Bewegte Diskurse, die bewegen : Überlegungen zur Spannung von Konstitution und Konstruktion am Beispiel des Tango Argentino

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Villa, Paula-Irene
Erschienen in:Body turn : Perspektiven der Soziologie des Körpers und des Sports
Veröffentlicht:Bielefeld: Transcript-Verl. (Verlag), 2006, S. 209-232, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200811004066
Quelle:BISp

Abstract

Der Artikel befasst sich mit verschiedenen Semantiken und Diskursen der Bewegung am Beispiel des Tango Argentino. Die Diskurse bilden hierfür den Konstitutionsrahmen, die Bewegung die Konstitutionspraxis. Verf. erläutert Diskurse der Bewegung generell und definiert den Diskursbegriff. Dabei ist der Diskurs nach Verf. eine stabile Struktur, eine Art Aussage. Der Tango Argentino ist durch Binarität geprägt, d.h. er ist von Gegensätzen wie führen und führen lassen gekennzeichnet. Das Scheitern einer eindeutigen Bedeutung, u.a. des Tango, ist durch verschiedene Kontexte verbunden. Es findet eine reflexive Verhandlung von Begriffen statt. Dies spiegelt die Bewegtheit von Diskursen wieder. Dabei bedingen nach Verf. Performativität und Mimesis einen solchen Diskurs beim Tango. Das bedeutet, dass hier Prozesse entstehen, die es so noch nicht gegeben hat. Durch eine reproduktive Aufführung werden performativ neue Wege ergründet. Hiernach macht Verf. Unterschiede zwischen Subjekt und Diskurs deutlich. Dabei ist der Diskurs der Tango an sich, der in der Breite Praxis konstituiert. Beispielsweise konstituieren verschiedene Filme spezifische Subjekte des Tango. Das Verhalten von Subjekt und Mensch ist dabei jedoch nach Verf. nicht deckungsgleich. Alle Subjekte eignen sich Bestandteile eines Körper-Wissens an und variieren und reproduzieren (mimetisch) den Tango. Diese mimetische Neuproduktion ist bezüglich spezifischer Bewegungspersonen nicht nur wichtig, sie ist konstitutiv. Die Faszination des Tango ergibt sich dabei durch die Semantik, die nicht einzuhaltende Versprechen der Tanzenden ausdrückt. Nach diesen theoretischen Abhandlungen zu Diskurs und der Verbindung zum Tango wird dieser in seiner geschichtlichen und kulturellen Entwicklung beleuchtet. Die Bedeutung des Tango als Spiegel des sozialen Geschehens - vor allem in Buenos Aires - wird durch Verf. deutlich gemacht. Es folgt eine diskurtive Grenzziehung der Bewegung, die die Dauerreflexion der Frage "Was ist Tango?" skizziert. Hier werden Szenarien aufgezeigt, die nicht immer erlebt werden, deren Ziel es jedoch ist, durch Tanz erlebt zu werden. Die Exotik des Tangos wird angesprochen, die Binarität aufgezeigt. Hiernach wird der Tango als Spiel beschrieben, welches die Verschiedenheit der translokalen Szene deutlich macht und zugleich vereint. Literaturbeispiele diskutieren abschließend die Stilentwicklung und das Erlernen des Tangos sowie seine Entnaturalisierung. Orthmann