Abstract des Autors

Einleitend wird ein Defizit paedagogischer Reflexion und Betreuung der leistungssportlichen Talentfoerderung aufgezeigt. Angesichts der krisenhaft verlaufenden Vereinigung des deutschen Sports wirkt sich jenes Defizit besonders gravierend aus, wobei die schulischen Nachfolge-Einrichtungen der ehemaligen Kinder- und Jugendsportschulen (KJS) einen Brennpunkt darstellen. Das analytische Interesse der Untersuchung richtet sich auf die Frage, wie sich der Wandel von einer zentralistisch gefuehrten KJS zu einer Foerdereinrichtung unter der Aegide eines demokratisch-pluralistischen Systems in der Lebenswelt der Betroffenen vollzogen hat. Den Fallstudien unterliegt eine bildungsorientierte sportpaedagogische Position, die in Umrissen dargestellt wird. Der Zugang zum empirischen Feld wurde ueber Interviews mit acht Schuelern des Sportgymnasiums in Erfurt/Thueringen gesucht. Aus den Interviews geht klar hervor, dass alle Befragten die Umstrukturierung der Sportschule nach der Wende als eine Krise in der leistungssportlichen Laufbahn erlebt haben. Dabei hat sich die Faehigkeit zur selbstbestimmten Zentralisierung der Lebensfuehrung auf den Leistungssport als entscheidende talentbewahrende Ressource erwiesen. Fuer die besondere Situation der schulischen Talentfoerderung in den neuen Bundeslaendern bedeutet dies, dass die an der KJS dominierende Ressource des "Systemvertrauens" am Sportgymnasium durch die Ressource "Faehigkeit zur Selbstkompetenz" abgeloest worden ist. Abschliessend werden einige paedagogische Konsequenzen thematisiert, die sich fuer den Bildungsauftrag der Nachfolge-Einrichtungen der KJS ergeben. Verf.-Referat