Aktuelle Entwicklungstendenzen im Eiskunstlaufen unter besonderer Berücksichtigung der Herrenkonkurrenz

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Schindler, Ilona
Erschienen in:Zeitschrift für angewandte Trainingswissenschaft
Veröffentlicht:17 (2010), 1, S. 95-101
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0946-8455
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201012009492
Quelle:BISp

Abstract

Die technische Entwicklung im Eiskunstlauf im reinen Sprungbereich ist in den letzten Jahren nicht im Maße vorangegangen, wie dies nach den Olympischen Winterspielen (OWS) 2002 in Salt Lake City vermutet wurde. Ursache dafür ist nach dem Skandal bei den Spielen 2002 die Einführung eines neuen Wertungssystems, das die technischen Elemente mit Basispunkten unterlegt. Durch das System hat sich das Risiko zu hohen Schwierigkeiten nicht ausgezahlt und der Schwerpunkt verschob sich auf die qualitativ hochwertige Ausführung der Elemente. In den Solosprüngen gibt es kaum Unterschiede zwischen den Spitzenläufern und dem Mittel- und hinteren Feld der Teilnehmer. So kommt den Pirouetten und Schritten eine weitaus größere Bedeutung zu als in den letzten vier Jahren, in denen diese eher der „Erholung“ im Programm dienten. Durch den fast identischen technischen Sprunginhalt der Läufer entscheiden die Qualität der Ausführung der Elemente sowie die Präsentation der Programme mehr als in der Vergangenheit über Sieger und Verlierer. Dabei wurden in den letzten vier Jahren große Anstrengungen unternommen, die Programme interessanter und publikumswirksamer aufzubauen und sich somit von der Masse abzuheben. Bei fast gleichem Inhalt im Vergleich zu den Spielen 2006 in Turin konnte die Präsentationswertung noch einmal angehoben werden. Diesen Trend hatte man in Europa etwas verschlafen und somit war es schwer, in die Phalanx der Nordamerikaner und Asiaten einzudringen. Neben der Präsentation verschob sich der Schwerpunkt auf eine exzellente Ausführung der dargebotenen technischen Inhalte. Lag der Durchschnittswert bei den OWS 2006 der ersten sechs Platzierten für acht Elemente noch um die 3,5, so steigerte er sich innerhalb der letzten vier Jahre auf 6,5, also fast das Doppelte. Dabei ist bemerkenswert, dass nicht nur der Olympiasieger mit Qualität überzeugt, sondern alle Medaillengewinner sich nur um Nuancen voneinander unterscheiden. Wie bereits erwähnt, ist jetzt außer den Sprüngen vor allem die Qualität des „Beiwerks“, also der Schritte und Pirouetten, mitentscheidend für die Platzierung. Auffällig ist, dass mit qualitativ hochwertigen und schwierigen Schritten und Pirouetten Punktverluste bei der Sprungkombination kompensierbar sind. Die Tendenz zu einem zweiten verschiedenen Vierfachsprung, wie dies nach den Jahren 2003-2005 zu erwarten gewesen wäre, ist völlig verworfen worden. Der Dreifach-Axel ist ein „Muss“ in der Weltspitze, ein Vierfachsprung wird von den Top-Ten-Platzierten gezeigt. Die Tendenz geht aber bei der Erhöhung der Schwierigkeiten dann eher zu Sprungkombinationen mit drei Dreifachsprüngen. Die gleiche Tendenz wie im Kurzprogramm spiegelt sich auch in der Kür wider. Auch hier liefern sich alle Topläufer ein Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Zusammenstellung ihrer Kür in den Basiselementen. Die Ausgewogenheit des Programms, die interessanten Verbindungen und die „Verpackung“ der Schwierigkeiten machen den Topläufer aus. Deutsche Eiskunstläufer konnten in Vancouver 2010 im Einzellauf weder im technischen noch im künstlerischen Bereich überzeugen. Insgesamt erfordert die recht unbefriedigende Entwicklung hinsichtlich der Platzierung in den Einzeldisziplinen bei den letzten drei Olympischen Winterspielen eine stärkere Hinwendung zur Förderung der Nachwuchs- und Juniorensportler. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)