Sitzen machen. Von getarntem Kommerz und Kultur

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Lüttmer, Hendrik
Erschienen in:"Holt Euch das Spiel zurück" Fans und Fußball
Veröffentlicht:Hildesheim: Verl. Die Werkstatt (Verlag), 1995, S. 57-71
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Fan
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201001001215
Quelle:BISp

Abstract

Der Begriff „Sitzplatzstadion“ gehört Verf. zufolge schon seit Jahren als Negativmoment zum festen Repertoire derjenigen, die den Fußball nicht nur als Spiel, sondern als kulturelles Ereignis begreifen. Sitzplatzstadien sind der Abschluss einer Entwicklung, die in den 1960er Jahren einsetzte. Zu dieser Zeit begann die Entwicklung des Fußballs vom reinen Stadionereignis zum medialen Massenspektakel. Nahm das Fernsehen zunächst nur eine Mittlerrolle als Informationsquelle ein, so entwickelte es sich bis heute immer mehr zum eigentlichen Geldgeber der Vereine. Damit verlor der Zuschauer als Geldquelle an Bedeutung, und damit vor allem der Großteil der Fans, die sich auf den billigen Stehterassen ein eigenes Terrain geschaffen haben. Auf der Suche nach einem neuen Publikum müssen – so Verf. – „die Wurzeln des Fußballs gekappt, seine proletarische Herkunft als Spektakel der unteren Klassen vergessen und seine treuesten Zuschauer ignoriert werden.“ Dabei dienen Sicherheitsaspekte als Vorwand, und zwar in völliger Ignoranz der Tatsache, dass Sitzplatzstadien im Falle einer Panik wesentlich gefährlicher als Stehterassen sind, dass sich die Gewalt fast ausschließlich außerhalb der Stadien abspielt und der gewaltbereite Teil der Fans sich längst auf die Sitzplätze verlagert hat. Sitzplatzstadien sind somit Symbol der völligen Vereinnahmung des Fußballs durch die Wirtschaft in allen Bereichen. Die kleine Gruppe von Fans, die sich im „Bündnis antifaschistischer Fußballfaninitiativen“ (B.A.F.F.) zusammengeschlossen hat, um sich dieser Entwicklung zu widersetzen, kämpft gegen die Macht des Geldes und die Automatismen der kapitalistischen Gesellschaft. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)