Leistungsoptimierung in der sportmedizinischen Gesundheitssprechstunde

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Gabriel, Holger Horst Werner
Erschienen in:Facetten der Ethik
Veröffentlicht:Würzburg: Königshausen & Neumann (Verlag), 2013, S. 137-156, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201409009398
Quelle:BISp

Einleitung

Sportärzte stehen für eine praktische medizinische Tätigkeit, die in besonderem Maß Bewegung, Übung, Training und Sport sowie den Bewegungsmangel berücksichtigt. Patienten und Sportlern jeglicher Leistungsfähigkeit, jeglichen Gesundheits- und Krankheitszustandes suchen Sportärzte auf, um Hilfe bei der Optimierung ihrer Gesundheit und körperlichen Leistungsfähigkeit zu bekommen. Die Schädigung der Gesundheit und die Beeinträchtigung der Lebensqualität soll dabei vermieden werden. Letztendliches Ziel des sportärztlichen Handelns in der Gesundheitssprechstunde ist es, einen Beitrag zum gelingenden Leben des Patienten und Sportlers zu leisten. Leistungssportler haben den Wunsch nach körperlicher Leistungsmaximierung bei gleichzeitiger Vermeidung gesundheitlicher Schädigungen. Sportarzt und Leistungssportler agieren vor dem Hintergrund der Zielsetzung und den Regeln des Leistungssports. Die Dopingregularien spielen dabei eine besondere Rolle. Doping als Strategie zum sportlichen Erfolg zu verfolgen, kann für Leistungssportler und Sportärzte einen nicht unerheblichen Anreiz haben. Sportrecht und ärztliches Berufsrecht sprechen jedoch ein eindeutiges Dopingverbot aus. Zudem wird aus sportethischer und medizinethischer Sicht erfolgreich, aber nicht unangefochten gegen Doping argumentiert. Freizeit-, Breiten- und Gesundheitssportler sowie Patienten streben ebenfalls eine Leistungsoptimierung an. Diese kann, muss jedoch keine Gleichsetzung der Leistungsoptimierung mit einer Leistungsmaximierung bedeuten. Für diese Personengruppen soll sportärztliches Handeln in erster Linie die Gesundheit und Lebensqualität ermöglichen. Die Früherkennung und Prävention von Erkrankungen, die im engen Zusammenhang mit dem Bewegungsmangel stehen oder solche, die sich durch Bewegungstherapie günstig beeinflussen lassen, sind wesentlicher Bestandteil der sportärztlichen Konsultationen. Als konfliktträchtig stellt sich dabei heraus, wenn unangemessene Gesundheits- und Fitnessvorstellungen sowie ein übertriebener Körperkult an den Sportarzt herangetragen werden. Solche Motive führen nicht selten zu dem ärztlich nicht erfüllbaren Wunsch nach unerlaubten leistungssteigernden Mitteln und Maßnahmen. Die sportmedizinische Gesundheitssprechstunde hat die Aufgabe, den hilfesuchenden Patienten und Sportlern sportärztlich-praktisch gerecht zu werden. Die dazu notwendige fachspezifische Sachkenntnis bedarf ethischer und juristischer Normen. Der grundlegende Anspruch an solche Normen ist die Menschenangemessenheit. Vor dem Hintergrund der menschenangemessenen Normen und bestmöglicher fachspezifischer Sachkenntnis sind die Bedürfnisse des einzelnen Menschen anzugehen. Eines dieser Bedürfnisse ist der Wunsch von Patienten und Sportlern nach Leistungsoptimierung. Zunächst soll das sportmedizinische Selbstverständnis als eine praktische Wissenschaft dargestellt werden. Dies ist deshalb notwendig, um den Ausgangs- und Endpunkt der sportmedizinischen Aufgaben zu klären: Die praktische medizinische Tätigkeit des Sportarztes in der Begegnung mit den Patienten und Sportlern. Einleitung