Leistungsorientierte Bewegungsanalyse des Ruderns zur Optimierung eines leistungsgerechten Bewegungsablaufes im Hochleistungssport Rudern

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Awiszus, Friedemann (Universität Magdeburg / Universitätsklinikum / Orthopädische Universitätsklinik, Tel.: 0391 6714067)
Mitarbeiter:Kaiser, Ralf; Klante, Thomas
Forschungseinrichtung:Universität Magdeburg / Universitätsklinikum / Orthopädische Universitätsklinik
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 070101/96)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:03/1996 - 12/1996
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR019960105344

Zusammenfassung

Nachweis einer Korrelation zwischen Leistungsvermögen und der Beherrschung spezifischer Bewegungsabläufe speziell am aerob- anaeroben Übergang. Ziel ist es den Ablauf und die Veränderungen des Bewegungssystems beim Hochleistungsrudern bei gleichzeitiger Leistungserfassung durch Spezifizierung entsprechender Parameter objektiv zu erfassen.

(Zwischen)Ergebnisse

Nachtrag aus BISp-Jahrbuch 1997: Wir unterteilen den Ruderschlag in eine Durchzugs- und eine Freilaufphase. Nach KÖRNER unterteilen wir die Durchzugsphase in den Vorderzug, den Mittelzug und den Endzug. Der Vorderzug wird dominiert von den Beschleunigungen der Schulter und der des Griffes (1,2,7). Bei der Griffbeschleunigung kommt es gleich zu Beginn des Schlages zu einem schnellen Anstieg der Vorwärtsbeschleunigung. Dieser Gipfel ist bei allen 16 Ruderern zu diesem Zeitpunkt des Ruderschlages zu beobachten. Die Beschleunigung nimmt bei allen untersuchten Ruderern von Leistungsstufe zu Leistungsstufe skaliert zu. Bei 10 der 16 Ruderer erfolgt ein überproportionaler Anstieg in den höheren Leistungsstufen. Die Kurve der Schulterbeschleunigung wird ebenfalls von einem frühen Gipfel im Vorderzug dominiert, wobei auch hier die Beschleunigungszunahme in den unteren Leistungsstufen skaliert erfolgt, um dann beim Annähern an die Leistungsgrenze überproportional anzusteigen. Dieses Phänomen konnten wir bei 11 der 16 untersuchten Ruderer beobachten. Der Mittelzug beginnt bei allen 16 Ruderern mit dem Strecken der Beine und ist beendet, wenn diese vollständig gestreckt sind und der Oberkörper die Endposition erreicht hat (6,9,14). Somit ist für die bewegungsanalytische Auswertung des Mittelzugs die Beschleunigung in Schlagrichtung des Trochanter majors sowie die der Schulter von Bedeutung. Auch bei der Beschleunigung des Trochanter majors kommt es zu einem initialen Gipfel der relativ skaliert von Leistungsstufe zu Leistungsstufe ansteigt. Bei 13 der 16 untersuchten Ruderer ist zu beobachten, daß der Anstieg der Beschleunigung in der höchsten Leistungsstufe überproportional erfolgt. Der Endzug beginnt mit dem Beugen der im Mittelzug noch gestreckten Arme. Somit ist die Seitwärtsbeschleunigung des Ellenbogens hierbei von besonderem Interesse. Auch die Ellenbogenbeschleunigungskurve beginnt mit einem Gipfel der von Leistungsstufe zu Leistungsstufe skaliert zunimmt. Dieser Gipfel entspricht dem Anziehen der Arme bei der Spannungsaufnahme im Vorderzug. Die Beschleunigung des Ellenbogens im Endzug ist charakterisiert durch einen bei allen Ruderern auftretenden Gipfel in der Seitwärtsbeschleunigung des Ellenbogens kurz vor Beendigung des Durchzuges. Bei 14 der 16 untersuchten Ruderer kommt es nach einem skalierten Anstieg der Beschleunigung des Ellenbogens in den unteren Leistungsstufen zu einem überproportionalem Anstieg der Beschleunigung in den höheren Leistungsstufen. Die Bewegungsanalysen zeigen, daß in höheren Stufen des Stufentests Beschleunigungen bestimmter, für die unterschiedlichen Anteile des Ruderschlags charakteristischer Körperpartien überproportional zunehmen. Wir interpretieren dies als eine Reaktion des Körpers auf die gesteigerte muskuläre Aktivität bei höchster Leistungsanforderung. Der Ruderer ist jetzt nicht mehr in der Lage, die gesteigerte Leistungsanforderung durch skalierte Steigerung der Beschleunigungen, wie in den Leistungsstufen davor, zu beantworten (Abb.1 und 2). Diese Veränderungen der Beschleunigungsgipfel traten je Marker zwar nicht bei allen Ruderern auf, aber da wir bei jedem Ruderer vier verschiedene Marker untersucht haben, kann man diese leistungsabhängigen Beschleunigungsmaxima an mindestens einem der vier Marker bei jedem Ruderer finden, der auch in den anaeroben Bereich hineingerudert ist. Der Anstieg der Maxima der Beschleunigungswerte erfolgt zeitgleich mit dem Anstieg des Laktatwertes über 4 mmol/l, also zeitgleich mit dem Erreichen der anaeroben Schwelle. Zur Diskussion steht jetzt natürlich die Überlegung, ob der erhöhte Laktatwert und der damit verbundene anaerobe Muskelstoffwechsel die Veränderungen in den Bewegungsstereotypien auslösen, oder ob veränderte Bewegungsstereotypien bei erhöhten Belastungen durch vermehrte Muskelgruppenaktivierung zu einem höheren Laktatwert und damit zu einem anaeroben Stoffwechsel führen. Wir denken, daß es mit der Erfassung der Beschleunigungsänderungen mit Hilfe der Bewegungsanalyse möglich ist den Zeitpunkt des aerob- anaeroben Übergangs ebenso festzustellen wie dies mit der Bestimmung des Laktatwertes und der Atemgasanalyse möglich ist.