Transfer und Umsetzung eines europäischen Präventionskonzeptes am Beispiel eines Gewichtsreduktionsprogramms unter besonderer Berücksichtigung kulturspezifischer Rahmenbedingungen in der Türkei

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Ergüven, Ahmet Tarik
Gutachter:Froböse, Ingo; Predel, Hans-Georg
Veröffentlicht:Köln: 2019, 392 S., Lit.
Forschungseinrichtung:Deutsche Sporthochschule Köln / Institut für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation
Hochschulschriftenvermerk:Köln, Dt. Sporthochsch., Diss., 2019
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Elektronische Ressource (online) Gedruckte Ressource
Dokumententyp: Hochschulschrift Dissertation Graue Literatur
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201907005016
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Hintergrund: Das Problem Übergewicht und Adipositas wächst stetig und hat das Ausmaß einer weltweiten Epidemie angenommen. In hohem Maße sind auch die Menschen in der Türkei von Übergewicht und Adipositas betroffen, beispielsweise aktuell 70,7 % der Frauen, und die Tendenz ist steigend. Manchmal kommen die nationalen Bemühungen zu kurz oder sind der Problematik nicht genug gewachsen. Da das Problem Übergewicht ein Risikofaktor für die Entwicklung verschiedener Erkrankungen darstellt, die medizinische Behandlung zu erhöhten Belastungen des Gesundheitssystems führt und am allerwichtigsten die Verschlechterung der Lebensqualität bedeutet, sollten die auf evidenzbasierter Grundlage aufbauende Präventionskonzepte für alle Betroffenen zur Verfügung stehen. In der vorliegenden Arbeit wurde ein für den deutschsprachigen Raum entwickeltes Präventionskonzept „Das Turbo-Stoffwechsel-Prinzip“ zur Behandlung von Übergewicht unter den kulturspezifischen Rahmenbedingungen in der Türkei erprobt, um die Praktikabilität des Konstrukts in diesem Setting festzustellen, daraus den betroffenen übergewichtigen und adipösen Personen durch die zielgruppenorientierte Modifikation in der Abnehmpraxis eine evidenzbasierte Therapiemöglichkeit anzubieten und somit auch einen Beitrag zu den internationalen Bemühungen in der Bekämpfung von Übergewicht und Adipositas zu leisten.
Methode: Um die Forschungsfrage in vollem Umfang beantworten zu können, wurde als erster Schritt das europäische Konstrukt unter den kulturspezifischen Rahmenbedingungen in Form von Ernährungs- und Bewegungsinterventionen in der Türkei (in Istanbul) erprobt, um einerseits die Effekte der Intervention festzustellen und andererseits die Praktikabilität und Umsetzbarkeit in originaler Form bei der Abnehmpraxis herauszufinden. Zu dieser Interventionsstudie wurde parallel das Gesundheitsverhalten der übergewichtigen und adipösen Personen mittels eines standardisierten Fragebogens detailliert erhoben, um eine breitere Basis für die zielgruppenspezifische Modifikation des Konstrukts zu bilden. Darüber hinaus wurden leitfadengestützte Experteninterviews und das Ernährungs- und Bewegungsprotokoll eingesetzt, um die offenen Fragestellungen zu beantworten und die Aktualität der Daten sicherzustellen. Dadurch ist eine gänzliche zielgruppenspezifische Modifikation des europäischen Präventionskonzepts möglich.
Ergebnisse: Die Ergebnisse der Interventionsstudie belegen, trotz Schwierigkeiten bei der Umsetzung, dass die Bewegungs- und Ernährungsintervention hinsichtlich der Langzeiteffekte signifikante Änderungen in den meisten studienrelevanten Parametern zeigt, beispielsweise bei Körpergewicht von 88,2 ± 16,0 auf 82,5 ± 16,0 (- 5,70 kg) bzw. 6,4 %, bei BMI von 33,45 ± 3,61 auf 31,24 ± 3,73 (- 2,21 kg/m2) bzw. 6,4 % und bei Taillenumfang von 103,7 ± 9,6 cm auf 92,9 ± 9,6 cm (- 10,8 cm) bzw. 10,4 %. Von 30 Probanden nahmen im Durchschnitt nur 7,62 ± 4,94 an den angeleiteten Bewegungseinheiten teil, bei den Ernährungsinterventionen waren es im Durchschnitt 15,25 ± 5,37 Probanden. Ein Drop-out nach 26 Wochen betrug 77 % (23 Personen).
Die Ergebnisse der anderen Teilstudien, die im Rahmen dieser Arbeit eingesetzt wurden, belegen, dass das Bewegungs- und Ernährungsverhalten der in der Türkei lebenden Personen von einer gesunden Lebensweise nach den DGE-Richtlinien weit entfernt ist. Das durchschnittliche Sitzverhalten betrug über 6,55 Stunden. Die vierte eingesetzte Methode, die zur Erhebung der aktuellen Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten der Einheimischen in der Türkei sowie der in Deutschland lebenden Türkeistämmigen diente, belegte, dass keine signifikanten Unterschiede vom Ursprungsland hinsichtlich Ernährungs- und Bewegungsverhalten vorhanden sind und ein für die in der Türkei lebenden Personen modifiziertes Konstrukt auch ohne weiteres bzw. ohne große Änderungen in Deutschland eingesetzt werden könnte.
Zusammenfassung: Wie die Ergebnisse der Interventionsstudie und im Weiteren die Ergebnisse der Experteninterviews offenlegen, ist die Berücksichtigung der kulturspezifischen Rahmenbedingungen, wie Erwartungen, Interessen und Vorlieben usw. der Zielgruppe, bei der inhaltlichen Gestaltung, Umsetzung und Etablierung des Konzeptes signifikant bedeutend, um die Menschen mit Übergewichtsproblemen zu erreichen und somit auch einen Beitrag zu den internationalen Bemühungen in der Bekämpfung von Übergewicht und Adipositas zu leisten.