Spitzensport in der DDR : Funktionen und Grundlagen

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Voigt, Dieter
Erschienen in:Handlungsmuster Leistungssport : Karl Adam zum Gedenken
Veröffentlicht:Münster: Hofmann (Verlag), 1977, S. 112–131, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Schlagworte:
DDR
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201403002789
Quelle:BISp

Abstract

Der auf zahlreichen deutschsprachigen Quellen basierende Beitrag ist in sechs Abschnitte gegliedert. Nachdem Verf. eine Situationsbeschreibung des Sports als Teil der sozialistischen Körperkultur vornimmt, geht er auf die Probleme des Leistungsprinzips ein. Nachfolgend schließen sich Ausführungen zu den Funktionen des Spitzensports in der DDR und ein eher allgemeines Kapitel zu den Grundlagen sportlicher Höchstleistungen an, bevor der Beitrag mit Schlussfolgerungen und einer Zusammenfassung endet. Verf. stellt in seiner Auseinandersetzung mit dem Thema fest, dass der Spitzensport für eine kleine Schicht der machtbesitzenden Parteikader in der DDR existentielle Aufgaben wie Anerkennung und Prestige sowie Integration zu erfüllen habe. Aus dieser Bedeutung heraus resultiere die besondere Förderung des Hochleistungssports, die den Interessen der Mehrzahl der DDR-Bürger widerspreche. Verf. fasst zusammen, dass durch das jeweilige Sozialsystem der Spitzensport als Kulturbestandteil in seiner spezifischen Form bestimmt werde, wobei er in der DDR seine politische Funktion im Rahmen der Zielsetzung der SED zu erfüllen habe. Die daraus abgeleitete Behauptung, sportliche Erfolge seien Ausdruck grundsätzlicher Überlegenheit einer Gesellschaftsordnung, sind aus Sicht des Verf. wissenschaftlich nicht haltbar, da Höchstleistungen im Sport dem Wirken objektiver und subjektiver Faktoren unterlägen. Im Gegensatz dazu, so Verf., habe vor dem Hintergrund möglicher Privilegien der allgemeine Mangel an Gütern und Grundrechten in totalitären Systemen eine besondere Wirkung auf Trainingsfleiß und Siegeswillen. Für die Gruppe der Spitzensportler liege im Sport die einmalige Chance des sozialen Aufstiegs, welcher durch andere Staatsleistungen kaum erreichbar sei. Daraus resultiere eine einzigartige Leistungsmotivation, welche die entscheidende Grundlage für sportliche Rekorde der DDR liefere, und nicht etwa die postulierten „patriotischen“ Motive. Abschließend stellt Verf. fest, dass das Leistungsprinzip in anderen gesellschaftlichen Bereichen zu Gunsten ideologischer Zuverlässigkeit von Staatswegen zurückgedrängt werde und lediglich im Spitzensport seine Entfaltung finden dürfe. Symanzik