Sport, Gesundheit, Erziehung im Zeitalter des Barock

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Ader, Armin
Veröffentlicht:Hamburg: 2015, 226 S.
Herausgeber:Kovač
Ausgabe:1. Aufl.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISBN:9783830082354, 3830082355
Schriftenreihe:Schriften zur Sportwissenschaft, Band 132
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201608005614
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Die Studie stellt sportliche Aktivitäten, stellt Sportgeschichte in den Kontext der Geschichtsschreibung des Barock und sucht bisher ungenutzte Quellen und Literatur zu erschließen. Interdisziplinär kommt Historiographie der Alltagsrealität etwas näher und lernt von der Kunstgeschichte z.B. den Begriff der „architectura recreationis“. Schlösser und Gärten der Barockzeit waren nach der Absicht der Bauherren auf Bewegung, Unterhaltung, Kurzweil und Spiel zur Gesundheit angelegt, soweit es die Kriege zuließen. Das adelige Privileg der Hauptsportart Jagd z.B. geriet als „praeludium belli“ unter die Anforderung ständiger Kriege. Reiten, Tanzen, Fechten, Voltigieren, Schießen, Jagen dienten an den Erziehungsinstitutionen der Zeit – Ritterakademien – der Repräsentationsfähigkeit der „leisure class“ und ihrer Wehrertüchtigung. Unterprivilegierte, zurückgesetzte Bauern und Bürger wehrten sich gegen Auswüchse und Unrechtsfolgen der Adelsvorrechte. Prälaten, Kirchenmänner gehörten dem Adel an, partizipierten an seinen Privilegien, waren z.B. große Jäger, bauten für ihre Untertanen liturgische Räume festlicher Erbauung und Wallfahrtskirchen, die ihren nicht selten erbärmlichen Alltag zu ertragen halfen. Bei Kirchweih, Feiern und Kirchenfesten – regional mehr als heute Urlaubstage im Jahr – ließen sich Bürger und Bauern ihre Lebensfreude bei Tanz und sportlicher Kurzweil nicht nehmen. Prediger bestärkten sie darin, begleiteten ihren Alltag und warnten vor Übertreibungen. Der Kirchenschriftsteller Tertullian erfuhr in diesem Zusammenhang bis heute eine undifferenzierte Auslegung. Ärzte, Dichter, Denker durchschauten den Zusammenhang von Bewegung, Sport und Gesundheit, empfahlen der sitzenden Lebensweise von Studenten und Gelehrten das gesunde Landleben mit Arbeit bzw. Reiten, Tanzen, körperlichen Übungen im Freien, begrüßten die Öffnung der Adelsgärten und forderten eine Gesundheitserziehung mit Bewegung und Sport für alle. Aufklärung begann unter den Bedingungen des Barockzeitalters, um national recht unterschiedlich zu verlaufen.

Abstract des Autors

The study shows sports and physical education in connection with social history in the baroque age and opens up more or less unknown texts and literary sources. In multiple perspective it approaches the historical investigation of everyday culture and adopts from the history of baroque art for instance the term “architectura recreationis”. Castles and palace grounds were intentionally constructed with a view to sports and games as promotion of good health during baroque times, as far as wars allowed. The aristocratic privilege to hunt turned under the influences of wars to a “praeludium belli”. Horse-riding, dancing, fencing, shooting and hunting took on a chivalrous military character at the educational institutions in baroque times, aimed at the representation of trained warriors of the “leisure class”. Underprivileged countrymen and citizens tried to resist injustice and oppression resulting from the privileges of nobility. The higher clergy belonging to the aristocracy participated in these privileges for instance as great hunters, built churches for the people for liturgical use and sacred places for pilgrims and their festive spiritual emotions to forget the strain of everyday life. During feast days and fairs (on more days per year than holidays today), countrymen and citizens would not be deprived of their joy in dancing and sports. Preachers accompanied them every day, supported them, but also warned against exaggeration and abuse. Physicians, poets, philosophers came to understand again the context between sports and health – in the tradition of the famous Galen – and recommended to students and people with little physical exercise a healthy country life with walking, horse-riding, dancing and sports. They even demanded to open the parks of the nobility for the public, and a health education with sports and physical education for everybody. Emancipation continued.