"Technology shapes Culture". Medienaktivitäten von Fußballfans

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Schwier, Jürgen
Erschienen in:Medienfußball im europäischen Vergleich
Veröffentlicht:Köln: Halem (Verlag), 2006, S. 120-136, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Fan
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200904002011
Quelle:BISp

Abstract

Auf der Grundlage der Ergebnisse einer empirischen Studie legt Verf. dar, dass sich die Nutzung der digitalen Medien und die Vernetzung von Fußballanhängern zugleich als Symptom und als Motor für Wandlungstendenzen der Fankultur interpretieren lassen. Es wird zunächst versucht, die Unterschiede, Gemeinsamkeiten und die interaktive Dimension der Internet-Auftritte von Fans nachzuzeichnen sowie eine Einteilung der Webseiten vorzunehmen (1. Online Aktivitäten der kritischen Fanfraktion; 2. Internet-Auftritte der spaßzentrierten Fanfraktion; 3. Online-Magazine der intellektuellen Fanfraktion; 4. Online-Aktivitäten der Ultrafraktion). Anschließend geht es um die Frage, welche bedeutungsbildenden Prozesse in dieser Medienpraxis zum Tragen kommen. In diesem Zusammenhang wird u. a. festgestellt, dass die Online-Aktivitäten mit dem Widerstand gegen die Kommerzialisierung des Fußballs, der kritischen Auseinandersetzung mit Entwicklungen in der Fanszene sowie den Spiel- und Reisberichten primär Themenfelder aufgreifen, die sich schon in den 1990er Jahren als inhaltliche Schwerpunkte der Print-Fanzines herausgebildet haben. Auch das Layout zahlreicher Internet-Auftritte sowie deren Fokussierung auf den Text erinnern an das Erscheinungsbild der Nischen-Magazine, allerdings finden vermehrt die mit den neuen Medien gegebenen Optionen „Aktualisierbarkeit“, „Hypertextualität“ und „Interaktivität“ Berücksichtigung. Des Weiteren ist auffällig, dass die Medienobjekte von Fußballfans sich vorwiegend als Männerwelten präsentieren, zugleich jedoch eine antirassistische Grundhaltung und Tonlage aufweisen. Alle Fraktionen stimmen darin überein, dass Fremdenfeindlichkeit und Rassismus im Kontext des Fußballs strikt abzulehnen sind. Gerade Ultragruppierungen beziehen ihre Position eng auf die Sache Fußball. Die aktive Fanszene lehnt eine weitere Kommerzialisierung des Fußballs entschieden ab, da dieser Prozess dem um das Spiel kreisenden Fantum auf Dauer seine Grundlagen entziehen könnte. Die Sorge der Anhänger gilt dabei dem Erhalt einer authentischen Fankultur, die u. a. durch Sitzplatzstadien, die fernsehgerechte Spielplangestaltung, repressive Ordnungsmaßnahmen, die Einschränkungen beim Mitführen von Bannern, Fahnen und Doppelhaltern gefährdet wird. Indem „die verschiedenen Fanfraktionen unermüdlich ihre Differenzen zum Medien-Sport-Komplex anzeigen, halten sie an der Hoffnung fest, mit ihrer Leidenschaft, ihrer gegenseitigen Bindung, ihren Ideen und ihrem Engagement zu einer Verbesserung der Zustände im Fußballsport beizutragen. Diese nun auch im World Wide Web virulente Hoffnung ist letztlich für das Fortbestehen einer unabhängigen Fankultur unhintergehbar und wird durch das eigene (Medien-)Handeln gelebt.“ Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)