Merkmale eines 800-m-Weltklasseläufers : der 800-Meter-Weltrekordhalter und was wir von ihm lernen können!

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Schmidt, Paul
Erschienen in:Leichtathletiktraining
Veröffentlicht:23 (2012), 6, S. 20-27
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0939-8392
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201209006139
Quelle:BISp

Abstract

Anhand der Entwicklung des kenianischen 800-Meter-Weltrekordlers David Lekuta Rudisha analysiert Verf. den 800-Meter-Lauf. Um nicht nur David L. Rudishas herausragenden Eigenschaften zu beschreiben, werden weitere charakteristische Entwicklungsmerkmale von 800-Meter-Weltklasseläufern einbezogen. Ergänzend zieht Verf. ich einen Vergleich zur aktuellen Situation in Deutschland, gibt Talentsichtungs- und Trainingsempfehlungen für Schüler und Jugendliche und unterbreitet Empfehlungen, wie die deutschen Läufer zur Weltklasse aufschließen können. Im Rahmen der systematischen Talentförderung hält Verf. eine elektronische Erfassungskartei für besonders wichtig. Diese sollte zu einer objektiven Bestandsaufnahme und einer gezielten, individuellen Förderung verwendet werden. Hier sollten die wichtigsten persönlichen Daten, Ergebnisse eines Eingangstests zu Beginn des Grundlagentrainings und die Leistungsfortschritte einheitlich dokumentiert und vergleichbar gemacht werden. Alle D-, D-/C- und C-Kaderathleten der Landesverbände und des DLV sollten in diese elektronische Erfassungskartei einbezogen werden. Dabei geben Eignungs- und Anforderungsprofile, die durch die hauptamtlichen Trainer erarbeitet werden, den Maßstab für die quantitativen und qualitativen Bewertungen. Die Vorteile einer elektronischen Erfassungskartei sind: 1. Das Gesamtpotenzial ist zu jedem Zeitpunkt bewertbar. 2. Durch einen einheitlichen Test zu Beginn des Grundlagentrainings werden erste Eignungsmerkmale erkennbar. 3. Spätestens im zweiten Jahr wird abschätzbar, wie viele junge Athleten mit disziplinspezifischer Eignung sich in den Schülerabteilungen der Vereine befinden. Diejenigen, die diese Eignung besitzen, benötigen eine besondere Förderung. 4. Der DLV hätte bessere Chancen, die benötigten und wenigen Hochtalentierten unter den Millionen Jugendlichen zu finden. Verf. gelangt zu folgendem Fazit: Will der Lauf im DLV mit den vielen attraktiven Meisterschaftsstrecken wieder der Weltklasse angehören, besteht die Verpflichtung, internationale Entwicklungen der Spitzenklasse zu analysieren, zu beachten und Konsequenzen daraus zu ziehen. Alle im letzten Jahrzehnt durchgeführten Maßnahmen haben nicht dazu geführt, den Lauf wieder international konkurrenzfähig zu machen. Eher ist er von Jahr zu Jahr schwächer geworden. Die Konzepte und Maßnahmen waren wirkungslos und haben keine positiven Effekte ausgelöst. An bestehenden Förderkonzepten nur marginale Veränderungen vorzunehmen, wird dem „kranken Patienten Lauf“ nicht wieder auf die Beine helfen. Die ersten Schritte zur „Genesung“ wären laut Verf. die folgenden: 1. Wahrnehmung: Wie entwickelt sich die Weltklasse? Was sind die Erfolgsprinzipien, Methoden und Maßnahmen der Weltklasse? Worin bestehen die gravierenden Unterschiede zum DLV? 2. Bestandsaufnahme – eine realistische Einschätzung der aktuellen DLV-Kaderförderung und -Konzepte inklusive der Aktivitäten der Landesverbände, die für die Nachwuchsförderung verantwortlich sind, und der Vereine. 3. Aussortieren: Alles eliminieren, was nicht zu einer positiven Entwicklung beiträgt und nur Ressourcen verschwendet. 4. Neuanfang: Mit einem Programm bzw. „Masterplan“ kann der Anschluss zur Weltklasse wiederhergestellt werden. Masterplan deshalb, um das konsequente Ziel zu verdeutlichen, in vier bis acht Jahren hochtalentierte junge Athleten zu finden, erfolgreich auf ihrem langen Weg zu begleiten und zur Weltklasse führen zu können. Alle personellen und materiellen Ressourcen sowie das notwendig Know-how dazu sind Verf. zufolge vorhanden. Allerdings gilt es, den Mut und die Willenskraft zu entwickeln, diesen Weg zu gehen und den Masterplan vielleicht sogar gegen Widerstände, antiquierte Denkweisen und unklare Verantwortlichkeiten zum Wirken zu bringen. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)