Innovative Leistungsindikatoren im Profifußball auf der Basis von Positionsdaten

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Memmert, Daniel; Raabe, Dominik; Knyazev, Alexander; Franzen, Aljoscha; Zekas, Lukas; Rein, Robert; Perl, Jürgen; Weber, Hendrik
Erschienen in:Impulse
Veröffentlicht:21 (2016), 2, S. 14-21
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Sprache:Deutsch
ISSN:2192-3531
Schlagworte:
GPS
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201612008989
Quelle:BISp

Abstract des BISp

Die moderne Spielanalyse umfasst mittlerweile mehr als die Auswertung von Zweikampfquote oder zurückgelegten Kilometern, denn es hat sich herausgestellt, dass diese Daten nicht über Sieg oder Niederlage entscheiden. Vielmehr sind es sog. Positionsdaten, die neue Erkenntnisse im Spitzenfußball liefern sollen. Die genaue Erfassung der Positionen jedes Spielers und des Balles ermöglicht heutzutage deutlich komplexere Analysen mit neuartigen Leistungsindikatoren. Eine ganze Palette solcher fortgeschrittenen Key Performance Indikatoren, kurz KPI genannt, wird seit einigen Jahren auch am Institut für Kognitions- und Sportspielforschung der Deutschen Sporthochschule Köln entwickelt und getestet. In einem kompetitiven von der Deutschen Fußball Liga (DFL) ausgeschriebenen Projekt mit dem Titel „Positionsdaten im Profifußball“ hat das Institut im Jahr 2015 den Zuschlag bekommen. Zentrales Ziel des Projektes ist es, eine Auswahl der neu entwickelten KPI automatisch unter Einsatz von neuronalen Netzen zu berechnen und bei einer großen Anzahl von Spielen der Fußballbundesliga auszuprobieren. In dieser Big-Data-Feldstudie wurden insgesamt 50 Spiele der Saison 2014/15 analysiert und schließlich 11.160 Leistungswerte erzeugt und ausgewertet. Im Mittelpunkt stand dabei das selbst entwickelte Analyse-Tool SOCCER, das konventionelle Datenanalyse, dynamische Zustand-Ereignis-Modellierung und künstliche neuronale Netze kombiniert. Sämtliche Berechnungen fußen dabei alleinig auf den Positionsdaten; Ereignisse wie Ballgewinn oder -verlust werden aus Spieler- und Ballpositionen berechnet. Während herkömmliche Tools oft nur begrenzte Einblicke in den Fußball auf Spitzenniveau geben, modellieren fortgeschrittene KPI, wie sie im Projekt zum Einsatz kamen, gezielt Aspekte des modernen Fußballspiels und liefern wissenschaftlich fundierte Analysemöglichkeiten. Um diese KPI den Spielanalysten der Topclubs als valides Mittel an die Hand zu geben, sind großflächige Praxistests von zentraler Bedeutung. Die DFL fördert daher mit solchen Projekt-Ausschreibungen Innovationen und interdisziplinäre Forschung mit dem Ziel, den deutschen Profi-Fußball und den Wettbewerb zu stärken. Das Projekt ist dabei eines der ersten, bei dem die positionsbasierten Leistungsindikatoren an einer Vielzahl von Spielen erprobt wurden. Einige der wichtigsten verwendeten KPI werden in diesem Beitrag vorgestellt. Im Fazit wird festgestellt, dass die Ergebnisse des Projekts „Positionsdaten im Profifußball“ eindeutig zeigen, wie die Spielanalyse unter Verwendung dieser neuen Methoden mehr als nur eine neue Perspektive hinzugewinnt. Die Tiefe der Ergebnisse geht deutlich über die der herkömmlichen statistischen Analysen hinaus. Obwohl das gesamte Potential der Positionsdaten bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist, bilden die Daten bereits heute eine wertvolle neue Komponente im Repertoire der Analysten. Von den Erkenntnissen profitiert neben der Bewegungs- und Trainingswissenschaft auch die sportwissenschaftliche Praxis. Vereinen ermöglichen die neuen Methoden, Spielerverhalten noch genauer zu analysieren, Trainingsprozesse zu steuern und Transferentscheidungen zu verbessern. Auch die öffentliche Wahrnehmung des Sportspiels wird durch die Erkenntnisse beeinflusst, z. B. als Basis für neue Produkte in der Berichterstattung der Medienanstalten. Zudem dienen die Ergebnisse als Unterstützung der Arbeit von Profikadern der Bundesliga, der Nachwuchsförderung in Nachwuchsleistungszentren und der Trainerausbildung. (Schiffer unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)