Leichte oder schwere Wurfgeräte einsetzen?

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Lehmann, Frank
Erschienen in:Leichtathletiktraining
Veröffentlicht:27 (2016), 2/3, S. 40-46
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0939-8392
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201603001360
Quelle:BISp

Abstract des BISp

Die Grundsatzfrage, ob es sinnvoller ist, mit leichtem oder schwerem Material zu üben und im Wettkampf zu werfen, sorgt seit Jahren für Diskussionen unter Wurfexperten. Verf. beleuchtet Vor- und Nachteile des Werfens (und Stoßens) mit unterschiedlichen Gewichten in allen Wurf- bzw. Stoßdisziplinen (Speer, Hammer, Kugel und Diskus) und gelangt zu folgenden Schlussfolgerungen: Schwere und leichte Wurfgeräte haben unterschiedliche Funktionen und sollten fester Bestandteil im Wurftraining sein. Mit dem Einsatz der schwereren Wurfgeräte werden eine Verbesserung der Wurfverzögerung und ein Beitrag zur spezifischen Kraftentwicklung insbesondere als Bindeglied zwischen Maximalkraftentwicklung und spezifischem Wurftraining angestrebt. Das Training mit leichten Wurfgeräten dient der leistungswirksamen Erhöhung der Beschleunigungsmaxima der Wurfgeräte und dem Erhalt eines schnellen Wurfarms bzw. der Verbesserung der neuromuskulären und azyklischen Schnelligkeitsvoraussetzungen. Die leichteren Wurfgeräte (jeweils in Relation zum gültigen Wettkampfgerät) sollten insbesondere auch im Nachwuchstraining angewandt werden. In der U18-Altersklasse sind dies Vier- bzw. Zwei-Kilogramm-Kugeln oder -Hämmer; 400- bzw. 600-Gramm-Speere und 750-Gramm- bzw. 1-Kilogramm-Disken. Dabei sind bei den leistungsbesten Werfern bereits in dieser Altersklasse möglichst perspektivische Abfluggeschwindigkeiten anzustreben. Unter Berücksichtigung der hohen Bedeutung der azyklischen Schnelligkeitsvoraussetzungen (schneller Wurfarm neben zyklischen und azyklischen Schnelligkeitsvoraussetzungen der unteren Extremitäten) ist der Einsatz leichterer Wurfgeräte im Nachwuchstraining zwingend notwendig. Stöße und Würfe mit leichteren Wurfgeräten sind als fester Bestandteil in leistungsdiagnostischen Maßnahmen zu integrieren. Dabei sind Weitendifferenzen zwischen Würfen und Stößen mit dem Wettkampfgerät und dem leichteren Wurfgerät (z. B. im Kugelstoßen über zwei Meter) empirisch zu ermitteln und bei der weiteren Leistungsentwicklung bis in den Erwachsenenbereich beizubehalten. Im Jahresverlauf ist ein systematisches Nacheinander von schweren, normalen und leichteren Wurfgeräten zu sichern. Unter dem Aspekt der optimalen Vorbereitung auf Wettkämpfe mit dem jeweiligen Wettkampfgewicht ist das systematische Nacheinander von Mischformen in der Anwendung (z. B. die Kombination von schweren Geräten mit dem Wettkampfgewicht; die Kombination aller drei Gewichte und daran anschließend die Kombination von leichten Geräten mit dem Wettkampfgewicht) ab Mitte/Ende der akzentuierten Maximalkrafttrainingsphase bis zur Wettkampfphase zu empfehlen. Die notwendigen koordinativen Voraussetzungen (insbesondere Wurfgefühl) sind durch den Einsatz unterschiedlicher Wurfgeräte (neben Wettkampfgeräten Bälle, Kugeln, Stäbe usw.) bei unterschiedlichen Bedingungen (Gegen- oder Rückenwind; trockener oder nasser Ring usw.) und unterschiedlicher Aufgabenstellung (flach/hoch; nach links/rechts/geradeaus werfen; Zielwerfen und -stoßen) als wesentlicher Schwerpunkt im Nachwuchstraining zu entwickeln und zu vervollkommnen. (Schiffer unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)