Bewegtes Leben : Lebensbeschreibung ; Erinnerungen an den Sport der DDR

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Röder, Horst
Veröffentlicht:Berlin: 2004, 372 S.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schriftenreihe:Schriftenreihe der Zentralbibliothek der Sportwissenschaften der Deutschen Sporthochschule Köln, Band 1 : Sonder-Bd.
Schlagworte:
DDR
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201901000107
Quelle:BISp

Abstract

Der Autor legt mit diesem Buch die Beschreibung seines Lebens vor. Dieses war wesentlich von der Entwicklung des Leistungssports und der Leistungssportforschung in der DDR geprägt. Verf. hat eine typische berufliche Karriere in diesen beiden Bereichen durchlebt, die ihn schon 1959 in Führungspositionen des DDR-Sports führte. Er gehört damit zu der ersten Generation von Sportwissenschaftlern und Sportfunktionären, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre akademische Ausbildung in der UdSSR und der DDR erhielten. Ab dem Ende der fünfziger Jahre hat er dann auf verschiedenen Leitungsebenen und mit wechselnden inhaltlichen Verantwortungen an der Weiterentwicklung dieses Systems gearbeitet. Insofern gehört er zu denen, die einen Überblick sowohl über die verschiedenen Entwicklungsetappen des DDR-Sports und die Elemente, die diesen bildeten, gehabt als als auch über die Probleme, die sich aus der Stellung des Leistungssport im sozialen Gefüge der DDR insgesamt ergaben wie auch aus den politischen Herausforderungen und Forderungen, denen sich der Leistungssport gegenübersah - und die bis zum Ende der achtziger Jahre in der Dimension sie auch in der Tiefe zunahmen. Gleichzeitig muss auch darauf verwiesen werden, dass er sich diesenÜberblick nicht als Beobachter erworben hat, sondern als einer der handelnden Hauptakteure. Aus seinen Positionen in der Leitung des DTSB heraus hat er wesentlich Einfluss auf die Entwicklungswege der Sportorganisation des Landes genommen. Daraus leitet sich seine Verantwortung für Probleme im DDR-Leistungssportsystem ab, was bei der Lektüre des Buches Beachtung finden muss. Das Spektrum der Themen, das Verf. behandelt, ist sehr breit und vermittelt einen Eindruck von der Komplexität der Prozesse in einem nationalen Leistungssportsystem, gleichzeitig verdeutlicht es auch die inneren Beziehungen zwischen dem Sport, der Politik, der nationalen Wirtschaft, dem Bildungs- und Gesundheitswesen und der Wissenschaft in einem sozialistischen Staat. Insofern kann es auch als Beispiel für die Organisationsstruktur und inhaltlichen Themenschwerpunkte anderer sozialistischer Länder betrachtet werden. Insgesamt liefert das Buch einen interessanten Einblick in das Innenleben des DDR-Leistungssports. Es veranschaulicht die pyramidenhaft aufgebauten Förderstrukturen im Nachwuchsleistungssport beginnend mit dem Einheitlichen System der Sichtung und Auswahl über die Trainingszentren bis zu den Leistungssportclubs. Es macht auch die wissenschaftlichen Grundlagen dieses langfristigen Leistungsaufbaus und der Entwicklung von Trainingsstrategien für Sportarten und Sportartengruppen deutlich. Und nicht zuletzt wird die enge Verquickung zwischen der politisch herrschenden Partei, ihren Repräsentanten in der Regierung und Sportorganisation sowie dem politischen Auftrag des nationalen Leistungssports in der internationalen sportlichen Auseinandersetzung deutlich - einen gewichtigen Beitrag zur sportlichen Überlegenheit der sozialistischen Länder zu erbringen (auch wenn das Verhältnis zur UdSSR gerade im Sport manche Spannungen enthielt, wie bei der Entscheidung zum Boykott der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles,) und besser abzuschneiden als die Sportler der Bundesrepublik Deutschland. Diesen Zielen wurde nahezu alles untergeordnet, für die Erreichung wurden alle erlaubten und auch manche nicht erlaubten Mittel - wie das Doping - eingesetzt. Das Buch sollte man sowohl mit sachlichem Interesse als auch mit kritischer Distanz lesen, um die verschiedenen Facetten und Dimensionen des DDR-Leistungssportsystem zu erkennen und auch zu verstehen. Dazu kann das Buch einen Beitrag leisten, auch wenn der Leser sicherlich nicht jeder dargestellten Position unkritisch zustimmen wird und zustimmen kann.