Trainer – wichtigste Personalressource in den Verbänden?

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Schmidt, Paul
Erschienen in:Leichtathletiktraining
Veröffentlicht:21 (2010), 11, S. 23-25
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0939-8392
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201011008625
Quelle:BISp

Abstract

Verf. geht in diesem Beitrag der Frage nach, ob die Trainer nach den Aktiven wirklich die wichtigste Personalressource im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) bzw. in den Verbänden und Vereinen sind. Obwohl anlässlich von Ehrungen, aber auch in verschiedenen Veröffentlichungen, immer wieder bekräftigt wird, dass die Trainer nach den Aktiven die wichtigste Personengruppe im Sport seien, wurde der Beirat der Trainer nach der Vereinigung des Nationalen Olympischen Komitees und des Deutschen Sportbundes zum DOSB ohne Begründung abgeschafft, der Beirat der Aktiven dagegen beibehalten. Der DOSB hat auf die Mitwirkung einer Trainervertretung zur weiteren Entwicklung des deutschen Hochleistungssports (vermutlich aufgrund der notwendigen Verschlankung des DOSB) verzichtet. Durch die Abschaffung des Beirats wird die Behauptung, Trainer seien nach den Aktiven die wichtigste Personalressource, zu einem bloßen Lippenbekenntnis. In den Führungsebenen des deutschen Hochleistungssports sind Trainer nur unzureichend vertreten. Von den deutschen Sportverbänden hat lediglich der Deutsche Schwimmverband die Mitwirkung der Trainer im Vorstand in seiner Satzung festgeschrieben. Ansonsten wird auf ihre Mitarbeit weitgehend verzichtet. Dies ist Verf. zufolge unverständlich, denn schließlich wird diese Berufsgruppe dafür honoriert, dass sie Planungen konzipiert, die die Entwicklung sportlicher Spitzenleistungen ermöglichen. Das Wissen und die Kompetenz erfolgreicher Trainer wird zu wenig beachtet und genutzt. Empfehlung: Der DOSB als Dachorganisation des deutschen Sports sollte einen (modifizierten) Trainer-Beirat wieder einsetzen. Dadurch würde die Möglichkeit geschaffen, aktuelle Probleme mit den Vertretern der Aktiven und den für den Hochleistungssport verantwortlichen Funktionären zu diskutieren und zu lösen. Vor allem könnten gemeinsam Konzepte entwickelt werden, um gerade in den Bereichen des deutschen Sports, in denen eklatante Defizite bestehen, die internationale Konkurrenzfähigkeit wieder herzustellen. Als weiteren Aspekt diskutiert Verf. den von Jahr zu Jahr größer werdenden Trainermangel in Deutschland. Dieser Mangel entsteht zum Einen dadurch, dass erfahrene Trainer, die über längere Zeiträume erfolgreich gewirkt haben, aus dem Trainerberuf ausscheiden. Dies nicht nur aus Altersgründen, sondern Demotivation, Unzufriedenheit, Wechsel in andere Berufe oder Frühverrentung, aber die Kündigung bei Erfolglosigkeit spielen auch eine Rolle. Weiterhin wird der Mangel dadurch verursacht, dass bei Stellenbesetzungen keine qualifizierten Bewerber zur Wahl stehen. Und nicht zuletzt entstehen Engpässe Verf. zufolge auch durch Trainer, die erfolglos arbeiten und oft mit der Einstellung einer inneren Kündigung oder einem „Dienst nach Vorschrift“ Stellen blockieren, weil die Verträge eine Kündigung nicht gestatten. Dieses Blockieren hat negative Folgen für die weitere Entwicklung in deren Tätigkeitsbereichen. Die A-Trainer-Ausbildung des Fachverbandes oder die Ausbildung durch die Trainerakademie können diesen Trainermangel nur bedingt beseitigen. Da keine Analyse existiert, die den Bedarf für jeweils vier Jahre im Voraus ermittelt, wissen beide Ausbildungsbereiche nicht, wie viele Trainer in Zukunft benötigt und für welche spezifischen Aufgaben sie aus- und fortgebildet werden sollen. Empfehlung: In den Verbänden sollte eine Bedarfsanalyse erstellt werden, die auch die erforderlichen Qualifikationen zur Lösung bestimmter Aufgaben beschreibt – und zwar für vier Jahre im Voraus und einschließlich einer permanenten Fortschreibung. Für die einzelnen Verbände ist es zwingend notwendig, langfristig ausreichend kompetente Trainer zu rekrutieren. Des Weiteren fragt Verf. nach der Bedeutung von Führungskompetenzen für die Positionen in den Verbänden. In mittleren und größeren Unternehmen, in Forschungseinrichtungen und überall dort, wo Führungskräfte dafür verantwortlich sind, Leistungs- und Konkurrenzfähigkeit mit innovativen Produkten oder Dienstleistungen zu sichern, gewinnen Evaluationen an Bedeutung. Nicht, um eine Führungskraft oder ein gesamtes Team anzugreifen oder zu diffamieren, sondern mit dem übergeordneten Ziel, leistungsfähiger als die nationale und internationale Konkurrenz zu sein oder zu werden. Empfehlung: Auch bei Trainern sollte spätestens nach einem Jahr eine Evaluierung erfolgen. Das Ergebnis der Bewertung dient ausschließlich dazu, Schwächen, Defizite, aber auch die positiven Effekte zu ermitteln und zwar sowohl in Bezug auf die fachliche Kompetenz als auch bezogen auf die Soft Skills. Die Evaluation ist ein wichtiges Instrument der Erfolgssicherung und dient dazu, Störfaktoren, die eine Zielrealisierung und die faire Kommunikation behindern, zu eliminieren. Zusammenfassend stellt Verf. fest, dass der Gewinn, der sich nach einer Lösung der drei genannten Aspekte ergeben könnte, beträchtlich wäre: 1. Es würde eine deutliche Aufwertung des Trainerberufs in der Öffentlichkeit erfolgen. Außerdem würde eine Analyse stattfinden, die die Nachfrage an Trainern ermittelt, damit genügend qualifizierte Trainer nicht nur zur Verfügung stehen, sondern auch zielgerichtet auf ihre Aufgaben vorbereitet werden. 2. Die Mitarbeit von kompetenten und erfolgreichen Trainern in Führungsgremien könnte wesentlich zur Sicherung und Entwicklung des Hochleistungssports in Deutschland beitragen. 3. Eine Evaluation zur Bewertung der Führungskompetenz hat einzig und allein den Zweck, Schwächen und Defizite in den Führungskompetenzen zu erkennen und zu eliminieren, um gemeinsam mit hauptamtlichen wie ehrenamtlichen Mitarbeitern effektiver wirken zu können. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)