Körperlichkeit und Leistung: Doping im Sport der reflexiven Moderne

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Gugutzer, Robert
Erschienen in:Sport studies
Veröffentlicht:Wien: Facultas (Verlag), 2009, S. 212-224, Lit.-Verz. S. 293-315, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201101000632
Quelle:BISp

Abstract

Der moderne Sport hat eine sagenhafte Erfolgsgeschichte hinter sich, die zu Zeiten seiner gesellschaftlichen Ausdifferenzierung im 19. Jahrhundert nicht vorherzusehen war. Doch trotz oder gerade wegen seiner Erfolge befindet sich vor allem der Hochleistungssport in einer tiefen Legitimationskrise. Der entscheidende Grund hierfür ist das seit den 1980er-Jahren zunehmend als Problem wahrgenommene Dopingthema: Doping schadet dem "guten Ruf" des Sports. Darüber hinaus bedroht es den Spitzensport existenziell, da staatliche Förderleistungen, Sponsorengelder, Medien- und Publikumsinteresse sowie Nachwuchsrekrutierung entscheidend davon abhängen, dass der Sport "sauber" bleibt. Aus diesem Grund sind die Machthaber und Entscheidungsträger des organisierten Spitzensports zumindest vordergründig daran interessiert, Doping zu bekämpfen und den "sauberen" Sport sicherzustellen. Der vorliegende Beitrag geht von der These aus, dass diese Sauberkeitsidee ein europäischer Mythos aus dem 19. Jahrhundert ist, der fortdauernd beschworen wird und so die Krise des Spitzensports im 21. Jahrhunderts mit zu verantworten hat. Genauer soll hier unter Bezugnahme auf die Theorie reflexiver Modernisierung die These vertreten werden, dass die Legitimationskrise des gegenwärtigen Hochleistungssports entscheidend durch das Ignorieren der Entgrenzung von Natur und Gesellschaft bedingt ist: Weil im Spitzensport kontrafaktisch an der Unterscheidung zwischen dem natürlichen, nicht manipulierten Athletlnnenkörper (Natur) einerseits und dem gedopten AthletInnenkörper (Gesellschaft) andererseits festgehalten wird, befindet sich das Sportsystem in seiner bis dato größten Krise. Zur Begründung dieser These werden zunächst die Idee der Entgrenzung von Natur und Gesellschaft in der reflexiven Moderne skizziert und die entsprechende Natürlichkeitsfiktion im Sport beschrieben. Deren institutionelle Konsequenzen für den Sport werden sodann am Beispiel der Grenzwertproblematik und des Gendopings erläutert. Dem folgen eine knappe Auseinandersetzung mit den bisherigen, einfach-modernen Lösungen für das Dopingproblem und der Vorschlag einer reflexivmodernen Alternative. Das Fazit fasst die wichtigsten Argumente des Artikels zusammen. Aus dem Text