Zur Geburt des deutschen Fußballs aus dem Geiste des Turnens

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Naumann, Marek
Erschienen in:Doppelpässe : eine sozialwissenschaftliche Fußballschule
Veröffentlicht:Weinheim: Juventa-Verl. (Verlag), 2008, S. 30-51, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200811003816
Quelle:BISp

Abstract

Als Ausgangspunkt der Geburt des deutschen Fußballs sieht Verf. die Krise des Turnens mitten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die vor allem in der 1881 erschienenen Schrift „Woran wir leiden“ von Emil Hartwich zum Ausdruck kam. Seit Gutsmuths und Jahn hatten Wesen und Form des Turnens eine neue Gestalt bekommen. Von der freien Hasenheide hatte man sich in Hallen zurückgezogen und mit Jahn hatte das, was dort getrieben wurde, nicht mehr viel zu tun. Man hatte das Turnen, so die Vorwürfe, nach und nach entmannt und in ein Schulfach gesteckt. Hand in Hand mit dieser Entwicklung ging eine Stärkung des Spiels, das allerdings unter dem Generalverdacht stand, zu sehr englischen Einflüssen zu unterliegen. Da dem Turnen immer schon ein erziehliches Moment zugeschrieben worden war, musste insbesondere der Fußball, um innerhalb der aus der Turnerschaft herausgeborenen Spielebewegung Anerkennung zu finden, auch in dieser Hinsicht eine gewisse Anschlussfähigkeit bzw. einen kleinen Mehrwert nachweisen. Im Rahmen des 3. Deutschen Kongresses des „Zentral-Ausschusses zur Förderung der Jugend- und Volksspiele in Deutschland“ wurde beschlossen, dass „[d]ie deutsche Jugenderziehung [...] aus Rücksicht auf die Erhaltung und weitere Förderung der nationalen Wehrkraft ihre Maßnahmen, insbesondere die Leibesübungen, den Anforderungen des Heeresdienstes anzupassen“. Hierzu gehöre die grundsätzliche Ausbildung der Bürgertugenden, die Stärkung von Wille und Körper sowie die Vermittlung von Fähigkeiten zum Ertragen besonderer körperlicher Anstrengungen. Den Jugendspielen wird vor allem ein möglicher Beitrag im Hinblick auf die körperliche Ausbildung, aber, scheinbar noch bedeutsamer, auf sittliche Wirkung attestiert. Das Spiel, verstanden als Krieg im Kleinen, könne nämlich bezgl. letzterem Hervorragendes leisten. Aus militärischer Sicht erschien daher insbesondere der Fußball, und zwar die Variante ohne Aufnehmen des Balles (Assoziation), als besonders geeignet. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)