Förderung des Spitzensports von Menschen mit Behinderung : Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Katrin Kunert, Dr. André Hahn, Ulla Jelpke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE ; Deutscher Bundestag Drucksache 18/9404

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht:Berlin 2016
Herausgeber:Deutschland / Deutscher Bundestag ; Deutschland / Bundesministerium des Innern
Format: Internetquelle (Fachinfoführer Sport)
Medienart: Elektronische Ressource (online)
Dokumententyp: Amtliche Publikation
Dateiformat:pdf
Organisationstyp:Amtliche Körperschaften und Organisationen
Umfang:16 S.
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:WE020171000116
Quelle:BISp

Abstract des BISp

Vorbemerkung der Fragesteller
In den letzten Jahren hat der internationale Wettbewerb im Behindertensport weiter zugenommen. Das Interesse am Spitzensport von Menschen mit Behinderung nimmt zu, Weltmeisterschaften, Weltcupveranstaltungen und andere internationale Wettkämpfe finden inzwischen in fast allen Teilen der Welt statt. Das internationale Leistungsniveau und die Leistungsdichte im Spitzensport von Menschen mit Behinderung steigen seit einigen Jahren kontinuierlich an. Immer mehr Staaten und nationale Sportverbände fördern den Leistungssport von Menschen mit Behinderung im gleichen Umfang, wie den Leistungssport von Menschen ohne Behinderung. Der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes e. V. (DBS), Friedhelm Julius Beucher, sagte u. a. während des Parlamentarischen Frühstücks in Berlin am 11. Mai 2016 mit Blick auf die Paralympics in Rio de Janeiro, dass mit den derzeitigen Mitteln der Leistungsstand im internationalen Vergleich nicht zu halten sei. Bereits im Jahr 2013 wurde gegenüber dem Bundesinnenministerium ein Finanzbedarf von 4,7 Millionen Euro artikuliert. Dem stehen aktuell 3,2 Millionen Euro gegenüber. Der DBS braucht vergleichbare professionelle Strukturen wie die konkurrierenden Sportverbände. Derzeit verfügt der DBS über sieben hauptamtliche Bundestrainer. Die Mehrzahl der 44 Nationalmannschaften wird durch Honorarkräfte betreut. Es fehlen Mittel für hauptamtliche Trainerinnen und Trainer, für ein ganzjähriges professionelles Training und die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen. Ebenso fehlen barrierefreie Sportanlagen für den Spitzen- und den Breitensport. Wenn die Bundesrepublik Deutschland auch künftig eine der führenden Nationen im sportlichen Wettkampf von Menschen mit Behinderung bleiben möchte, müssen die Sportverbände die Rahmenbedingungen für die Sportlerinnen und Sportler, Trainingsumfang und -methoden anpassen, Wettkampfstrukturen weiter entwickeln und auch eine ganzjährige Teilnahme an internationalen Veranstaltungen gewährleisten. Daraus erwachsen eine Reihe neuer Anforderungen hinsichtlich Professionalisierung und Finanzierung des Sports. Hierzu müssen auch der Bund und die Länder einen angemessenen Beitrag leisten. Das betrifft sowohl Fragen der Finanzierung, der Nachwuchsgewinnung und der Förderung von Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern mit Behinderung. Getreu dem Motto: „Ohne Breite keine Spitze und ohne Spitze keine Breite“ stehen auch neue Herausforderungen für die Entwicklung des Schulsportes (einschließlich des Sports an Berufsschulen und Hochschulen) sowie des Breitensports. Es reicht auch nicht aus, den Sport von Menschen mit Behinderung gleichermaßen zu fördern, wie den Sport von Menschen ohne Behinderung, denn eine Gleichbehandlung von Ungleichen verfestigt Ungleichheit. Im Behindertensport bestehen deutlich höhere Aufwendungen für Sportgeräte und -anlagen, an Betreuungspersonal und für Reisekosten. So besteht zum Beispiel ein großer finanzieller Unterschied zwischen einer Basketballmannschaft und einer Rollstuhlbasketballmannschaft. Diese behindertenbedingten Nachteile müssen – so auch die sich aus der UN-Behindertenrechtskonvention ergebenen Verpflichtungen des Staates – ausgeglichen werden. Hinzu kommt, dass im Nichtbehindertensport deutlich mehr private Gelder von Sponsoren sowie durch Werbung und Fernsehübertragungen zur Verfügung stehen.