Sportvereine in den Bundesländern: Sportvereine in Mecklenburg-Vorpommern

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Breuer, Christoph; Feiler, Svenja
Erschienen in:Sportentwicklungsbericht 2015/2016. Bd. 1: Analyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland
Veröffentlicht:Hellenthal: Sportverl. Strauß (Verlag), 2017, S. 500-530; Lit.-Verz.: S. 804-813, Lit.
Herausgeber:Bundesinstitut für Sportwissenschaft
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201708006589
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Die Sportvereine in Mecklenburg-Vorpommern erweisen sich nach wie vor als anpassungsfähige Stabilitätselemente in einer sich schneller wandelnden Gesellschaft. So engagiert sich immerhin gut ein Fünftel der Vereine in besonderer Weise für Flüchtlinge. 36% der Vereine ermöglichen Menschen mit Behinderungen Sport und engagieren sich mittlerweile in besonderer Weise für die Prävention sexualisierter Gewalt im Verein. Gleichzeitig bleibt die gemeinwohlorientierte Grundausrichtung der Sportvereine stabil: Sie bekennen sich weiterhin in hohem Maße zur Wertevermittlung, einem preisgünstigen Sportangebot sowie gleichberechtigter Partizipation der Geschlechter. Zudem verstehen sie sich vor allem als Freizeit- und Breitensportverein und legen maßgeblich Wert auf eine ehrenamtlich organisierte Vereinsführung sowie Gemeinschaft und Geselligkeit. Mindestens 5,6% der Vereine sind überdies als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt. Die finanzielle Situation der Sportvereine in Mecklenburg-Vorpommern ist stabil. Allerdings werden Finanzprobleme von Vereinen in Mecklenburg-Vorpommern etwas größer eingeschätzt als im gesamtdeutschen Schnitt. Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns stellt zwar für die Vereine kein durchgehend großes Problem dar, bereitet aber immerhin 6% der Vereine größere Probleme. Dass die Sportvereine in Mecklenburg-Vorpommern über das eigentliche Sportangebot hinausreichende Leistungen bieten zeigt sich darin, dass knapp 60% der Mitglieder im Jahr 2014 an geselligen Veranstaltungen ihres Vereins teilgenommen haben. Auch bei der Bindung und Gewinnung von ehrenamtlichen Funktionsträgern setzen die Vereine in Mecklenburg-Vorpommern maßgeblich auf die Organisation von geselligen Veranstaltungen, Gemeinschaftsabenden und Feiern, um das „wir-Gefühl“ zu stärken. Im Hinblick auf die Situation der Sportanlagen wird deutlich, dass sich die Vereine in Mecklenburg-Vorpommern im Vergleich zu 2013 stärker durch den Zustand der genutzten Sportstätten in Ihrer Existenz bedroht sehen. Bei der Diskussion der Sportstättenprobleme ist zudem zu berücksichtigen, dass Sporthallen erst im Laufe der Erhebung sowie danach verstärkt als Flüchtlingsunterkünfte genutzt wurden und diese besondere Problematik nur teilweise erfasst werden konnte. Zum Zeitpunkt der Erhebung (17.09.-08.12.2015) gaben 2,6% der Vereine an, von ihnen genutzte Sportanlagen seien in den vergangenen zwei Jahren als Flüchtlingsunterkunft genutzt worden. Hauptproblem der Sportvereine bleibt die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement. Zwar liegen keine signifikanten Veränderungen der Anzahl an Engagierten in formalen Positionen auf der Vorstands- oder Ausführungsebene (z.B. Schiedsrichter, Übungsleiter) vor, doch stellt das größte wahrgenommene existenzielle Problem nach wie vor die Bindung und Gewinnung von ehrenamtlichen Funktionsträgern dar. Gut jeder zehnte Verein fühlt sich durch dieses Problem in seiner Existenz bedroht. Darüber hinaus stellt auch die demographische Entwicklung für die Vereine in Mecklenburg-Vorpommern ein überdurchschnittlich starkes Problem dar im Vergleich zum gesamtdeutschen Schnitt. Trotz der bedeutenden Gemeinwohlleistungen der Sportvereine sollte folgenden Befunden Aufmerksamkeit geschenkt werden: 20% der Vereine stimmen der Aussage gar nicht zu, dass sie sich für die Prävention sexualisierter engagieren. Weiterhin stimmen 6% der Vereine der Aussage gar nicht zu, dass sie sich stark in der Jugendarbeit engagieren. Immerhin 5% der Vereine stimmen der Aussage gar nicht zu, dass sie älteren Personen und Menschen Migrationshintergrund Sport ermöglichen möchten. 4% der Vereine stimmen der Aussage gar nicht zu, dass sie Familien Sport ermöglichen und familienfreundlich sein wollen und 2% der Vereine stimmen gar nicht zu, sich für die gleichberechtigte Partizipation von Mädchen/Frauen und Jungen/Männern zu engagieren. Insgesamt ist zu prüfen, ob diese Befunde auf eine Konzentration der entsprechenden Vereine auf ihre Kernaufgaben schließen lassen, ob die Strategie- und Kommunikationsarbeit der Verbände diese Vereine nicht erreicht oder ob andere Gründe für die Ablehnung vorliegen.