Der Erfahrungsbegriff, das Entstehen von Erfahrungen und die Erfahrungsgenese unter paedagogischem Aspekt

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Thieme, Lutz
Erschienen in:Leipziger sportwissenschaftliche Beiträge
Veröffentlicht:34 (1993), 2, S. 128-134, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0941-5270
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199707205788
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Kaum eine paedagogisch orientierte Handreichung kommt heute ohne die Verwendung des Begriffs "Erfahrung" aus. Viele neuere Unterrichtskonzepte zielen entweder auf die Aneignung von Erfahrungen durch den Ausbau von Entscheidungsspielraeumen (u.a. das Konzept des "Offenen Unterrichts") oder auf die Aufarbeitung von Erfahrungen im Unterricht (u.a. Konzept des "Erfahrungsorientierten Unterrichts"). Besonders in Konzepten fuer die Vorschulpaedagogik und fuer den Bereich der Grundschulen wird angeregt, Erfahrungssituationen zu arrangieren, Erfahrungen zu vermitteln und zu reflektieren. Im Sportunterricht aller Klassenstufen gibt es kaum eine Unterrichtsstunde, in der nicht das "Sammeln von Bewegungserfahrungen" postuliert wird. Das Konzept der "Koerpererfahrung" findet dabei immer haeufiger Beachtung. Doch bereits FRITSCH/MARAUN verweisen auf den ambivalenten Charakter vieler "Erfahrungssituationen" hinsichtlich der Anregung zur Erfahrungsgewinnung. Beschaeftigt man sich unter diesen paedagogischen Gesichtspunkten und unter Beachtung der Erfahrungsbegriffe der Philosophie, der Soziologie, der Kommunikationswissenschaft und der Neurophysiologie mit der Verwendung des Begriffes "Erfahrung", so stoesst man auf ein eigenartiges Bedeutungsgemenge. Der ungehemmte Gebrauch des Begriffs "Erfahrung", das Abladen von Sachverhalten im Begriff, die sich in Problemloese- und Entscheidungsprozessen einer genaueren Bestimmung entziehen sowie die unklare Abgrenzung zu angrenzenden Begriffen, wie z.B. "Lernen", "Problemloesen" und auch "Wahrnehmen" fuehrten zu einer Ausblendung des Kernes des Erfahrungsbegriffes. Wohl deshalb zaehlt GADAMER den Begriff "Erfahrung" 'zu den unaufgeklaertesten Begriffen, die wir besitzen' und MUELLER konstatiert: "Eine exakte logische und phaenomenologische Analyse dieses Begriffs ist immer noch ein Desiderat..." Verf.-Referat