Neue und zerstörte Perspektiven: Einige Konsequenzen der 5. HRG-Novelle für den sportwissenschaftlichen Nachwuchs

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Hossner, Ernst-Joachim
Erschienen in:Ze-phir
Veröffentlicht:10 (2003), 1 (Aktuelle Stellenentwicklung an sportwissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland), S. 9-14, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Sprache:Deutsch
ISSN:1438-4132, 1617-4895
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201008006581
Quelle:BISp

Abstract

Die für Nachwuchswissenschaftler/innen wesentlichen Säulen der 5. Novelle des HRG bestehen in der Einführung der Juniorprofessur als Regelqualifikation für „richtige“ Professuren bei gleichzeitiger Abschaffung der Habilitation sowie in der Festlegung von Höchstgrenzen der Qualifikation auf befristeten Stellen für die Promotionsphase von sechs Jahren und für Promotionsphase und Juniorprofessur von insgesamt 12 Jahren. Angestrebt werden soll mit dieser Änderung eine frühere Selbstständigkeit der Nachwuchswissenschaftler/innen, eine altersmäßige Vorverlegung des Selektionsflaschenhalses für die Hochschullehrerkarriere sowie ein Unterbinden von schwer erträglichen Projektkarrieren ohne längerfristige Beschäftigungsperspektive bis ins hohe Alter. Das Anliegen der Bundesregierung ist von daher Verf. zufolge uneingeschränkt positiv zu bewerten. Mit der HRG-Novelle sollte die berufliche Planungssicherheit für Nachwuchswissenschaftler gesteigert werden. Im Moment jedoch ist kaum ein Eingriff vorstellbar, der eine größere Unsicherheit schaffen könnte, als dies durch die Novelle geschieht. Der Hauptgrund für diese Unsicherheit besteht vor allem darin, dass keineswegs entschieden ist, wie das HRG auf der Ebene der Länder umgesetzt werden wird. Hierzu haben die Bundesländer zum ersten bis Anfang 2005 Zeit, die Umsetzungen können zum zweiten höchst unterschiedlich ausfallen und zum dritten ist nicht klar, wie die zu erwartende Normenkontrollklage von Bayern, Sachsen und Thüringen gegen die Abschaffung der Habilitation als möglicher Qualifikationsweg zur Professur behandelt werden wird. Darüber hinaus könnten in den Umsetzungen der Länder Beschäftigungsoptionen in Entsprechung der zukünftig fortfallenden 02-Stellen festgeschrieben werden. Von besonderer Bedeutung für die weiteren Entwicklungen wird schließlich sein, wie die Länder mit der im HRG vorgegebenen „Möglichkeit“ umgehen werden, ein „tenure track“-Verfahren vorzusehen, also die Option einzubauen, dass ein/e Juniorprofessor/in (W1) nach positiver Evaluation eine Dauerprofessur (W2) erhält, ohne sich der Konkurrenz eines weiteren Bewerbungsverfahrens stellen zu müssen. Der für Nachwuchswissenschaftler/innen größte anzunehmende Unfall besteht darin, dass die Länder hier unterschiedliche Konkretisierungen vornehmen werden; „Unfall“ deshalb, weil es sich bei Juniorprofessuren mit „tenure track“ und Juniorprofessuren ohne „tenure track“ um grundsätzlich unterschiedliche Stellen auf dem Qualifikationsweg handelt mit grundsätzlich unterschiedlichen Implikationen für die Karriereplanung. Insbesondere ist darauf hinzuweisen, dass nur bei Juniorprofessuren mit „tenure track“ die angestrebte Vorverlegung des Selektionsflaschenhalses samt früherer Planbarkeit des weiteren Karriereverlaufs tatsächlich erreicht wird; bei Juniorprofessuren ohne „tenure track“ handelt es sich hingegen im Wesentlichen um bisherige C1-Assistentenstellen mit dem Unterschied, dass zu den bisherigen Aufgaben höhere Belastungen in der akademischen Selbstverwaltung sowie im Hinblick auf Prüfungs- und auch Lehrverpflichtungen (4-8 SWS statt 4 SWS) hinzukommen. Der Druck zur wissenschaftlichen Qualifikation dürfte hingegen derselbe bleiben, ohne dabei jedoch auf Forschungsgelder zurückgreifen zu können, die von einem zugeordneten Hochschullehrer eingeworben wurden. So lange auf Länderebene in diesem (und den zuvor genannten) Punkten keine Klarheit geschaffen wird, ist aktuellen Qualifikanden nur zu raten, mehrgleisig zu planen, um auf verschiedene Entwicklungen vorbereitet zu sein. Wie die Kernpunkte dieser Planungen – differenziert nach verschiedenen Stufen im Qualifikationsverlauf (Promovenden, Promovierte, Habilitanden, Juniorprofessoren, Habilitierte) – aussehen könnten, legt Verf. ausführlich dar. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)