Über den Zusammenhang von körperlicher Aktivität, Schlafqualität und exekutiven Funktionen bei Kindern mit ADHS

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Lehberger, Regine
Gutachter:Graf, Christine; Brixius, Klara
Veröffentlicht:Köln: 2018, 1 CD-ROM (XI, 164 Seiten), Lit.
Forschungseinrichtung:Deutsche Sporthochschule Köln / Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft
Hochschulschriftenvermerk:Köln, Dt. Sporthochsch., Diss., 2018
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (Datenträger) Elektronische Ressource (online)
Dokumententyp: Hochschulschrift Dissertation Graue Literatur
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201903002126
Quelle:BISp

Abstract

Der Zusammenhang zwischen Schlaf und ADHS wird seit langem und teilweise kontrovers diskutiert. Die Erkrankung wird hauptsächlich medikamentös mit Stimulanzien behandelt, was die Schlafqualität zusätzlich negativ beeinträchtigen kann. Körperliche Aktivität wird als mögliche alternative Behandlungsmethode erwogen, die sowohl die Erkrankung selbst, wie auch die Schlafqualität günstig beeinflussen kann. Jedoch erschweren unterschiedliche Messmethoden, Zielgruppen und Belastungsformen den Vergleich der Studienergebnisse, weshalb es bisher noch keine einheitlichen Handlungsempfehlungen zu dieser Therapieform gibt. Eine gute Schlafqualität ist für alle Menschen wichtig und insbesondere bei Kindern mit ADHS sollte auf eine gute Schlafqualität geachtet werden, da sie unter einer Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwäche leiden, die durch Müdigkeit verstärkt wird. Die vorliegende Arbeit untersucht den Zusammenhang von Schlaf, körperlicher Aktivität und exekutiven Funktionen anhand unterschiedlicher Messmethoden bei Kindern mit der Diagnose ADHS und gesunden Kontrollen. Die Untersuchung des Zusammenhangs von ADHS-Diagnose, Schlafqualität und körperlicher Aktivität über Fragebögen ergab, dass Eltern von Kindern mit ADHS und die Kinder selbst häufiger angeben, an schlechter Schlafqualität zu leiden. Hierbei könnte eine Störung des zirkadianen Schlaf-Wach-Rhythmus in der Gruppe zugrunde liegen, da sich die angegebenen Probleme mit dem Schlaf hauptsächlich auf das Einschlafen und Aufwachen beziehen. Höhere Anteile an körperlicher Aktivität waren bei Kindern mit und ohne ADHS mit besserer Schlafqualität assoziiert. Ein Zusammenhang konnte also auch im Rahmen von subjektiven Messungen nachgewiesen werden. Im Rahmen von polysomnographischen Untersuchungen zeigte sich bei allen untersuchten Probanden eine gute Schlafqualität ohne Anzeichen von Schlafstörungen. Die körperliche Aktivität hatte keinen Einfluss auf den Anteil von Schlafphasen in den jeweils folgenden Nächten, das zentrale Ergebnis war eine signifikant reduzierte REM-Latenz nach einer Koordinationsbelastung mit dem Waveboard im Vergleich zur Ausdauerbelastung mit dem Fahrradergometer. Eine verkürzte REM-Latenz wird als Effekt einer körperlichen Belastung diskutiert, wurde bisher bei Kindern jedoch noch nicht nachgewiesen. Generell werden längere REM- Latenzen als Kennzeichen guter Schlafqualität angesehen, weshalb vermutet werdenDissertation Regine Lehberger 2018 2 kann, dass sich Ausdauerbelastungen eher positiv und Koordinationsbelastungen eher nachteilig auf die Schlafqualität von Kindern mit ADHS auswirken. Möglicherweise haben die Probanden die Koordinationsbelastung auf dem Waveboard als aufregend empfunden, da verkürzte REM-Latenzen in der Verarbeitung emotionaler Erlebnisse eine Rolle spielen können.Außerdem wurde der Einfluss körperlicher Aktivität und der Schlafqualität auf exekutive Funktionen bei Kindern mit ADHS in Form von Tests zur kognitiven Leistungsfähigkeit und ereigniskorrelierten Potentialen gemessen. Hierbei zeigte sich ein positiver Einfluss der Koordinationsbelastung auf die Arbeitsgeschwindigkeit und der Ausdauerbelastung auf die Aufmerksamkeit. In Bezug auf die Schlafqualitätsparameter konnte gezeigt werden, dass sich ein höherer Anteil von REM-Schlaf und eine höhere Anzahl von Arousals negativ auf die Aufmerksamkeit am nächsten Tag auswirken. Die körperliche Aktivität hatte keinen Einfluss auf ereigniskorrelierte Potentiale, vermutlich, weil die Stichprobengröße zu klein war oder der Zeitraum zwischen der Intervention und der Messung zu groß. In Bezug auf Parameter der Schlafqualität zeigten sich hingegen zahlreiche Korrelationen mit den gemessenen ereigniskorrelierten Potentialen. Eine gute Schlafeffizienz, wenig Arousal und wenig Anteil an REM wirkten sich positiv auf die Ausprägung der einzelnen Potentiale aus. Allgemein kann also ein Einfluss von Schlafqualitätsparametern auf exekutive Funktionen in Form von ereigniskorrelierten Potentialen bei Kindern mit ADHS postuliert werden.

Abstract des Autors

The correlation between sleep and ADHD is often discussed and controversial opinions exist. The main therapy is based on stimulant medication that can have a negative influence on sleep quality as well. Physical activity is assumed to be a positive candidate for an alternative treatment. Different types of exercise, measurement and target groups make it difficult to compare study results. To date, no consistent recommendations exist. A good sleep quality is necessary for all people and especially for children with ADHD, because they suffer from a deficit in attention and concentration, that can be worsened by tiredness. The purpose of the questionnaire study was to determine whether physical activity is associated with better sleep quality among children with ADHD diagnosis and normal controls and if there are differences between those two groups. In total 273 elementary school children and their parents were assessed with Children`s Sleep Habits Questionnaire (CSHQ), Sleep self report (SSR), ADHD rating scale (FBB-HKS) and leisure time questionnaires (CHILT, PAQ-C). Higher rates of sleep disturbances and evidence for higher rates of eveningness-types in children with ADHD were found. Furthermore, a small correlation of physical activity and sleep quality parameters, but only in the control group. It can be concluded, that sleep problems were more common in children with ADHD but an effect of exercise on sleep quality in this group could not be confirmed. The aim of the intervention study was to investigate the influence of different modes of exercise on sleep quality parameters in school-aged children with Attention Deficit Hyperactivity Disorder (ADHD) diagnosis. Polysomnographic (PSG) measurements were taken according to criteria of the American Academy of Sleep Medicine (AASM) on three nights following exercise session or control day, separated by one week and in random order. The study took part at the participants’ home environment and eleven children (nine boys / two girls, age 9.5 (SD 0.5), height 139.9 cm (SD 7.0), weight 31.9 kg (SD 7.7), BMI 16.11 (SD 3.14) with medical ADHD diagnosis participated in the study. An endurance session on a bicycle ergometer, a coordination exercise session on a wave board and the results on a day without physical activity were compared. Exercise intensity was measured by heart rate. The exercise sessions took part 3-4 h prior to bedtime and lasted 30 min. PSG measurement revealed no sleep complaints or sleep stage changes according to the different exercise conditions. REM-latency was increased after bicycle exercise and significant decreased after wave board exercise. Data suggests that physical exercise performed in the afternoon has an impact on REM-latency in ADHD children. Endurance exercise lengthens REM-latency so it is assumed to have a more positive influence on sleep patterns than coordination exercise. It can be hypothesized, that coordination exercise on a wave board had an exciting effect on the children, because a shortening in REM-latency can be involved in the processing of emotional or stressful situations. Furthermore, the effects of different exercise-modes and sleep quality on concentration performance and visual evoked potentials in children suffering from ADHD were explored. In the morning, different types of cognitive performance tests were performed, half an hour after awakening. Simultaneously event-related potentials were measured by EEG. ANOVA and Pearson correlation analysis revealed a significant effect between cognitive performance and both exercise and sleep quality. Furthermore, between event related potentials and sleep quality. Exercise as well as sleep quality are important factors influencing executive functions on the next morning in ADHD children.