Professionalisierung und De-Professionalisierung der Sportlehrerrolle

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Cachay, Klaus; Kastrup, Valerie
Erschienen in:Der Sportlehrerberuf im Wandel : Jahrestagung der dvs-Sektion Sportsoziologie in Zusammenarbeit mit den Sektionen Sportpädagogik und Sportgeschichte vom 17.-19. November 2005 in Tübingen
Veröffentlicht:Hamburg: Czwalina (Verlag), 2006, S. 218-238, Lit.
Forschungseinrichtung:Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft / Sektion Sportsoziologie
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200811003889
Quelle:BISp

Abstract des BISp

Zu Beginn wird die Zwiespältigkeit in der Kommunikation der Sportlehrerrolle diskutiert. Anhand von Schulleiter- und Lehreraussagen sowie Arbeitszeitmodellen wird offen gelegt, dass Sportlehrer nicht die gleiche Wertschätzung erfahren wie andere Lehrer. Nach einem knappen historischen Rückblick auf die Entwicklung des Sportlehrerberufs erfolgen theoretische Reflexionen. Hierbei ziehen Verf. die systemtheoretisch orientierte Professionalisierungstheorie von Stichweh heran und stellen die wichtigsten Eckpunkte dieses Ansatzes heraus. In dieser Theorie geht man von einem Zusammenhang zwischen gesellschaftlicher Entwicklung und Professionalisierung aus. Ferner wird die Entstehung von Professionen in enger Verbindung zu Funktionssystemen gesehen, also von gesellschaftlichen Teilsystemen, die sich primär an einer Funktion orientieren. Nach einer Zusammenfassung der wichtigsten Merkmale von Professionen, werden diese auf den Sportlehrerberuf übertragen. Dabei werden folgende drei Leitfragen herausgearbeitet und im Anschluss mögliche Antworten skizziert: 1. Welche gesellschaftlichen Probleme werden in der Schule vom Sportlehrer bearbeitet? 2. Inwiefern steuert die Leistungsrolle „Sportlehrer“ die Komplementärrollenkarriere des „Schülers“? sowie 3. Besteht zwischen der Leistungsrolle „Sportlehrer“ und der Komplementärrolle „Schüler“ eine deutliche Experten-Laien Differenz, und kann hieraus der Sportlehrer eine gesellschaftlich gesicherte Monopolstellung für die Problembearbeitung beanspruchen? Zur ersten Frage wird festgehalten, dass es aus der Sicht des Lehrers um die Vermittlung gesellschaftlichen Wissens und gesellschaftlicher Normen und Werte geht. Allerdings werden Professionalisierungsschwierigkeiten ausgemacht. So wird konstatiert, dass der gesellschaftliche Problembezug des Faches Sport unklar ist. Ebenso werden auch Probleme im zweiten Funktionsbereich der Schule, nämlich der Erziehung angesprochen (Mangel an Überprüfbarkeit, Technologiedefizit und ungenügende Ausbildung). Laut Verf. scheint demnach lediglich der Versuch vorzuliegen, eine Bedeutung für das Fach Sport durch Bezug auf gesellschaftlich akzeptierte Sozialkompetenzen zu erlangen. In den Ausführungen zur zweiten Frage wird die Selektionsfunktion der Schule einbezogen. Verf. vermuten allerdings, dass die Sportnote nur begrenzt von Bedeutung für die Schülerkarriere ist und demnach nur einen geringen Beitrag zur Komplementärrollenkarriere des Schülers leistet. Ebenso weisen Verf. innerhalb der dritten Frage auf Besonderheiten hin, die den Aufbau einer Experten-Laien Differenz erschweren (Sportsozialisation außerhalb der Schule, Präsenz des Sports in den Massenmedien, Problem des biologischen Alters von Sportlehrkräften). Abschließend geben Verf. einen Ausblick in die Zukunft und fordern die weitere Diskussion der genannten Probleme und Defizite bei der Professionalisierung der Sportlehrerrolle. (Klug)