Politik und Antipolitik : Anmerkungen zum Verhältnis von politischem Feld, Männlichkeit und Fußball

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Pinter, Markus; Spitaler, Georg
Erschienen in:Arena der Männlichkeit : über das Verhältnis von Fußball und Geschlecht
Veröffentlicht:Frankfurt a.M.: Campus-Verl. (Verlag), 2006, S. 157-172, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200912007790
Quelle:BISp

Abstract

Sowohl die Berufspolitik als auch das Feld des Fußballs verfügen nach wie vor über Regeln und Zugangsschranken, die für Frauen stark ausschließend wirken. Während diese im erstgenannten Fall oft unsichtbar oder naturalisiert sind bzw. sogar geleugnet werden, ist dies im Fußball nicht so. Auch in der öffentlichen Wahrnehmung erscheint Fußball in den meisten europäischen Staaten als eindeutig männlich besetzte Sphäre, die angeblich Frauen nicht interessiert und in der ihnen die spezifischen Kompetenzen fehlen. „Deutschland bekam zwar die erste Bundeskanzlerin, doch ob das Land auch eine ‚Fußballkanzlerin’ erhält, erscheint weit fraglicher. Dieser Sport bleibt gerade auch im Bereich der Politik weiterhin ein ‚männliches Tor zur Welt’.“ Aufgrund der Überschneidung von politischen und sportlichen Öffentlichkeiten wurde die These formuliert, dass am sozialen Ort des Stadions selbst apolitischen Männern durch die Anwesenheit der politischen Repräsentanten „Politik durch die Hintertür“ in Erinnerung gerufen und vermittelt werden. „Politiker begeben sich am Fußballplatz unter ihresgleichen, nämlich unter Männer, mit denen sie sportliche Erfahrungen und Sozialisation teilen. Sie belegen ihre eigene ‚Normalität’, wodurch Zusammengehörigkeitsgefühl und Verbundenheit von Politikern und (männlichen) Fußballfans entstehe. Auf diese Weise könnten ‚Männer für Männerpolitik mobilisiert’ werden [...].“ Im Fazit seiner Ausführungen gelangt Verf. zur Schlussfolgerung, dass der Fußball tatsächlich Möglichkeiten bietet, „Männer für Männerpolitik“ zu mobilisieren. Beispiele wie jenes des Italieners Berlusconi belegen dies. „Seine Rolle bei der Konstruktion des Nationalen wie auch seine [...] Kodierung als ‚öffentlich’ und ‚männlich’ (im Gegensatz zu anderen ‚privaten’ und ‚feminisierten’ Feldern der Unterhaltungskultur) rückt den Fußball jedenfalls von vorne herein [sic] in die Nähe des politischen Felds. Männliche Politiker haben in dieser Sphäre zweifellos einen Wettbewerbsvorteil – auch wenn individuelle Frauen in diese Domäne durchaus eindringen mögen. Gerade was die Organisation des Fußballs betrifft, drängt sich aber die These auf, dass die hier nach wie vor vorhandenen männerbündischen Strukturen für Politiker beizeiten geradezu einen Rückzugsort bilden, an dem männliche Dominanz noch weit friedlicher gelebt werden kann als in der Politik, wo solche Verhältnisse zunehmend unter Legitimationsdruck geraten.“ Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)