Zwischen Ausdruckstanz und Postmodern Dance : Dore Hoyers Beitrag zur Weiterentwicklung des modernen Tanzes in den 1930er Jahren

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Peter, Frank-Manuel
Gutachter:Zielske, Harald; Brandstetter, Gabriele
Veröffentlicht:Berlin: 2003, 257 Bl., Lit.
Forschungseinrichtung:Freie Universität Berlin / Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften
Hochschulschriftenvermerk:Berlin, Freie Univ., Diss., 2004
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Elektronische Ressource (online) Gedruckte Ressource
Dokumententyp: Hochschulschrift Dissertation Graue Literatur
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201511008186
Quelle:BISp

Abstract

Dore Hoyer gilt in den 1950er und 1960er Jahren als die wichtigste deutsche Protagonistin des freien / modernen Tanzes. Vielfach wird sie als "die letzte große Vertreterin des Ausdruckstanzes" gesehen, als Meisterschülerin Mary Wigmans bezeichnet. Ihre Art zu tanzen wird von Zeitgenossen dieser Jahre jedoch häufig - trotz großer Anerkennung ihrer tanztechnischen Leistungen - dem Ausdruckstanz als einer vergangenen, veralteten Epoche der Tanzkunst zugerechnet. Erst in den letzten Jahren haben Untersuchungen an verschiedenen Beispielen ergeben, daß Dore Hoyers Tanzstil dieser Zeit keineswegs veraltet, sondern überaus modern war. Die vorliegende Untersuchung hat sich zum Ziel gesetzt, am Beispiel des bisher nahezu unbekannten Frühwerks von Dore Hoyer nachzuweisen, daß sie aus heutiger Sicht bereits in den 1930er Jahren die innovativste und modernste deutsche Tänzerin ihrer Zeit gewesen ist und den modernen Tanz wesentlich bereichert und weiterentwickelt hat. Auch wurde Dore Hoyer wesentlich weniger durch die namhaften Vertreterinnen des Ausdruckstanzes - Mary Wigman und Gret Palucca - beeinflußt, als bisher oft irrig angenommen. Stattdessen läßt sich eine stilistische Nähe zu besonders eigenwilligen und modernen, auch zeit- oder sozialkritischen Exponenten der deutschen Tanzkultur der 1920er und beginnenden 1930er Jahre aufzeigen, nämlich zu Vera Skoronel, Valeska Gert und Jo Mihaly. Die Entfaltungsmöglichkeiten von Avantgarde wurden aufgrund der sich auch kulturpolitisch immer stärker etablierenden NS-Diktatur in den 1930er Jahren ständig geringer, und nach allgemeiner Forschungsauffassung stagnierte die Entwicklung des modernen Tanzes in Deutschland oder war sogar rückläufig. Daher kommt Dore Hoyers Neuerungen dieser Zeit eine besondere Bedeutung zu; gleichzeitig bietet sich ein Vergleich mit den amerikanischen Entwicklungen des modern und postmodern dance an, die nicht solcher staatlichen Einflußnahme ausgesetzt waren. Dissertationen Online an der FU Berlin

Abstract des Autors

During the 1950s and 1960s, Dore Hoyer was seen as one of the most important German protagonists of free / modern dance. She was often called "the last great representative of Ausdruckstanz" or Mary Wigman's "master student" (although she never actually was her student). Contemporaries recognized her highly accomplished technique, yet were nevertheless inclined to view her style of dancing as Ausdruckstanz, which belonged to a by-gone age. In recent years, case studies have shown that Dore Hoyer's dancing style at that time was by no means anachronistic, but rather thoroughly modern. This study examines Dore Hoyer's nearly unknown early work in order to demonstrate that in the 1930s - when viewed from a present day perspective - she was already the most innovative and modern German dancer of her age, and that she made a valuable contribution to the development of modern dance on the whole. The influence that the more prominent representatives of Ausdruckstanz - Mary Wigman and Gret Palucca - had on Dore Hoyer was by no means as strong as has been previously assumed. Moreover, stylistic parallels can be drawn between her work and that of highly individual, modern dancers in Germany in the 1920s and early 1930s, such as Vera Skoronel, or Valeska Gert and Jo Mihaly, who also engaged in social criticism. The possibilities of avant-garde self- expression became more and more limited as the National Socialist dictatorship succeeded in establishing its cultural policies more firmly, introducing a period in which researchers believe that modern dance in Germany stagnated or even regressed. Consequently, the innovations introduced by Dore Hoyer at this time are all the more significant; they also provide an opportunity to compare her innovations with developments in modern and postmodern dance in America, where state influence did not have such a direct impact.