Trauer- und Bestattungsrituale der Fußballvereinskultur: Totenmemoria - Ahnenbiographien - Stadionbegräbnis - Performance

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Herzog, Markwart
Erschienen in:Nekropolis: Der Friedhof als Ort der Toten und der Lebenden
Veröffentlicht:Stuttgart: Kohlhammer (Verlag), 2005, S. 181-210, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Tod
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201001001415
Quelle:BISp

Abstract

Tod und Sport haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun. Es handelt sich um sich gegenseitig ausschließende Gegensätze. Sport als Betätigung ist gewöhnlich ein intensiver Ausdruck körperlicher Vitalität, dient der Lebenssteigerung und Lebensfreude, setzt Athletik und Ertüchtigung voraus statt körperlichen Verfall, Tod und Sterben. Wenn man jedoch die über die körperliche Betätigung hinausgehenden kulturellen Kontexte miteinbezieht, in die vor allem der Vereinssport eingebettet ist, dann begegnet man zwangsläufig der Todesthematik. Das ist deshalb so, weil Sportvereine häufig generationenübergreifende Traditionen generieren, die Bezüge zu verstorbenen Vereinsmitgliedern aufweisen. Gerade im Fußball gibt es eine reich ausdifferenzierte Erinnerungskultur, eine „ballistische ars memoriae“ mit Gedächtnisorten (z. B. Wankdorf-Stadion in Bern), Jubiläen (Titelgewinne, Vereinsgründungen), Gedenkstätten (Vereinsmuseum), Alben mit persönlichen Erinnerungsfotos oder mit stereotypisierten Sammelbildern (Zigarettenbildersammelalben), es gibt die verschiedensten Memorabilien, die heute in Auktionshäusern die Eigentümer wechseln (Eintrittstickets, verschwitzte Leibchen, Autogrammkarten, Spielprogrammheftchen). Deshalb ist es ganz verständlich, dass sich im Kontext einer derart intensiv gelebten Tradition mit der Frage nach den Ursprüngen der Klubs und Vereine immer auch die Frage nach ihren Gründen und ihren verstorbenen Mitgliedern stellt. Vor diesem Hintergrund kommen in diesem Beitrag vier verschiedene Bereiche des Totengedenkens und des Umgangs mit verstorbenen Vereinsmitgliedern zur Sprache, die exemplarisch zeigen, dass es sich hier Verf. zufolge um ein außerordentlich fruchtbares Forschungsgebiet handelt: 1. Das Krieger- und Totendenkmal des 1. FC Kaiserslautern, dessen Funktionen und zeitbedingte Veränderungen; 2. das Ajax-Aschestreufeld auf dem Amsterdamer Friedhof Westgaarde sowie britische Stadionbeisetzungen; 3. die Sportler- und Ahnenbiographien sowie die Museen der Traditionsvereine und ihrer Verbände samt den sog. Halls of Fame; 4. die Sportrituale der südeuropäischen Fankultur, die sich der sepulkralen Symbolsprache bedienen. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen und des Inhaltsverzeichnisses)