Bericht über das Münsteraner Teilprojekt zur Dopinggeschichte in Deutschland : inhaltlicher Bericht der WWU Münster "Sport und Staat"

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Becker, Christian; Krüger, Michael Fritz
Veröffentlicht:Münster 2013
Forschungseinrichtung:Universität Münster / Institut für Sportwissenschaft
Format: Internetquelle (Fachinfoführer Sport)
Medienart: Elektronische Ressource (online)
Dokumententyp: Fachbuch, Bericht, Studie
Dateiformat:pdf
Organisationstyp:Forschungsprojekte
Umfang:133 S.
Teil von:https://www.bisp.de/SharedDocs/Downloads/Aktuelles/Litverz_Inhaltlicher_Bericht_WWU_Sport_und_Staat.pdf?__blob=publicationFile&v=1
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:WE020181000076
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Der Bericht über das im Folgenden beschriebene Teilprojekt der Münsteraner Arbeitsgruppe zur Dopinggeschichte in Deutschland gliedert sich in drei Abschnitte. Abschnitt A behandelt den Beginn des Behandlungszeitraums in den 1950er und 1960er Jahren, Abschnitt B die 1970er und 1980er Jahre, und Abschnitt C die Entwicklung seit der Wiedervereinigung 1989/90 bis zum Jahr 2007. Der Forschungsbericht ist chronologisch aufgebaut und orientiert sich in seiner Gliederung an der im Forschungsantrag, im Schnittstellenkonzept und auf den drei Tagungen, auf denen über den Stand des Projekts berichtet wurde, immer wieder erläuterten Fragestellung. Sie lautet, ob und in welcher Weise sich die Dopingproblematik auf das Verhältnis von Sport und Staat in Deutschland ausgewirkt, bzw. ob dieses Verhältnis wiederum zur Förderung und/ oder Bekämpfung von Doping beigetragen habe. Die Chronologie entspricht der prozesshaft veränderten sozialen Figuration, in der sich Doping und Anti-Doping entwickelt haben. Diese Figuration, wie einleitend unter Bezug auf die Prozess- und Figurationssoziologie von Norbert Elias erläutert wurde, wird von verschiedenen Akteuren gebildet, die zu einer spezifischen Dynamik des Doping- und Anti-Doping-Geschehens beigetragen haben und es immer noch tun. Zu ihr gehören zunächst die Sportler oder Athleten selbst, einschließlich Eltern und Angehöriger, auch wenn diese in der Regel eher im Hintergrund des Geschehens bleiben, aber auch Trainer und Betreuer, schließlich Ärzte und Wissenschaftler. Alle Beteiligten stehen ihrerseits wiederum in der Tradition von sozialen Prozessen, die lange vor dem Zeitraum, der hier zu behandeln ist, eingesetzt haben. Diese Figurationen unterscheiden sich auch in Abhängigkeit von spezifischen Sportarten. Zu dieser sozialen Basisfiguration, die im Wesentlichen noch die Sportentwicklung in der frühen Bundesrepublik kennzeichnet, kommen schließlich als weitere wesentliche Akteure Medien und Journalisten, aber auch staatliche Beamte und Politiker hinzu, die aus ihrem Arbeits- und Interessengebiet heraus das soziale Konstrukt Sport und Doping sowie die Kommunikation darüber prägen (siehe das Münsteraner Teilprojekt zur Rezeptionsgeschichte des Dopings). Die Olympischen Spiele von München 1972 sowie überhaupt die Teilnahme deutscher Athleten bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften machte die Veränderung der Doping-Figuration(en) besonders deutlich. Sie war nun längst nicht mehr national begrenzt, sondern internationale Akteure in den verschiedenen Sportarten, in der Olympischen Bewegung sowie europäische und internationale Institutionen traten nun mehr und mehr in den Vordergrund. Von entscheidender Bedeutung war der Kalte Krieg zwischen den Staaten und Gesellschaften des Ostblocks und dem Westen, dessen „Schlachtfeld“ vor allem in Deutschland lag. Mit dessen Ende bzw. mit der deutschen Wiedervereinigung 1989/90 und einer völlig neuen Lage von internationaler Politik und (Welt-)Gesellschaft erfuhr auch die Doping- und Anti-Doping Politik wieder eine Wendung, die unter den alten Bedingungen noch undenkbar und unmöglich gewesen wäre.