Die Sportbeschlüsse des Politbüros. Eine Studie zum Verhältnis von SED und Sport mit einem Gesamtverzeichnis und einer Dokumentation ausgewählter Beschlüsse

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Teichler, Hans Joachim
Veröffentlicht:Köln: Sport u. Buch Strauß (Verlag), 2002, 848 S, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISBN:3890013694
Schriftenreihe:Wissenschaftliche Berichte und Materialien des Bundesinstituts für Sportwissenschaft, Band 2002,2
Schlagworte:
DDR
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200210002748
Quelle:BISp

Abstract

In der Sportentwicklung zeigte sich das Nebeneinander zweier deutscher Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 besonders drastisch. Der pluralistisch-demokratischen Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland stand die Entwicklung des "demokratischen Zentralismus" in der DDR gegenüber. Beide staatlichen Systeme spiegelten sich in den jeweiligen Sportsystemen. Im Unterschied zur Bundesrepublik Deutschland wurde der Sport in der DDR auch als hervorragendes Propagandainstrument genutzt, um die Überlegenheit des Systems darzulegen. Dies gelang in besonders überzeugender Weise bei den Olympischen Sommerspielen in Montreal, als die kleine DDR die USA in der Medaillenausbeute überflügelte, und bei den Olympischen Sommerspielen 1988 in Seoul, als sich dieser Erfolg wiederholte. Der Leistungssport war zu einem der wichtigsten Mittel der politischen Außendarstellung der DDR geworden. Die Basis dieses Erfolges liefern nicht zuletzt die Sportbeschlüsse der zentralen SED-Gremien und insbesondere jene des SED-Politbüros. Auch wenn diese zentralen SED-Beschlüsse nicht immer die Realität des Alltags widerspiegeln, ist ihre Kenntnis für eine zuverlässige Darstellung der DDR-Sportgeschichte unerlässlich. Die 82 in diesem Band dokumentierten Sportbeschlüsse informieren weit über den Sport hinaus über das Herrschafts- und Gesellschaftssystem der DDR. Der Band gliedert sich in drei Teile. Teil I, "Die SED und der Sport" ist eine Einführung und enthält neben Hinweisen zur Dokumentation zwei Kapitel zur Entwicklung der zentralen SED-Gremien sowie zur Sportpolitik der SED von 1946 bis 1957. Die einleitende Studie weist die Ergiebigkeit und die Bedeutung der untersuchten und in den folgenden Teilen verzeichneten bzw. dokumentierten Quellen nach, indem das Verhältnis von Herrschaft und Beherrschten und die Entwicklung der SED-Diktatur auf dem Gebiet des Sports in seinen organisatorischen Konsequenzen exemplarisch dargestellt wird. Teil II ist ein chronologisch geordnetes Verzeichnis sämtlicher Sportbeschlüsse der zentralen SED-Gremien. Teil III ist eine Dokumentation von 82 ausgewählten Beschlüssen. Dabei wurde versucht, die wichtigsten organisatorischen Veränderungen zu erfassen und die gesamte Themenpalette (Delegationen in die SU, Turnfeste, Spartakiaden, Wehrertüchtigung, Entwicklung der Sportwissenschaft, KJS, IOC, deutsch-deutsche Sportbeziehungen, Touristendelegationen, Parteiarbeit im Sport usw.) abzubilden. Ein gewisser Schwerpunkt wurde im Bereich der Leistungssportbeschlüsse - analog zum realen Mitteleinsatz der DDR-Sportförderung - gesetzt. Die dokumentierten Beschlüsse dienten mit gesetzesähnlicher Kraft der Privilegierung des Leistungssports und bestätigen die vollständige Instrumentalisierung des Sports. Aber sie zeigen auch das Ausmaß der Widerstände und des sportlichen Eigensinns, der überwunden werden musste, um den Sport dem Machtanspruch der Partei zu unterwerfen. Schiffer