Antisemitismus, jüdische Turnvereine und deutsche Turnerschaft im Kaiserreich

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Wildmann, Daniel
Erschienen in:Zeitschrift für Geschichtswissenschaft
Veröffentlicht:59 (2011), 3, S. 210-216, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0044-2828
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201104002960
Quelle:BISp

Abstract

1898 gründeten in Berlin 48 jüdische Männer den ‚Jüdischen Turnverein Bar Kochba Berlin’, den ersten jüdischen Turnverein im wilhelminischen Deutschland. Der Verein organisierte eine eigene Vereinspresse und war bedeutsam für weitere Neugründungen und die Etablierung der Jüdischen Turnerschaft als Dachorganisation. Warum gründeten so viele jüdische Turnerinnen und Turner ihre eigenen Organisationen? Eine Antwort ist: die antisemitische Tradition in Turnvereinen der Deutschen Turnerschaft, die – so die These des vorliegenden Beitrags – eines strukturellen Charakter besaß. 1904 gab es Diskussionen in der jüdischen Gemeinde Hannovers um die Frage, ob in dem zu gründenden jüdischen Turnverein auch Nichtjuden aufgenommen werden. Damals war Juden der Zugang zum vereinsmäßig organisierten Turnen und Sport nur eingeschränkt möglich. Die Debatte um die Zulassung jüdischer Turner zu Turnvereinen gab es zu diesem Zeitpunkt bereits seit 17 Jahren. Bereits 1887 hatte der ‚Erste Wiener Turnverein’, der unter dem Dach der 1868 gegründeten Deutschen Turnerschaft agierte, qua Satzung Juden aus seinem Verein ausgeschlossen. Eine Praxis, der sich zahlreiche österreichische Turnvereine anschlossen. Gegenpart der österreichischen Turnfunktionäre war Ferdinand Goetz, Geschäftsführer der Deutschen Turnerschaft, doch auch er akzeptierte die antisemitische Statutenänderung. sasch