Populare Erinnerungsorte - Die NS-Zeit im österreichischen Fußballgedächtnis

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Spitaler, Georg
Erschienen in:Hakenkreuz und rundes Leder : Fußball im Nationalsozialismus
Veröffentlicht:Hildesheim: Verl. Die Werkstatt (Verlag), 2008, S. 545-557, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200903001875
Quelle:BISp

Abstract

Die inzwischen über 100-jährige Geschichte des organisierten österreichischen Fußballs wurde in den Jahrzehnten nach 1945 in einer Reihe von Publikationen des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB) dokumentiert. Im Hinblick auf die Frage nach Opfer(rolle) und Täterschaft erscheint in diesen Schilderungen der Fußball meist selbst als Opfer der politischen Verhältnisse. Vereine werden behindert, der Krieg stört den Spielbetrieb, und einzelne Spieler geraten in Konflikt mit der Obrigkeit. Obwohl die meisten allgemeinen Darstellungen des österreichischen Fußballs einer an institutionellen Brüchen (z. B. des ÖFB) orientierten Geschichte folgen, erzählen Vereinsgeschichten von Rapid oder Austria vom Alltag im Nationalsozialismus und beschreiben eine Kontinuität des Sports über die Systemwechsel hinweg – eine Einschätzung, die sich auch für den Vereinsfußball als solchen verallgemeinern lässt. „In dieser ‚grauen’ Tradition war es weniger der ‚Anschluss’, der als fundamentaler Bruch beschrieben wurde, als der Krieg, der den Sport und das Leben der Menschen beeinflusste. Im Schatten solcher ‚normalen’ bzw. normalisierten Erinnerungen blieben vor allem die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. Dies führte dazu, dass alternative Erzählungen aus dem Bereich des ‚Sagbaren’ lange ausgespart blieben – so dauerte es bei der Wiener Austria bis in die 1980er Jahre, bis offen über jüdische Traditionen des Klubs geschrieben wurde.“ Erst in den 1980er Jahren stellte sich in der populären Sportgeschichtsschreibung ein kritischer und reflektierender Blick ein. Daneben existieren aber „nach wie vor explizit ‚unpolitische’ Schilderungen der sportlichen Vergangenheit, die ihr Repertoire aus dem Binnenblick der ‚Eigenwelt’ des Sports gewinnen. Identifikation und Fansicht gegenüber den Helden des Sports erschweren dabei beizeiten einen distanzierenden Rückblick.“ Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)