Abstract

Verf. misst dem historisch relevanten Zitat von 1933 aus einer schriftlichen Einladung zum Deutschen Turnfest des selbst ernannten Führers der Deutschen Turnerschaft Dr. Edmund Neuendorff an den „Führer und Reichskanzler“ Adolf Hitler, in dem er schrieb „dass die Deutsche Turnerschaft sich unter Ihrer Führung Seite an Seite neben SA und Stahlhelm stellt, und dass sie unter Ihrer Führung Schulter an Schulter mit SA und Stahlhelm den Vormarsch ins Dritte Reich antritt“, eine zentrale Rolle bei. Hier unterstreicht der Verf. das Prinzip der Selbstgleichschaltung, betrachtet zusätzlich die Zusammenhänge von Gleichschaltung und die Selbstgleichschaltung von Turnen und Sport. Es wird die Nähe des turnerischen Gedankens von körperlicher Ertüchtigung und Erziehung sowie die Grenzen zur NS-Ideologie beschrieben. Die Einflüsse der diktatorischen Schlüsselperson Edmund Neuendorff auf die Umorientierung hin zum „Führerprinzip“ und dem Wehrturnen der Deutschen Turnerschaft werden dargelegt. Das 15. Deutsche Turnfest von 1933 in Stuttgart hatte nachhaltige Folgen wie die Etablierung von Rassismus, Antisemitismus und den Ausschluss von Sozialisten/Marxisten. Verf. stellt diese Entwicklung vom Verrat an der ursprünglichen liberal und demokratisch orientierten Turngeschichte als schleichenden Prozess dar. Ferner werden die konkreten Auswirkungen auf die Vereinen und der Bruch mit der Turngeschichte detailliert betrachtet. Die Auflösung des Deutschen Turnerbundes und die Bildung des Deutschen Reichsbund für Leibesübungen (DRL) werden skizziert. Die Bildung NSRL im Jahre 1938, die Olympischen Spiele und die Biographie von Neuendorff werden abschließend beleuchtet. Weitz