Situation und Entwicklung ausgewählter Sportarten in Deutschland: Situation und Entwicklung der Fußballvereine 2013/2014

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Breuer, Christoph; Feiler, Svenja
Erschienen in:Sportentwicklungsbericht 2015/2016. Bd. 2: Weiterführende Strukturanalysen
Veröffentlicht:Hellenthal: Sportverl. Strauß (Verlag), 2017, S. 14-77; Lit.-Verz.: S. 537-541, Lit.
Herausgeber:Bundesinstitut für Sportwissenschaft
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201708006601
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Die Sportentwicklungsberichte haben zum Ziel, die Entscheidungsträger im organisierten Sport zeitnah mit politikfeld- und managementrelevanten Informationen zu versorgen. An der fünften Welle der bundesweiten Online-Erhebung 2013 haben sich n=4.721 Fußballvereine bzw. Abteilungen von N=25.641 (6.800.128 Mitgliedschaften; Stand Ende 2012) beteiligt. Die auf Basis dieser repräsentativen Befragung gewonnenen Erkenntnisse werden nachfolgend zusammengefasst. Die Fußballvereine in Deutschland stellen ein besonders gemeinwohlorientiertes Sportangebot bereit, was u.a. in ihren Vereinszielen zum Ausdruck kommt. So ist es den Fußballvereinen unter einer Vielzahl möglicher Vereinsziele besonders wichtig, eine preiswerte Möglichkeit des Sporttreibens zu bieten, Werte wie Fair Play und Toleranz zu vermitteln sowie Menschen mit Migrationshintergrund das Sporttreiben zu ermöglichen. Dass Fußballvereine tatsächlich Garanten dafür sind, dass finanziell erschwingliche organisierte Sportangebote von der breiten Bevölkerung nachgefragt werden können, zeigt sich an den Mitgliedschaftsbeiträgen. So verlangt die Hälfte aller reinen Fußballvereine einen monatlichen Mitgliedsbeitrag für Kinder von maximal € 3,-, für Jugendliche von maximal € 3,50 und für Erwachsene von maximal € 6,-. Weiterhin besteht in 56,4% der Vereine die Möglichkeit einer Familienmitgliedschaft mit einem monatlichen Beitrag von maximal € 8,80. Der Gemeinwohlcharakter der Fußballvereine wird auch dadurch untermauert, dass eine zunehmende Anzahl an reinen Fußballvereinen bei der Angebotserstellung mit weiteren Akteuren des Gemeinwohls zusammenarbeitet. Hierzu zählen insbesondere andere Sportvereine und Schulen, mit denen jeweils gut ein Drittel der reinen Fußballvereine kooperiert. Zudem erstellt jeder fünfte Verein mit Fußballangebot gemeinsame Sportangebote mit Kindergärten bzw. Kitas. Dass Fußballvereine über das eigentliche Sportangebot hinausreichende Integrationsleistungen schaffen, zeigt sich einerseits darin, dass über die Hälfte der Mitglieder im Jahr 2012 an geselligen Veranstaltungen ihres Vereins teilgenommen hat. Zudem wird der integrative Charakter der reinen Fußballvereine im Bereich der Migranten deutlich: Der Anteil an Migranten unter den Mitgliedern und auch unter den Ehrenamtlichen liegt in reinen Fußballvereinen jeweils deutlich über dem entsprechenden Anteil in Vereinen ohne Fußball. Auch bei den Ehrenamtlichen liegen die Fußballvereine bei der Anzahl der Positionen und der durchschnittlichen Arbeitszeit deutlich über Vereinen ohne Fußballangebot. Aber auch bezahlte Mitarbeiter sind neben den ehrenamtlich Aktiven in knapp 30% der reinen Fußballvereine zu finden. Herausfordernd ist der Problemdruck bei den reinen Fußballvereinen. Hier berichtet knapp die Hälfte, dass ihr Verein mit mindestens einem existenziellen Problem zu kämpfen hat. Besonders groß sind die existenziellen Probleme in den Bereichen der Bindung und Gewinnung ehrenamtlicher Funktionsträger sowie von Schieds- bzw. Kampfrichtern. Bei den Problemen im Bereich der Schieds- bzw. Kampfrichter hat ein Großteil der Vereine Maßnahmen eingeleitet, um diese Probleme aktiv anzugehen. Zu den Maßnahmen zählen im Bereich der Schiedsrichtergewinnung insbesondere die persönliche Ansprache potenzieller Kandidaten, darunter auch insbesondere jugendlicher Mitglieder, wie auch die Ausschreibung offener Schiedsrichterposten. Um Schiedsrichter zu binden, greifen die Fußballvereine neben persönlichen Gesprächen insbesondere auf finanzielle Anreize (Kostenübernahmen, Beitragsbefreiung, etc.) zurück. Aber auch soziale Aspekte wie Einladungen zu Vereinsfesten und Ehrungen bzw. Anerkennung werden zur Schiedsrichterbindung genutzt. Betrachtet man den Erfolg der Maßnahmen, so zeigt sich, dass Aktionen zur Bindung von Schiedsrichtern häufiger als erfolgreich von den Vereinen eingestuft werden als Maßnahmen zur Gewinnung eben dieser. Neben den genannten Problemen verursacht auch die finanzielle Situation der reinen Fußballvereine häufig existenzbedrohende Probleme. Finanzprobleme treffen reine Fußballvereine massiver als Vereine ohne Fußball. Als mögliche Erklärung kann angeführt werden, dass die Zahlungen an Sportler in den reinen Fußballvereinen deutlich höher ausfallen als in anderen Vereinen. Zudem ist auffällig, dass über 40% der Fußballvereine mit Zahlungsrückständen ihrer Mitglieder zu kämpfen haben. Allen Klagen zum trotz weisen die reinen Fußballvereine aber dennoch häufiger eine ausgeglichene Einnahmen-Ausgaben-Rechnung auf als Mehrspartenvereine mit Fußball und Vereine ohne Fußball. In der Saison 2012/2013 war in rund 5% der Fußballvereine die erste Herrenmannschaft von gewalttätigen Übergriffen auf Aktive betroffen. Weiterhin gab es bei knapp 2% der Vereine gewalttätige Übergriffe auf Zuschauer im Rahmen eines Spiels der ersten Herrenmannschaft. Allerdings ist der Anteil an Vereinen mit Übergriffen auf Zuschauer im Vergleich zu 2009 signifikant zurückgegangen. Erfreulich ist auch, dass sich eine zunehmende Anzahl an Fußballvereinen an Aktionen gegen Gewalt und Diskriminierung beteiligt hat.