Über empraktische Könnerschaft

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Caysa, Volker
Erschienen in:Zeitschrift für Kulturphilosophie
Veröffentlicht:4 (2010), 1 (Brot und Spiele), S. 65-72, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:1867-1845, 2366-0759
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201103002445
Quelle:BISp

Abstract

Um sich sportiv bewegen zu können, muß man nicht Biomechanik studiert haben, wie man zur Verdauung nicht die Physiologie und zum Denken nicht die Neurobiologie kennen muß. Es ist doch wohl eher so, daß ein Athlet durch das Antrainieren einer praktischen Geschicklichkeit eine Bewegungs- und Muskelerinnerung ausprägt, die als unausdrückliches Körpergedächtnis funktioniert, durch das man weiß, was zu tun ist, indem man es tut. Das »Wie« und »Was« wird dabei im Vollzug gelernt, und im Vollzug weiß man, was man weiß. Es gibt demzufolge eine Körperintelligenz, die empraktisch ist, die im Vollzug, im nichtreflektierten Probieren sich bildet und gerade deshalb so gut funktioniert. Das damit verbundene Körperwissen wird in der Praxis er-fahren, es ist aber noch keine reflektierte praktische Erfahrung, sondern ein unmittelbar praktisch eingebundenes Wissen, das als Wissen nur im Machen existiert, das im Tun gegeben ist. Ein Radrennfahrer löst demzufolge intuitionssicher und in diesem Sinne »intelligent« während seiner Fahrt ständig seine Gleichgewichtsprobleme, ohne daß er nur eine Ahnung von der mathematischen Gleichgewichtsformel hat, nach der er sich im Gleichgewicht hält. Er lernt nicht Radfahren durch wissenschaftliche Erklärungen, sondern indem er im Vollzug die Handlung versteht. Seine Intelligenz besteht nicht darin, daß er ein hohes metastufiges Wissen über sein Tun hat, sondem daß er seinen Körper praktisch-intelligent gebraucht und dadurch weiß, wie man es macht. Diese empraktische Könnerschaft zeichnet aus, daß man nicht sagen kann, wie man es macht, aber daß man es macht und daß es funktioniert. Einleitung