Abstract

Zwischen 1812 und 1912 vollzog sich laut Verf. ein Paradigmenwechsel von der Turn- zur Sportwissenschaft. Dafür macht er folgende drei Merkmale aus: eine neue Wissenschaftskonzeption, ein neues Verständnis von Theorie und Praxis sowie die wissenschaftliche Institutionalisierung der internationalen Idee des Sports, die er anhand des Zustandekommens der „Vereinigung zur wissenschaftlichen Erforschung des Sports und der Leibesübungen e.V.“ in Berlin (Berliner Vereinigung) veranschaulicht. Wesentliches Element der neuen wissenschaftlichen Konzeption ist die schrittweise Ablösung der für die breite Masse angelegte und für die Wehrtauglichkeit konzipierte, gesundheitsorientierte Turnbewegung durch das Primat der „persönlichen Höchstleistung“ im modernen Sport. Das neue Verständnis von Theorie und Praxis wird dadurch gekennzeichnet, dass der Sport eine viel breitere Anwendung theoretischer Erkenntnisse beinhaltet, die neben der gesundheitsfördernden eben auch die leistungsfördernden Effekte betreffen. Die national wie international ausgerichtete Forschungsstätte sah sich vor und nach ihrer Entstehung heftigen Auseinandersetzungen zwischen Vertretern des national eingestellten und den Krieg befürwortenden Deutschen Reichsausschusses für Olympische Spiele (DRAfOS, später nur noch DRA) - wie z.B. Carl Diem oder Mallwitz - und dem Pazifisten Nicolai ausgesetzt. Dabei werden insbesondere die Ansichten des den Breitensport unterstützenden Nicolais zum Sport herausgearbeitet und seine sportpolitische Isolierung dargestellt. Diese Streitigkeiten könnten laut Verf. der Grund dafür gewesen sein, dass die Vertreter des DRA im Nachhinein falsche Behauptungen über die Gründung der Berliner Vereinigung in die Welt gesetzt haben. Streppelhoff