Friedrich Karl Bühren. Vor Hitler geflohen - von Stalin liquidiert. Stationen im Leben des Arbeitersportlers, Sportfunktionärs und Widerstandskämpfers (1888 - 1938)

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Stiller, Eike (Karl-Bühren-Archiv Archiv für die Geschichte des Arbeitersports in Lippe, Tel.: 05235 2639, eike.stiller at gmx.de); Gounot, Andre
Forschungseinrichtung:Karl-Bühren-Archiv Archiv für die Geschichte des Arbeitersports in Lippe
Finanzierung:Eigenfinanzierung
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:05/1998 - 03/2004
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR019980105840

Zusammenfassung

Sozialbiographie von Karl Bühren - einer der bekanntesten Arbeitssportfunktionäre in der Weimarer Zeit.

(Zwischen)Ergebnisse

Karl Bühren zählte zu Beginn der 30er Jahre zu den führenden sozialdemokratischen Arbeitersportfunktionären auf deutscher und internationaler Ebene. Er war Verfasser einer Vielzahl von Publikationen und Artikeln zum Arbeitersport. Er bemühte sich vor allem um den organisatorischen und methodischen Aufbau der Turnspielbewegung (u.a. Leichtathletik, Hockey, Handball) und damit um eine substantielle Reform des Turnsystems im ATSB. In den 20er und 30er Jahren galt Bühren auch als glänzender Organisator großer Sportereignisse wie z. B. der 1. Internationalen Arbeitersport Olympiade 1925 in Frankfurt. Seine internationale Karriere begann Bühren 1925 als Vorsitzenden des Technischen Ausschusses bei der Luzerner Sportinternationale (später Sozialistische Arbeitersport Internationale - SASI). Die Machtergreifung stellte für Bühren die entscheidende Zäsur in seinem Leben dar. Angesichts der am 23. März 1933 erfolgten gewaltsamen Besetzung der ATSB Bundesschule in Leipzig durch die SA sowie des Verbots des ATSB in Sachsen am 28. April 1933 emigrierte Bühren mit seiner Familie im Mai 1933 nach Prag, und wenige Wochen später nach Aussig. In Prag setzte er seine Tätigkeit für die SASI, die dort ihren Sitz hatte, fort. Darüber hinaus war er als Funktionär und Dozent für den deutschen Arbeitersportverband in Aussig (ATUS) tätig. Im deutsch - tschechischen Grenzgebiet um Aussig führte Bühren in den Jahren 1933/34 mehrfach Treffen mit ehemaligen Arbeitersportlern aus Deutschland durch. Bühren reagierte auf die zunehmende innerverbandliche Isolierung mit dem Übertritt zur Roten Sport Internationale und mit der Emigration nach Moskau im Juni 1935, ohne jedoch Mitglied einer kommunistischen Partei zu werden. In Moskau wurde er wieder als Sportdozent an verschiedenen Sportinstituten tätig. Bühren führte auch seine antifaschistische Arbeit fort, in dem er z. B.: über den deutschsprachigen Moskauer Sender zum Widerstand gegen Hitler aufrief. Ab 1937 geriet die Familie Bühren in die Mühlen der Stalinistischen Verfolgungen. Im März 1938 erfolgte die Verhaftung von Karl Bühren jun., der zu diesem Zeitpunkt Sportstudent in Moskau war, und wenige Tage später von Karl Bühren. Ihnen wurde der absurde Vorwurf gemacht, eine Gruppe der Hitler-Jugend in Moskau gegründet zu haben. Erst nach dem Öffnen der Moskauer Archive und der Veröffentlichung der Totenlisten im Jahre 1993 wurde klar: Karl Bühren und sein Sohn wurden bereits im Sommer 1938 in Butowo bei Moskau liquidiert.