenspezifisch optimalen Aufmerksamkeits-strategien im Wettkampf wird ein für die sportliche Leistung im höchsten Maße relevanter Aspekt thematisiert. Im einzelnen werden die folgenden Fragestellungen bearbeitet:
1. Die Überprüfung der "Richtigkeit" des Prinzips der optimalen Aufmerksamkeitszuwendung. Gibt es einen Zusammenhang zwischen der eingesetzten bewegungsbezogenen Aufmerksamkeitsstrategie und den beobachtbaren Wettkampfleistungen?
2. Die Überprüfung sportartbezogener Differenzierungen. Gibt es disziplinspezifische Unter-schiede in der Art der optimalen Aufmerksamkeitszuwendung?
3. Die Überprüfung situationsklassenbezogener Differenzierungen. Gibt es bedingungs-spezifische Unterschiede in der Art der optimalen Aufmerksamkeitszuwendung?
4. 0Die Überprüfung personenbezogener Differenzierungen. Gibt es "typspezifische" Unter-schiede in der Art der optimalen Aufmerksamkeitszuwendung?
Durchgeführt werden Untersuchungen in den Sportarten Basketball (Studie 1) und Skispringen (Studie 2).
Beide Studien sind durch eine zweiphasige Struktur gekennzeichnet. In der Voruntersuchung werden auf der Grundlage fokussierter Interviews sportartspezifische Fragebogeninventare zur Aufmerksamkeitsorientierung der Athleten im Wettkampf in Normal-, Korrektur- und kritischen Situationen erstellt.
Den Hauptuntersuchungen liegt ein varianzanalytisches Design zugrunde. Neben den sportart-spezifischen situativen Aufmerksamkeitsstrategien der Sportler werden als unabhängige Varia-blen außerdem ihre generellen Aufmerksamkeitsdispositionen erfaßt. Als Erhebungsinstrumente dienen der Fragebogen zur Handlungs- und Lageorientierung (Kuhl, 1990), der Fragebogen zur Erfassung dispositionaler Selbstaufmerksamkeit (Filipp & Freudenberg, 1989), der Test of Attentional and Interpersonal Style (Nideffer, 1984) und das State-Trait-Angstinventar (Laux u.a., 1981). Die abhängigen Variablen werden aus den Wettkampfleistungen der Athleten unter den definierten Bedingungskonstellationen ("Normal", "Korrektur", "Kritisch") berechnet. Unter Berücksichtigung sportartspezifischer Referenzwerte können Aussagen über die Effektivität der eingesetzten Aufmerksamkeitsstrategien gemacht werden.
Die Studien werden mit Sportlern aus dem Hochleistungsbereich realisiert.
Die Ergebnisse der Basketballstudie werden in einem letzten Schritt einem Trainingsexperiment mit jugendlichen Athleten zugrunde gelegt. Ihnen wird während der Saison 98/99 eine im Rahmen der Studie1 als effektiv identifizierte Aufmerksamkeitsstrategie für die Wettkampfsituation Freiwurf vermittelt. Die Effekte des Treatments werden über die Wettkampfleistungen der Athleten unter Berücksichtigung ihrer fallspezifischen Einschätzung hinsichtlich der erfolgreichen Anwendung der trainierten Strategien bestimmt.

(Zwischen)Ergebnisse

Die Untersuchungsresultate der Studie 1 weisen darauf hin, daß das Training von "optimalen" Aufmerksamkeitsstrategien für Wettkampfsituationen als ein relevanter Inhalt für die Technik-schulung im Spitzenbereich anzusehen ist. Für die bewegungsbezogenen Kognitionen konnte gezeigt werden, daß die Effektivität der Strategien wesentlich davon beeinflußt wird, mit welcher relativen Häufigkeit die Gedanken vor und während der Technikrealisation eingesetzt werden. Dabei ist in der vorbereitenden Phase ein höheres Maß an bewegungsbezogener Aufmerksamkeit zu wählen als parallel zur Ausführung. Die Daten der Studie 2 werden z.Zt. ausgewertet, so daß noch keine Ergebnisse vorliegen.