Das transtheoretische Modell der Verhaltensänderung im Kontext körperlicher Aktivität bei Jugendlichen

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Bucksch, Jens
Gutachter:Kolip, Petra; Schlicht, Wolfgang
Veröffentlicht:Bremen: 2007, IX, 268, 16 S., Lit.
Forschungseinrichtung:Universität Bremen / Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften
Ausgabe:1. Aufl.
Hochschulschriftenvermerk:Bremen, Univ., Diss., 2007
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Elektronische Ressource (online) Gedruckte Ressource
Dokumententyp: Hochschulschrift Dissertation Graue Literatur
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201008006391
Quelle:BISp

Abstract

Hintergrund: Die Förderung körperlicher Aktivität hat eine hohe Public Health-Relevanz. Im Jugendalter sinkt das Ausmaß körperlicher Aktivität deutlich ab, so dass Präventionsprogramme spätestens hier ansetzen müssen, um eine hohe Bewegungsmotivation aufzubauen. Für die Entwicklung von evidenzbasierten Strategien zur Förderung der körperlichen Aktivität ist eine theoretische Fundierung elementar. Das transtheoretische Modell der Verhaltensänderung (TTM) ist eine etablierte Theorie, die sich als Rahmen für die Entwicklung von gesundheitsrelevanten Verhaltensänderungsprogrammen bewährt hat. Im Erwachsenenalter liegen für dieses Modell im internationalen Raum Erfahrungen mit bewegungsbezogenen Interventionen vor. Bei Jugendlichen sind diese selten. Unabhängig von der Altersgruppe sind zudem Studien, die eine Überprüfung aller Komponenten des TTM (Stadien der Verhaltensänderung, Entscheidungsbalance, Selbstwirksamkeit, Prozesse der Verhaltensänderung (POCs)) vornehmen, nur vereinzelt zu finden. Fragestellung: Das TTM geht davon aus, dass sich fünf Stufen der motivationalen Bereitschaft zur Verhaltensänderung über die Ausprägung der POCs, der Entscheidungsbalance und der Selbstwirksamkeit differenzieren lassen. Zudem steigt die körperliche Aktivität über die Stufen der Verhaltensänderung an und in den aktionalen Stadien wird das Zielkriterium gesundheitswirksamer körperlicher Aktivität erreicht. Zentrales Anliegen dieser Arbeit ist es, diese Annahmen auf ihre Gültigkeit im Jugendalter zu überprüfen, da sie hauptsächlich aus Studien mit Erwachsenen stammen. Die angesprochenen Fragestellungen werden unter einem weiten Verständnis von körperlicher Aktivität beleuchtet (Public Health-Perspektive). Methodik: Ein für die Zielgruppe entwickelter Fragebogen wird in einem Pretest an zwei Gesamtschulen in Bremen bei 14- bis 16-jährigen Jungen (n=61) und Mädchen (n=69) auf seine Güte und Verwendbarkeit getestet. Die Hauptuntersuchung ist im Querschnitt angelegt und bezieht sich auf 14- bis 16-jährigen Mädchen (n=302) und Jungen (n=296) aus den drei wichtigsten Bildungsgängen (Haupt-, Realschule und Gymnasium). Die Auswahl der Schulen ist nach dem Zufallsprinzip erfolgt. Neben deskriptiv-statistischen Verfahren kommen auf der Ebene der Messinstrumentengüte konfirmatorische und exploratorische Faktorenanalysen zum Einsatz. Um die Haupthypothesen zu überprüfen, werden als statistische Verfahren vorwiegend univariate Varianzanalysen genutzt. Um das Gesamtmodell zu überprüfen, werden die Daten diskriminanzanalytisch untersucht. Ergebnisse: Die Jugendlichen sind als überdurchschnittlich aktiv einzuschätzen. 29,5% der Mädchen und 36,9% der Jungen erreichen die Empfehlung zur gesundheitsförderlichen körperlichen Aktivität. Die Jugendlichen verteilen sich folgendermaßen auf die Stufen der Verhaltensänderung: Absichtslosigkeit, n=175 (30,7%); Absichtsbildung, n=135 (22,9%); Vorbereitung, n=63 (11,3%); Handlung, n=20 (3,4%); Aufrechterhaltung, n=195 (31,7%). Es zeigt sich weiterhin, dass die Verwendung der Instrumente vertretbar ist. Die Annahmen im TTM in Bezug auf die Konstruktvalidität des Stadieninstrumentes muss kritisch angesehen werden, wobei die Gesamtdauer körperlicher Aktivität über die Stufen ansteigt. Für die weitere Modellüberprüfung gibt es in der Mehrheit signifikante Ergebnisse im Sinne der aufgestellten Hypothesen. Die Skalenwerte von Selbstwirksamkeit, Prozessen der Verhaltensänderung und Vorteilen steigen über die Stufen der Verhaltensänderung an und bleiben relativ unverändert bei den Nachteilen. Der Scheffés-Test weist zusätzlich aus, dass die Ausprägung der psychosozialen Konstrukte bis auf die Nachteile die Stufe der Absichtslosigkeit von mindestens einer weiteren Stufe signifikant unterscheidet. Interaktionseffekte mit dem Geschlecht sind nicht zu finden. Geschlechterunterschiede in der Ausprägung bestimmter Merkmale liegen aber mitunter vor (z.B. körperliche Aktivität). Diskriminanzanalytische Ergebnisse deuten die theoretisch angenommene Stufenzuordnung an. Ausblick: Jugendliche Jungen und Mädchen sind zu wenig körperlich aktiv und die Suche nach geeigneten bevölkerungsbezogenen Maßnahmen hat eine hohe Priorität, um die Gesundheit von jungen Menschen nachhaltig zu verbessern. Das TTM wird als ein hilfreiches Modell zur Erklärung von Verhaltensänderungen und zur Planung von Interventionen angesehen. Nicht alle vornehmlich im Erwachsenenalter überprüften Hypothesen scheinen sich aber im Jugendalter zu bestätigen. Vor allem gibt es nicht genügend Hinweise, die eine Existenz von fünf diskreten Stufen der Verhaltensänderung rechtfertigen. Basierend auf dem TTM lassen sich dennoch Umsetzungsideen für die Entwicklung eines individualisierten Programms zur Förderung der körperlichen Aktivität aus Public Health-Sicht diskutieren. Verf.-Referat

Abstract

Background: Physical activity (PA) in adolescence is an important public health issue. Regular participation in PA is associated with various health benefits. But problems of motivational adherence to PA have been documented. In addition a steep decline of activity levels occurs in adolescence. Evidence-based strategies to promote PA have to bear on theories of behaviour change. The transtheoretical model (TTM) is an established theory of behaviour change and the model has been served as a framework when designing tailored interventions in adults. In youth, studies on TTM in the context of PA have been scarcely conducted. Independent of the target group, the entire TTM - consisting of stages of change, self-efficacy, decisional balance and processes of change - has not been extensively investigated. Purpose: The TTM assumes that a specific pattern of processes of change, decisional balance and self-efficacy differentiates the five stages of change. In addition PA increases across the stages of change and people in the post-action stages fulfill the recommendations for healthenhancing PA to improve health. Main focus of the recent examination was to explore these assumptions in a sample of adolescents, because the most studies have been conducted with adults. The addressed hypotheses are analysed with respect to a wide interpretation of PA (public health perspective). Methods: A questionnaire was developed for the target group. The quality and practicability of the questionnaire was tested among 14- to 16-years old boys (n=61) and girls (n=69) from two comprehensive schools from Bremen. For the main inquiry a cross-sectional design was used. A random sample of seven junior high schools from Bremen (Germany) resulted in a sample of 598 adolescents (50.5% males, mean age = 15.0). In addition to some descriptive statistics the quality of the questionnaire was examined by confirmatory and factor analysis. With respects to the main hypotheses univariate analysis of variance followed-up with Scheffés multiple comparison test was generally used. To verify the entire TTM discriminant analysis was used. Results: The adolescents were above-average physically active. 29.5% of the the girls and 36.5% of the boys accomplished the recommendation of health-enhancing PA. Distribution of the sample across the stages was: precontemplation, n=175 (29.3%); contemplation, n=135 (22.6%); preparation, n=63 (10.5%); action, n=20 (3.3%); maintenance, n=195 (32.6%). The applicability of the questionnaire was acceptable. The construct validity of the staging algorythm was limited. Significant effects for stages of change were found for self-efficacy, pros and seven of the ten processes of change. In general, the scores of these constructs increase across the stages of change and Scheffés post-hoc analyses revealed at least differences between precontemplation and one other stage. Cons did not differ significantly across stages. An interaction between gender and stages was not found. Differences between girls and boys with respect to specific caracteristics were evident (e.g. PA). Discriminant analysis predicted group membership which was similar to the theoretical assumptions of the TTM. Conclusions: A large part of adolescent girls and boys are not sufficiently physically active. Seeking for population based interventions in youth are of top priority. From a public health vantage tailored interventions based on TTM seem to be fruitful. The results give support for some of the assumptions of the TTM in a German sample of adolescents. Some findings of this study raise questions about the usefulness of five discrete stages. Scores of most constructs of TTM increase but did not differentiated between each of the stages. The concept of different motivational stages of change provides important hints for the development of a tailored intervention. Some issues to promote PA with tailored information were finally discussed from a standpoint of public health. Verf.-Referat