Abstract

„Ginga“ ist ein Begriff, dessen Wurzel in der brasilianischen Capoeira liegt und dort eine Grundbewegung, einen Wiegeschritt bezeichnet, im heutigen brasilianisch-portugiesischen Sprachgebrauch jedoch inzwischen weit über die ursprüngliche Bedeutung hinausgeht, sich dabei allerdings einer exakten Definition und damit auch Übersetzung entzieht. In ihm kommt ein allgemeines Lebensgefühl oder eine positive und lebensbejahende Lebensphilosophie im Hinblick auf die Freude an Bewegung, Körperbeherrschung, Rhythmus, Musik, Tanz und mehr zum Ausdruck. Hierin besitzt Ginga nach brasilianischem Selbstverständnis zugleich auch eine fundamentale Bedeutung für den brasilianischen Fußball. Der Dokumentarfilm aus dem Jahr 2005 versucht, dieses Ginga und diese elementare Rolle näher zu beleuchten: Er stellt der Reihe nach zehn verschiedene Fußballtalente, meist Kinder bzw. Jugendliche, aber auch Erwachsene aus unterschiedlichen sozialen Schichten und verschiedenen Städten und Regionen Brasiliens vor, die von ihren fußballerischen Träumen erzählen und alle über dieses Ginga verfügen. Er zeigt ihre intensiven und dennoch von Freude und Begeisterung geprägten Anstrengungen, diese Ziele (zumeist, einmal Profifußballer zu werden) zu erreichen, zeigt, wie sie an unterschiedlichen und unter verschiedenen, teilweise oft widrigen Bedingungen nahezu tänzerisch und mit enormer Schnelligkeit auf sandigen oder betonierten Bolzplätzen, auf der Straße, am Strand, in Sporthallen usw. dribbeln, z.T. barfuß, weil kein Geld für Schuhe vorhanden ist, schildert ihre Bemühungen und geringen Chancen, bei einem renommierten Verein aufgenommen zu werden oder dort weiterzukommen, zeigt, wie jemand trotz körperlicher Behinderung die ungebrochene Begeisterung und den Ehrgeiz hat, weiterzukommen und zu spielen (einem Protagonisten musste als Kind ein Bein amputiert werden; er spielt mit Krücken weiter Fußball und will einmal in der Paralympic-Auswahl mitspielen). Der Film erzählt aber auch von Träumen, die sich nicht erfüllt haben, zeigt aber auch die ungebrochene Begeisterung der Betroffenen für den Fußball. Als prominente Beispiele, wo sich dagegen diese Träume erfüllt haben, finden sich unter den Protagonisten der weltbeste Hallenfußballer Falcão sowie der brasilianische Nationalspieler Robinho. Der Film kann wahlweise in deutscher Sprache oder im portugiesischen Original (mit dt. Untertiteln) angesehen werden. Als Extras beinhaltet die DVD ferner u.a. Interviews mit den brasilianischen Fußballern Ronaldo, Ronaldinho sowie Roberto Carlos. Die hier dokumentierte Lizenzausgabe ist die fünfte DVD innerhalb der elfteiligen DVD-Reihe „11 Freunde Edition“ der Zeitschrift „11 Freunde“. Beigegeben ist der DVD ein kleines Booklet der Redaktion der Zeitschrift, das u.a. einen kurzen Bericht über den Film und jeweils ein Interview mit den Fußballspielern Lúcio und Diego enthält. Lohnert