Umfrage : Perspektiven für die Sportwissenschaft aus der Sicht der Teildisziplinen

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Schott, Nadja; Memmert, Daniel
Erschienen in:Ze-phir
Veröffentlicht:10 (2003), 1 (Aktuelle Stellenentwicklung an sportwissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland), S. 34-43, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Sprache:Deutsch
ISSN:1438-4132, 1617-4895
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201008006586
Quelle:BISp

Abstract

In einer schriftlichen und mündlichen (Experten-) Befragung wurden Sprecher der dvs-Teildisziplinen sowie weitere Fachvertreter gebeten, eine Stellungnahme bezüglich dreier Fragen abzugeben: 1. Wie beurteilen Sie generell die zukünftige Stellenentwicklung in der entsprechenden Teildisziplin? 2. Können Sie ihren Bedarf an Mitarbeitern durch „Eigengewächse“ decken? 3. Welche Bedeutung spielt die Juniorprofessur für ihren Fachbereich? Die Ergebnismuster der Umfrage lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: In den klassischen Feldern der Sportwissenschaft (Bewegungs-/Trainingswissenschaft, Geschichte, Philosophie, Biomechanik) ist ein z. T. dramatischer Wegfall von Professuren zu verzeichnen. So kann bspw. derzeit keinem Qualifikanten und Habilitanden empfohlen werden, sich nur auf Sportgeschichte zu spezialisieren. Dafür besteht und wird auch in Zukunft kein Bedarf bestehen. Jedoch werden sportgeschichtliche Themen wieder zunehmend interessant für Allgemein- bzw. Sozial- und Kulturhistoriker, die nicht in der Sportwissenschaft tätig sind. Angesichts der prekären Stellensituation kann es auch als außerordentlich gefährlich gelten, sich unter Karrieregesichtspunkten in der eigenen wissenschaftlichen Ausbildung auf sportphilosophische Problemstellungen zu konzentrieren. Wenn ein Sportwissenschaftler eine sportmedizinische Hochschullaufbahn einschlagen kann, ist dies eine rühmliche Ausnahme. In den Trainings- und Bewegungswissenschaften sind kaum noch Ausschreibungen zu finden, die eine reine Ausrichtung auf z. B. die Trainingswissenschaft verlangen. Vielmehr werden Stellen in der Verbindung mit anderen Forschungsfeldern, häufig hochspezialisiert, ausgeschrieben. So wird heute eher Interdisziplinarität in Feldern wie Gesundheit, Management und Rehabilitation gefordert. Dies kann zu einem Verlust der „Sichtbarkeit“ einer Disziplin führen, aber auch das Überleben einzelner Teildisziplinen garantieren. So ist die Stellensituation für die Sportpsychologie durchaus positiv zu sehen, da alle Professuren erneut besetzt und sogar neue Felder hinzugewonnen werden. In neueren Feldern, wie der Sportinformatik sowie dem großen Feld der Gesundheit, zeichnen sich nicht nur die Möglichkeiten zur Qualifikation, sondern auch der Bedarf ab. Jedoch muss mit Geduld auf die Schaffung neuer Arbeitsbereiche und Stellen, bei denen es sich wohl eher um Umwandlungen alter Stellen handelt, gewartet werden. Der Prozess der Integration der Sportinformatik hat gerade erst begonnen, so dass die Gewährleistung einer ausreichenden Stellenversorgung im Moment nicht eingeschätzt werden kann. Jedoch lässt die Interdisziplinarität dieses Feldes ein hohes Entwicklungspotential vermuten. Die Bedeutung der Juniorprofessur wurde von fast allen Befragten gleichermaßen als gering eingestuft. Vor allem in den geisteswissenschaftlichen Teildisziplinen wird nach wie vor die Habilitation als Maß der Qualifikation eine bedeutende Rolle innehaben, durch ein Mehr an Aufgaben wird der Juniorprofessor jedoch weniger Zeit zur Qualifikation übrig haben. Nichtsdestotrotz könnte die Juniorprofessur für einige Disziplinen eine Nische, insbesondere unter dem Blickwinkel der Interdisziplinarität bzw. der Schaffung „neuer“ Arbeitsfelder, z. B. „Bewegtes Altern“, darstellen. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)